ESSEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat beim Baukonzern Hochtief im vergangenen Jahr tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Umsatz und operative Ergebnisse gingen 2020 deutlich zurück. Vor allem liefen die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, wegen der Krise viel schlechter. Aufgrund der Lockdowns wurden Mautautobahnen deutlich weniger genutzt.

Am Aktienmarkt kam die Vorlage der Zahlen nicht gut an. Die Aktien von Hochtief gaben im Nachmittag anfängliche Gewinne wieder vollständig ab. Kurz vor Veröffentlichung der Zahlen für 2020 lagen sie noch mit zwei Prozent im Plus, zuletzt verlor das Papier rund 1,5 Prozent auf 75,15 Euro.

"Der Betrieb unserer Baustellen und Servicestandorte lief und läuft trotz erschwerter Rahmenbedingungen weiter", sagte Unternehmenschef Marcelino Fernández Verdes in einer Telefonkonferenz. In den USA zum Beispiel habe Hochtief eine selbst entwickelte Corona-App speziell für Baustellen eingesetzt.

2020 ging der um Sondereffekte bereinigte Gewinn im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 476,7 Millionen Euro zurück, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in Essen mitteilte. Rechne man den Beitrag aus der Finanzbeteiligung an dem spanischen Autobahnbetreiber Abertis heraus, dann sei der operative Nettogewinn um knapp 10 Prozent gesunken. 2020 schmälerte Abertis den Hochtief-Gewinn um 17 Millionen Euro, ein Jahr zuvor steuerte der spanische Konzern noch 122 Millionen Euro zum Ergebnis bei.

Für das laufende Jahr peilt Hochtief einen bereinigten Gewinn von 410 bis 460 Millionen Euro an. Dies sei ein Zuwachs von elf bis 25 Prozent, wenn man das Ergebnis von 2020 um den 50-prozentigen Thiess-Anteilsverkauf auf 368 Millionen Euro bereinige, hieß es.

Inklusive Sondereffekte wies Hochtief im vergangenen Jahr einen Gewinn von 427,2 Millionen Euro aus. 2019 war Hochtief wegen einer milliardenschweren Abschreibung bei der australischen Tochter Cimic in die roten Zahlen gerutscht. Für das Gesamtjahr 2020 schlägt das Hochtief-Management eine Dividende von 3,93 Euro je Aktie vor, dies ist etwas weniger als von Analysten erwartet wurde. 2019 hatte der Essener Traditionskonzern noch 5,80 Euro je Anteilschein an seine Aktionäre ausgeschüttet.

Der Umsatz schrumpfte 2020 um gut acht Prozent auf 23,7 Milliarden Euro. Der Auftragseingang brach sogar um 24 Prozent auf 23 Milliarden Euro ein, zum Jahresende hatte der Konzern Aufträge für insgesamt 45,8 Milliarden Euro in den Büchern.

Einen Geschäftsbericht legte Hochtief noch nicht vor - dieser soll nun bis Ende März veröffentlicht werden und dann auch eine Vollkonsolidierung der Beteiligung Bicc in Dubai enthalten. Diese werde aber "voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf die fortgeführten Geschäftsbereiche von Hochtief im Geschäftsjahr 2020 haben", teilte Hochtief weiter mit. Auch die Prognose für das Gesamtjahr 2021 sowie der Dividendenvorschlag für 2020 blieben unberührt./mne/eas/he