FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Freitagmittag deutlich nach unten. Nach dem Plus am Vortag hält damit die Achterbahnfahrt an den volatilen Aktienmärkten weiter an. Der DAX verliert 2 Prozent auf 15.208 Punkte, der Euro-Stoxx-50 reduziert sich um 2,1 Prozent auf 4.098 Punkte. Nach Einschätzung der Societe Generale wurden seit Jahresbeginn viele diversifizierte Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Nach den offiziellen Äußerungen der Fed zu Beginn des Jahres beschleunigte sich der Ausverkauf bei Anleihen und hat seitdem zu einer Marktkorrektur geführt. Hinzu komme, dass die geopolitischen Spannungen an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine immer mehr die Risikobereitschaft eintrübe.

Die geopolitische Lage wird auch im Handel als ein Grund für die Schwäche am Aktienmarkt genannt. "Niemand weiß, was es in den kommenden beiden Tagen für Schlagzeilen zur Entwicklung an der russisch-ukrainischen Grenze gibt", so ein Händler. Bereits am Freitag der Vorwoche sei zu beobachten gewesen, dass im Hinblick auf das Wochenende das Risiko minimiert wurde.

Derweil fällt der Euro immer weiter zum Dollar. Dies liegt zum einen an dem starken Wirtschaftswachstum in den USA im Vergleich zu Europa, und an der weiter auseinander driftenden Zinsdifferenz in den Währungsräumen, die eben für den Greenback spricht. Der Euro notiert bei 1,1130 Dollar.


   Deutsches BIP schwach - Wirtschaft im Winterschlaf 

Die Wirtschaftsleistung Deutschlands hat sich im vierten Quartal 2021 schwächer als erwartet entwickelt und könnte im laufenden Quartal erneut sinken. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent, von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet. Nach Angaben der Statistiker sank der Privatkonsum im Schlussquartal 2021, während der Staatskonsum zunahm. Die Bauinvestitionen gingen zurück.

Die Schwäche könnte noch etwas andauern. Für das laufende Quartal ist Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer pessimistisch: "Nach dem Minus im vierten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal erneut leicht sinken", schrieb er in einem Kommentar. So deuteten die Daten der Reservierungsplattform Open Table darauf hin, dass das Gastgewerbe im Januar etwa 15 Prozent weniger umsetze als im Durchschnitt des vierten Quartals. "Auch die Einzelhandelsumsätze dürften im Januar nach Daten von Google unter dem Durchschnitt des vierten Quartals liegen." Außerdem deute der Lkw-Maut-Index an, dass sich die Erholung der Industrie zumindest im Januar nicht fortgesetzt habe. Krämer rechnet weiterhin damit, dass das BIP 2022 um 3 Prozent steigen und die Wirtschaft im zweiten Quartal Fahrt aufnehmen wird.


   Henkel extrem schwach - Ausblick belastet 

Bei Henkel wurden einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt, die Aktie bricht um 10 Prozent ein. Dies hat nach Aussage aus dem Handel vor allem zwei Gründe. Zum einen liegt Henkels Prognose für das laufende Jahr laut Unternehmensmitteilung bei allen Parametern unterhalb des Marktkonsenses und trägt der "weiterhin angespannten Lage in den Märkten für Rohstoffe und Materialien sowie in den Lieferketten und damit verbundenen deutlichen Preissteigerungen" Rechnung. So erwartet Henkel für 2022 einen bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie (EPS) in der Spanne zwischen minus 15 und plus 5 Prozent, während der Vara-Research-Konsens von einem bereinigten EPS von plus 5 Prozent zum Vorjahr ausgeht - und damit am oberen Ende der Unternehmensspanne liegt. Zudem hat Henkel nach den vorläufigen Eckzahlen für 2021 bei der EBIT-Marge die seit November pessimistischere Guidance knapp verfehlt.


   Givaudan mit Margenproblemen 

Mit Abgaben von 6,4 Prozent reagieren Givaudan auf die Geschäftszahlen. Wie Jefferies anmerkt, hat das EBITDA die Schätzung klar verfehlt, wofür vor allem der Bereich Duftstoffe verantwortlich sei. Baader führt derweil an, dass die Kosten im zweiten Halbjahr stärker als erwartet gestiegen seien, was eine Indikation für ein mögliches Margenproblem 2022 sein könnte.

Für LVMH geht es nach Zahlen vom Vorabend um 0,2 Prozent nach oben. Umsatz und Gewinn sprangen deutlich an. "Die Corona-Delle wurde mehr als ausgebügelt", sagt ein Händler. So lag der Umsatz im vierten Quartal 2021 um 22 Prozent über denen aus dem Vor-Corona-Vergleichsjahr 2019. Gesucht waren vor allem die Marken Louis Vuitton und Dior.

Sehr gut kommen die endgültigen Zahlen von H&M (+4,3%) an. Vor allem der Margenanstieg im fiskalischen vierten Quartal bis Ende November sei herausragend, heißt es. Die Bruttomarge sprang auf 55,2 nach zuvor 52,1 Prozent an, gleichzeitig stieg der Umsatz um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Gewinn legte daher stärker zu um 14 Prozent. Der Ausblick sei zudem zuversichtlich und es solle einen 3-Milliarden-Kronen-Aktienrückkauf geben. "Was will man mehr", sagt ein Händler.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.100,20      -2,0%      -84,77          -4,6% 
Stoxx-50                3.708,99      -1,7%      -63,56          -2,9% 
DAX                    15.219,60      -2,0%     -304,67          -4,2% 
MDAX                   32.910,43      -1,0%     -316,16          -6,3% 
TecDAX                  3.386,44      -0,7%      -25,43         -13,6% 
SDAX                   14.763,54      -1,6%     -247,59         -10,1% 
FTSE                    7.460,70      -1,2%      -93,61          +2,3% 
CAC                     6.893,29      -1,9%     -130,51          -3,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,02                  +0,04          +0,16 
US-Zehnjahresrendite        1,84                  +0,04          +0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 8:18  Do, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1138      -0,1%      1,1137         1,1152   -2,0% 
EUR/JPY                   128,83      +0,2%      128,69         128,73   -1,6% 
EUR/CHF                   1,0379      +0,1%      1,0371         1,0383   +0,0% 
EUR/GBP                   0,8319      -0,1%      0,8315         0,8325   -1,0% 
USD/JPY                   115,66      +0,3%      115,40         115,43   +0,5% 
GBP/USD                   1,3387      +0,0%      1,3411         1,3397   -1,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3712      +0,0%      6,3700         6,3702   +0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                36.569,98      -0,4%   37.467,90      36.437,40  -20,9% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  87,33      86,61       +0,8%           0,72  +16,6% 
Brent/ICE                  90,19      89,34       +1,0%           0,85  +15,7% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.785,99   1.798,08       -0,7%         -12,09   -2,4% 
Silber (Spot)              22,53      22,77       -1,1%          -0,24   -3,4% 
Platin (Spot)           1.003,49   1.026,81       -2,3%         -23,32   +3,4% 
Kupfer-Future               4,35       4,42       -1,7%          -0,07   -2,5% 
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January 28, 2022 07:20 ET (12:20 GMT)