ESSEN/DÜSSSELDORF (dpa-AFX) - Im Ringen um eine Übernahme des spanischen Autobahnbetreibers Abertis ist der Essener Baukonzern Hochtief noch längst nicht am Ziel. Nachdem vor gut zwei Wochen die EU-Kommission grünes Licht für eine Übernahme gegeben hatte, fehlt immer noch die bereits seit längerem erwartete Zustimmung der spanischen Börsenaufsicht CNMV. Erst damit wäre der Startschuss für ein milliardenschweres Bieterrennen gefallen, dessen Ausgang allerdings völlig ungewiss ist.

Eröffnet worden war die Bieterrunde Ende Oktober vergangenen Jahres mit einer Offerte über insgesamt 18,6 Milliarden Euro, mit der das mehrheitlich zum spanischen Baukonzern ACS gehörende deutsche Unternehmen ein Angebot über 16,5 Milliarden Euro des italienischen Konkurrenten Atlantia übertrumpft hatte. Sollte aber Abertis eine Dividende an seine Aktionäre ausschütten, will Hochtief seine Offerte dementsprechend reduzieren, wie es in einer Mitteilung an die CNMV am Montag nach Börsenschluss hieß.

Kommt es zu einer Bieterwettbewerb, hatte Atlantia allerdings bereits angedeutet, die Offerte noch einmal deutlich erhöhen zu können. Zudem soll sie vollständig in Bargeld präsentiert werden, wie die "Börsen-Zeitung" zuletzt unter Berufung auf Finanzkreise berichtet. Das italienische Unternehmen hat wegen der geplanten Abertis-Übernahme für den heutigen Tag eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen.

Insgesamt könnte es für Hochtief mit einem Übernahmevolumen von bis zu 35 Milliarden Euro inklusive der Schulden des Autobahnbetreibers um eine der größten deutschen Auslandsübernahme aller Zeiten gehen. Doch der Essener Baukonzern hatte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die Schulden des Autobahnbetreibers in direktem Zusammenhang mit verschiedenen Projekten stehen.

Sollte stattdessen der italienische Konkurrent Atlantia zum Zuge kommen, würde der größte Mautstraßenbetreiber der Welt aus der Taufe gehoben.

In Spanien ist das Geschäft längst zum Politikum geworden. Dem Chef des Hochtief Mutterkonzerns ACS, Florentino Perez, der auch gleichzeitig Präsident des Fußballklubs Real Madrid ist, werden gute Kontakte zur spanischen Politik nachgesagt. Während in Deutschland sich einige Aktionärsvertreter um die steigende Schuldenlast des Essener Unternehmens sorgen, hoffen Arbeitnehmervertreter auf steigende Aufträge für das Unternehmen und seine Auslandstöchter. Mautautobahnen müssten regelmäßig repariert, gewartet und ausgebaut werden, hieß es.

Analyst Marc Gabriel Bankhaus Lampe hält die Risiken für überschaubar. "Ich glaube schon, dass der Zukauf für Hochtief Sinn macht", sagte er. Wo sonst bekomme Hochtief ein Geschäft mit weniger Risiken und hohen Renditen her. "Das Autobahnbetreibergeschäft bringt sehr hohe Margen mit sich, mit einem Abo-Charakter", beschrieb er die hoch gesteckten Erwartungen.

Tatsächlich konnte der spanische Autobahnbetreiber Abertis seinen Gewinn im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 897 Millionen Euro deutlich erhöhen. Der Umsatz kletterte gleichzeitig ebenfalls um 13 Prozent auf 5,323 Milliarden Euro./uta/mne/nas/fba

--- Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX und Uta Knapp, dpa ---