Konzernchef Rolf Habben Jansen sagte am Mittwoch in Hamburg, er rechne angesichts der jüngsten Zusammenschlüsse großer Konkurrenten und der anstehenden Neuordnung der Allianzen mit einer Stabilisierung des Marktes. Die Reedereien haben sich in den vergangenen Jahren einen Wettlauf um immer größere Schiffe geliefert, um bei sinkenden Frachtraten noch profitabel zu sein. Zuletzt gelang dies jedoch immer weniger, weil die Nachfrage nachließ. Hapag-Lloyd kam durch die Übernahme der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV aus diesem Teufelskreis heraus. Dank Einsparungen kämpften sich die Hamburger aus den Verlusten heraus und stellen ihren Aktionären für das angelaufene Jahr erstmals seit langem eine Dividende in Aussicht. Die Aktie stieg im späten Handel um rund zwei Prozent.

Im vergangenen Jahr erzielte Hapag-Lloyd mit 114 Millionen erstmals seit 2010 einen Nettogewinn. "Diesen Erfolg haben wir uns hart erarbeitet", sagte Habben Jansen. Mit dem Geld sollen die Rücklagen gestärkt werden. Der Niederlänger führt die Reederei seit Mitte 2014. Er hat dem inzwischen an der Börse notierten Konzern bei der Fusion mit der CSAV-Containersparte einen Sparkurs verordnet, der sich nun auszahlt. Von den jährlich erwarteten 200 Millionen Dollar Ergebnisverbesserungen fuhr Hapag-Lloyd 2015 bereits einen Großteil ein. Ermutigt vom Erfolg legte das Management nun eine zweite Stufe auf. "Octave 2" soll "einen Tick" weniger einspielen als das Vorgängerprogramm. Zusammen mit den Kostenvorteilen durch den CSAV-Zusammenschluss sollen die Einsparungen von 2016 an einen Ergebnisbeitrag von 600 Millionen Dollar bringen.

Die Einsparungen und eine leichte Belebung des Marktes zusammen sollen in diesem Jahr dazu beitragen, dass der Betriebsgewinn (Ebit) deutlich zulegt. Im vergangenen Jahr stand bereits ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 366 Millionen Euro zu Buche nach einem Verlust von 383 Millionen im Jahr davor. "Wir haben das geliefert, was wir versprochen haben. Das Unternehmen steht deutlich besser da, als vor der Fusion", sagte Habben Jansen.

ALLIANZEN WERDEN NEU GEORDNET

In der gebeutelten Branche stehen in den nächsten Monaten weitere Veränderungen an. So werden die Allianzen neu geordnet, zu denen sich Reedereien zusammengeschlossen haben. Durch die gemeinsame Nutzung von Schiffsraum auf bestimmten Routen sinken die Kosten. Hapag-Lloyd gehört der G6-Allianz an, zu der auch mehrere japanische Reedereien zählen. Habben Jansen schloss nicht aus, dass es in diesem Bündnis Veränderungen geben werde, nannte aber keine Details. Die Gespräche darüber liefen, sagte er. Die beiden größten Containerlinien Maersk und Mediterranean Shipping Company (MSC) arbeiten in einer eigenen Allianz zusammen.

Zugleich geht der Kampf um Größe weiter. Die aus Frankreich stammende CMA CGM will die in Singapur ansässige Neptune Orien Lines übernehmen und so ihre Position als Nummer drei der Welt festigen. Die beiden Großreedereien China Ocean Shipping und China Shipping haben sich zur neuen Nummer vier zusammengeschlossen. Dadurch rutschte Hapag-Lloyd um einen Platz auf Rang fünf ab.