ESSEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat beim Baukonzern Hochtief auch im ersten Quartal 2021 Spuren hinterlassen. So liefen die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund ein Fünftel hält, wegen der Krise schleppend. Aufgrund der Lockdowns wurden Mautautobahnen deutlich weniger genutzt. Das Gewinnziel für das laufende Jahr bestätigte Hochtief und passte die Vorjahreszahlen aufgrund des Thiess-Anteilsverkaufs an. Die Aktie verlor am Nachmittag knapp 2,6 Prozent auf 70,72 Euro.

Der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn sei im ersten Quartal im Jahresvergleich um 1,5 Prozent auf 99,2 Millionen Euro gestiegen, teilte das MDax-Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Rechne man den Beitrag aus der Finanzbeteiligung an Abertis heraus, dann sei der operative Nettogewinn um rund sechs Prozent gewachsen. Hochtief hatte 2018 gemeinsam mit der spanischen Mutter ACS und dem zur italienischen Unternehmerfamilie Benetton gehörenden Mautstraßenbetreiber Atlantia den spanischen Autobahnbetreiber übernommen.

Für das laufende Jahr peilt Hochtief weiterhin einen bereinigten Gewinn von 410 bis 460 Millionen Euro an. Dies sei ein Zuwachs von 11 bis 25 Prozent, wenn man das Ergebnis von 2020 um den 50-prozentigen Thiess-Anteilsverkauf bereinigt.

Inklusive Sondereffekten wies Hochtief im Auftaktquartal einen Gewinn von 86 Millionen Euro aus. Das waren gut drei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz schrumpfte in den ersten drei Monaten um rund 12 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte sich die Corona-Pandemie allerdings erst später im Quartal ausgewirkt.

"Wir haben im ersten Quartal eine starke Erholung der Auftragseingänge verzeichnet", sagte Unternehmenschef Marcelino Fernández Verdes. Mit Blick auf die Zukunft sei das Management optimistisch, dass sich dieser positive Trend fortsetzen werde. Unterstützt werde dies durch die Konjunktur- und Infrastrukturprogramme der Regierungen in den Hochtief-Schlüsselmärkten. Im ersten Quartal zog Hochtief mit rund 5,9 Milliarden Euro gut 30 Prozent mehr Aufträge an Land als im Vorjahr. Die Hälfte des Auftragsbestands entfällt dem Hochtief-Chef zufolge auf Projekte in Nordamerika, weitere 41 Prozent auf den Raum Asien-Pazifik und 9 Prozent auf Europa.

Erst jüngst hatte Fernández Verdes auf der Hauptversammlung des MDax-Konzerns gesagt, dass der Bedarf an wirtschaftlicher und sozialer Infrastruktur stark bleibe. So plane die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden, 2,3 Billionen US-Dollar über acht Jahre in die Infrastruktur zu stecken. Dieser sogenannte "American Jobs Plan", der derzeit im US-Senat diskutiert werde, sehe 621 Milliarden US-Dollar speziell für die Verkehrsinfrastruktur und weitere 689 Milliarden US-Dollar für die soziale Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und Breitband-Internet vor. In Australien sollen in den kommenden vier Jahren fast 300 Milliarden australische Dollar in Infrastrukturprojekte investiert werden, sagte der Manager weiter.

Die Umsetzung des Klimaziels in Europa werde in naher Zukunft durch den 750 Milliarden Euro schweren Pandemie-Wiederaufbaufonds unterstützt, von dem ein wichtiger Investitionsschub für die Infrastruktur erwartet werde. Hochtief habe in Nordamerika, in der Region Asien-Pazifik und Europa für 2021 Zielobjekte im Wert von mehr als 620 Milliarden Euro identifiziert, teilte Hochtief am Dienstag weiter mit./mne/ngu/fba