TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt hat im ersten Quartal eine Flut von Aufträgen erhalten und seinen Verlust eingedämmt. Vor allem dank eines Großauftrags der Deutschen Luftwaffe für den Kampfjet Eurofighter mit Systemen von Hensoldt seien insgesamt Bestellungen über gut 546 Millionen Euro eingegangen, teilte die frühere Tochter des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus am Freitag in Taufkirchen mit. Das ist fast dreimal so viel wie ein Jahr zuvor.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Hensoldt-Aktie legte am Morgen um 3,39 Prozent auf 14,04 Euro zu und gehörte zu den stärksten Titeln im Nebenwerte-Index SDax. Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank lobte eine gute Auftragslage des Rüstungskonzerns, auch im laufenden zweiten Quartal. Angesichts gut gefüllter Auftragsbücher erschienen die Jahresziele des Managements eher vorsichtig.

Im Vergleich zum Ausgabepreis von 12 Euro beim Börsengang Ende September hat die Aktie rund 17 Prozent gewonnen. Von ihrem Ende April erreichten Rekordhoch von 17,46 Euro ist sie aber weit entfernt. Da hatte der Einstieg des italienischen Leonardo-Konzerns als Großaktionär den Hensoldt-Kurs in die Höhe springen lassen.

Die Bestellung von 38 Eurofighter-Jets durch die Deutsche Luftwaffe lässt die Hensoldt-Führung weiter frohlocken. Der Auftrag zur Produktion und Lieferung von Radar- und Selbstschutzsystemen für das Kampfflugzeug hat den Angaben zufolge ein Volumen von rund 300 Millionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet Hensoldt-Chef Thomas Müller weitere Aufträge aus dem Eurofighter-Deal in dreistelliger Millionenhöhe.

Dagegen fällt die Erlösentwicklung im ersten Quartal vergleichsweise bescheiden aus. In den Monaten Januar bis März erzielte Hensoldt einen Umsatz von knapp 209 Millionen Euro und damit sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich steckte das Unternehmen weiterhin in den roten Zahlen, konnte seinen Verlust im Jahresvergleich jedoch um rund zwei Drittel auf knapp 22 Millionen Euro verringern.

Nachdem Hensoldt schon 2020 einige Großaufträge verbucht hatte, zehrten die Anlaufkosten der Projekte im ersten Quartal am operativen Ergebnis. So sank der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) um knapp ein Viertel auf rund 15 Millionen Euro. Die entsprechende Marge ging von 9,9 auf 7,2 Prozent zurück. Im ersten Halbjahr fielen Umsatz und Marge in der Branche typischerweise schwächer aus als in der zweiten Jahreshälfte, hieß es.

Für das laufende Jahr hält der Vorstand an seinen Finanzzielen fest und rechnet weiterhin mit einem währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge soll etwa 18 Prozent erreichen. Dabei ist das Geschäftsvolumen mit geringem Wertschöpfungsanteil herausgerechnet. Im vergangenen Jahr hatte die Marge 18,2 Prozent betragen.

Hensoldt ist die ehemalige Radarsparte von Airbus. Der Finanzinvestor KKR hatte das Unternehmen 2017 übernommen und erst Ende März eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an den Bund verkauft. Hensoldt liefert auch Schlüsseltechnologien aus den Bereichen Krypto-Technik und Sensorik, und die Bundesregierung will einen unerwünschten Zugriff auf diesen Bereich verhindern. Ende April übernahm der italienische Leonardo-Konzern von KKR ein weiteres Aktienpaket von 25,1 Prozent./stw/mis/stk