ESSEN (dpa-AFX) - Der Baukonzern Hochtief will wegen eines kräftigen Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr deutlich weniger an die Aktionäre ausschütten. Der Vorstand schlage für 2021 eine Dividende von 1,91 Euro je Aktie für 2021 vor, teilte Hochtief am Mittwoch in Essen mit. Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet, nachdem das Unternehmen noch im Vorjahr 3,93 Euro je Anteilsschein gezahlt hatte. Der Gewinn schrumpfte 2021 vor allem aufgrund einer Sonderbelastung in Chile im Jahresvergleich um ein Drittel auf knapp 208 Millionen Euro. Eine Entscheidung in dem Schiedsgerichtsverfahren zu einer früheren Beteiligung an einem Bau eines Wasserkraftwerks in Chile belastete das Ergebnis mit rund 195 Millionen Euro. Die Aktie gab im Nachmittagshandel um rund zwei Prozent nach.

Ansonsten laufen die Geschäfte für den Konzern aus Essen wieder besser. Vor allem entwickelt sich der spanische Autobahnbetreiber Abertis deutlich besser. Hochtief hält an ihm rund ein Fünftel. Während des Lockdowns 2020 waren Mautautobahnen deutlich weniger genutzt worden.

Rechnet man Sondereffekte heraus, dann legte der Überschuss von Hochtief 2021 um 26,4 Prozent auf rund 454 Millionen Euro zu, was am oberen Rand der Prognose von 410 bis 460 Millionen Euro lag.

Für das laufende Jahr zeigte sich Unternehmenschef Marcelino Fernandez Verdes zuversichtlich. Er peilt einen um Sondereffekte bereinigten Konzerngewinn von 475 bis 520 Millionen Euro an. Das wären bis zu rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Zuversichtlich machen den Manager die prall gefüllten Auftragsbücher und gute Aussichten auf noch mehr. Hochtief habe zudem für 2022 und darüber hinaus in Nordamerika, in der Region Asien-Pazifik und Europa Zielobjekte im Wert von über 600 Milliarden Euro identifiziert.

Der Auftragseingang erhöhte sich 2021 um 36 Prozent auf gut 30 Milliarden Euro. Ende Dezember betrug der Auftragsbestand rund 52 Milliarden Euro. Das war ein Plus zum Vorjahr und deutlich mehr als vor Beginn der Pandemie. Der Umsatz verharrte im abgelaufenen Jahr auf knapp 21,4 Milliarden Euro. Die Vorjahreszahlen passte Hochtief aufgrund des Verkaufs eines Anteils am Minenausrüster Thiess durch die Hochtief-Tochter Cimic an.

Derweil will Hochtief seine australische Tochter Cimic komplett übernehmen. Hochtief biete den Cimic-Aktionären 22 australische Dollar je Aktie (14 Euro) in bar, teilte der im SDax notierte Baukonzern ebenfalls am Mittwoch mit. Damit bietet Hochtief für den restlichen Anteil von Cimic rund 940 Millionen Euro. Die Offerte liegt rund ein Drittel über dem jüngsten Schlusskurs.

Das Angebot sei an keine Bedingungen geknüpft, sodass die Aktionäre innerhalb von fünf Tagen ausgezahlt werden könnten, hieß es weiter. Derzeit hält Hochtief den Angaben zufolge 78,58 Prozent an Cimic. Um den 9. März herum sollen alle Cimic-Aktionäre das Angebot mit detaillierten Informationen erhalten./mne/ngu/mis