Zürich (awp) - Der Zementhersteller LafargeHolcim präsentiert am Freitag, 26. Februar, das Ergebnis zum Geschäftsjahr 2020. Zum AWP-Konsens haben insgesamt 15 Analysten beigetragen.

2020E
(in Mio Fr.)               AWP-Konsens     2019A

Nettoumsatz                   23'079       26'722
Operativer EBIT adj.*          3'478        4'057
Reingewinn**                   1'802        2'072
                                                 
(in Fr.)
Dividende je Aktie              2,00         2,00


* wiederkehrend, vor IFRS 16
** reported, vor Abschreibungen und Devestitionen

FOKUS: Die Analysten rechnen in vierten Quartal beim Umsatz organisch und in Lokalwährungen im Jahresvergleich eine stabile Entwicklung. Nominal dürfte jedoch auch durch den starken Schweizer Franken ein Rückgang ausgewiesen werden. Beim Betriebsgewinn dürfte sich nach dem stark durch die Pandemie belasteten Ergebnis im ersten Halbjahr die Lage verbessert haben. Die Analysten dürften interessiert auf Fortschritt bei den Kosten schauen sowie auf die Preisentwicklung. Bei der Guidance für das laufende Jahr wird eine vorsichtige Formulierung erwartet.

ZIELE: Der Konzern selbst hat für das Schlussquartal eine "robuste Nachfrage" erwartet. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde Ende Oktober bei der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal angehoben. Dank der Performance im dritten Quartal wird mit einem Free Cash Flow von 2,75 Milliarden Franken gerechnet. Ende Juli wurde hier noch ein Wert von über 2 Milliarden als Ziel genannt. Der Verschuldungsgrad soll unter 1,8x liegen.

PRO MEMORIA: Das dritte Quartal hatte LafargeHolcim mit einem tieferen Umsatz abgeschlossen, die Profitabilität aber gesteigert. Der Umsatz sank um 9,6 Prozent auf 6,46 Milliarden Franken. Dabei spielte insbesondere auch der starke Franken eine Rolle. Auf vergleichbarer Basis (like for like) betrug das Minus nur 2,6 Prozent. Der bereinigte EBIT legte im Jahresvergleich um 1,9 Prozent auf 1,45 Milliarden Franken zu. Auf vergleichbarer Basis erzielte der Konzern hier sogar ein Plus von 10 Prozent. Damit verbesserte sich die EBIT-Marge auf 22,4 Prozent von 19,9 Prozent im Vorjahresquartal. Dabei halfen sowohl die Preisentwicklung als auch die umgesetzten Kostenmassnahmen.

Anfang Jahr meldete der Konzern eine Grossakquisition und den Einstieg in den Mark mit Flachdächern. Der Baustoffkonzern übernimmt Firestone Building Products für 3,4 Milliarden US-Dollar von der US-Tochter des japanischen Bridgestone-Konzerns. Die Division mit Hauptsitz in Nashville im Bundesstaat Tennessee beschäftigt rund 2'000 Mitarbeitende. Der Umsatz im vergangenen Jahr wird auf rund 1,8 Milliarden Dollar geschätzt und der Betriebsgewinn (EBITDA) auf 270 Millionen.

Zu den Produkten zählt alles, was für Flachdächer benötigt wird: Vom Bitumen für die Dachabdichtung, über die verschiedenen Membranen für die Trennschichten, bis hin zu den Dämmstoffen. Das Hauptgeschäft entfällt dabei auf die USA mit einem Anteil von 87 Prozent. Hier befinden sich auch 13 der insgesamt 15 Standorte. In Europa wird in Deutschland und Spanien produziert. Der Kauf soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden und Synergien von 110 Millionen Dollar pro Jahr bringen.

"Die Akquisition ist ein wichtiger Wachstumsschritt", sagte CEO Jan Jenisch. Firestone BP sei heute im US-Markt führend bei den Flachdachsystemen und weltweit mit einem Anteil von 4 Prozent der viertgrösste Hersteller. Es sei nun das Ziel, die Nummer eins zu werden, so der Firmenchef.

Jenisch hat den Zementhersteller seit seinem Antritt als CEO im Jahr 2017 schrittweise in eine neue Richtung geführt und immer die Bereitschaft für auch grössere Akquisitionen signalisiert. Der Konzern will im Bereich komplexerer und anspruchsvollerer Baustoffe und Systemlösungen wachsen und verspricht sich hier auch eine grössere Wertschöpfung.

Daneben wird das Portfolio auch mit kleinen Zukäufen abgerundet. So wurde im Februar mit zwei Akquisitionen in Italien und Frankreich die Position bei Transportbeton und Zuschlagstoffen gestärkt. Der Konzern gab die Übernahme der italienischen Edile Commerciale und der französischen Cemex Rhone Alpes bekannt. Angaben zum Kaufpreis oder der Grösse der beiden Firmen wurden keine gemacht. Die beiden Anbieter würden über ideal gelegene Standorte in den beiden europäischen Metropolregionen Mailand und Lyon verfügen, wie es weiter hiess. Die 35 Transportbetonwerken würden die Stellung von LafargeHolcim in diesen zwei attraktivsten Regionen Europas stärken. 2021 werden zusätzlich weitere Übernahmen erwartet.

Auch beim Thema Nachhaltigkeit hat der Konzern weitere Schritte unternommen. So trat LafargeHolcim dem amerikanischen "MIT Climate and Sustainability Consortium" (MCSC) als eines der Gründungsmitglieder bei. Ziel der an die technische Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology angeschlossenen Organisation ist es, die Massnahmen mit Bezug auf den Klimawandel durch technologische Innovation zu beschleunigen. Man werde als Vertreter der Baustoffindustrie mit führenden Unternehmen aus anderen Bereichen daran arbeiten, um skalierbare Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu entwickeln.

Zusammen mit Schlumberger New Energy soll innerhalb einer Forschungspartnerschaft die Entwicklung sogenannter Carbon Capture and Storage (CCS)-Lösungen vorangetrieben werden. Konkret wollen die Firmen die Machbarkeit der Abscheidung von Kohlenstoff aus Zementwerken von LafargeHolcim unter Verwendung der Kohlenstoff-Sequestrierungstechnologien von Schlumberger untersuchen. Die Partnerschaft soll den Weg ebnen, um bei den Kohlenstofflösungen "stark" voranzukommen. LafargeHolcim teste derzeit bereits mehr als zwanzig Carbon Capture-Projekte in Europa und Nordamerika. Dabei wolle man die vielversprechendsten Projekte mit Scale-up-Potenzial identifizieren.

AKTIENKURS: Der Kurs der Aktien hat sich in den vergangenen Wochen gut entwickelt. Nach dem deutlichen Einbruch im März 2020 bis auf 28,30 Franken wurde bereits wieder Anfang November das Vor-Corona-Niveau von über 45 Franken erreicht. Im Januar wurde bei 53,20 Franken ein Jahreshoch markiert. Aktuell notieren die Titel mit 50,14 Franken wieder etwas tiefer.

Website: www.lafargeholcim.com

jg/yr