STOCKHOLM (dpa-AFX) - Hohe Energiekosten und anfängliche Belastungen durch ein Sparprogramm haben im vergangenen Jahr am Gewinn der Bekleidungskette H&M gezehrt. Zudem hätten der Anstieg von Rohstoff- und Frachtkosten in Verbindung mit dem starken US-Dollar den Wareneinkauf stark verteuert, sagte Konzernchefin Helena Helmersson bei der Zahlenvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/2022 (bis Ende November) am Freitag in Stockholm. Auf einem Teil des Kostenanstiegs blieb H&M sitzen, der konnte nicht über höhere Preise an die Kunden weitergereicht werden.

Die Dividende soll trotz des Gewinnrückgangs mit 6,50 schwedische Kronen je Aktie stabil bleiben. Im neuen Jahr erwartet Helmersson zwar Rückenwind fürs Geschäft, die Anleger vermochte sie damit aber nicht beruhigen. Die H&M-Aktie verlor am Freitagvormittag zeitweise rund acht Prozent an Wert und büßte damit die Kursgewinne der vergangenen Tage wieder ein. Zuletzt lag der Kursabschlag am Vormittag noch bei rund sechs Prozent.

Der Konzern habe den Gewinn im vierten Quartal in einem Ausmaß verfehlt, dass die beruhigenden Aussagen untergingen, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic. Inklusive der Kosten für das Sparprogramm belief sich der Verlust in den drei Monaten bis Ende November auf 864 Millionen Kronen. Insgesamt bezifferte H&M-Chefin Helmersson die negativen Auswirkungen der erhöhten Kosten und Einmalaufwendungen auf rund 5 Milliarden Kronen im vierten Quartal. Auch das Tagesgeschäft blieb hinter den Erwartungen zurück.

Die Bruttomarge lag im Schlussquartal bei 49,7 Prozent und auch im Gesamtjahr lediglich einen Prozentpunkt höher. Die von Bloomberg erfassten Analysten waren jeweils im Schnitt von mehr als 52 Prozent ausgegangen.

Der operative Jahresgewinn brach um über die Hälfte auf 7,2 Milliarden Kronen (642 Mio Euro) ein. Der Nettogewinn ging sogar um zwei Drittel auf knapp 3,6 Milliarden Kronen zurück. Der Umsatz zog - wie bereits bekannt - nach einer Delle im Sommer zum Jahresende hin wieder an, sodass sich im Gesamtjahr ein Plus von zwölf Prozent auf 223,6 Milliarden Kronen ergab.

Im neuen Geschäftsjahr sollen sich die negativen Einflüsse laut Helmersson nun ins Positive umkehren. Sie berichtete von einem zufriedenstellenden Weihnachtsgeschäft. Die Verkäufe im neuen Geschäftsjahr seien gut angelaufen. "Die externen Faktoren sind immer noch herausfordernd, aber sie bewegen sich in die richtige Richtung", sagte die Managerin.

Das sieht auch RBC-Experte Richard Chamberlain so: Er erwartet, dass asiatische Lieferanten aufgrund niedrigerer Rohstoffkosten ihre Preise senken. Allerdings falle in diesem Jahr der Beitrag des zuvor hochprofitablen und schnell wachsenden russischen Geschäfts weg. H&M hat sich wie viele andere Unternehmen wegen des Ukraine-Kriegs aus Russland und Belarus zurückgezogen.

In Kombination mit Investitionen und Kostensenkungen sieht Konzernchefin Helmersson dennoch "sehr gute Voraussetzungen", dass das laufende Geschäftsjahr einen steigenden Umsatz und eine verbesserte Rentabilität bringe. Das Ziel, im Geschäftsjahr 2023/2024 eine zweistellige operative Marge zu erreichen, bleibe daher bestehen./lew/stw/mis