Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Konsumgüterkonzern Henkel zieht Konsequenzen aus dem Russland-Ukraine-Krieg und den internationalen Sanktionen und zieht sich nicht nur aus Russland sondern auch aus Belarus zurück.

Die Entscheidung zu Belarus sei diese Woche gefallen, sagte Henkel-CEO Carsten Knobel in der Medien-Telefonkonferenz. Henkel hatte den Rückzug aus Russland vergangene Woche angekündigt, bei "Abwägung aller Faktoren" sei die weitere Entscheidung gefallen, entsprechend sich auch aus Belarus zurückzuziehen, so Knobel.

Von der Entscheidung seien insgesamt rund 1 Milliarde Euro Umsatz oder 5 Prozent vom Gesamtumsatz betroffen, der dann entfalle, und mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Henkel hat in Russland Knobel zufolge 19 Standorte, davon 11 Werke. Beschäftigt werden dort 2.500 Mitarbeiter. In Belarus ist Henkel mit 100 Mitarbeitern in allen drei Geschäftssegmenten vertreten - Adhesive Technologies, Beauty Care und Laundry & Home Care - hat dort aber keine Produktionsstätten. Der Umsatz in Belarus ist Knobel zufolge "deutlich unter 1 Prozent" vom Gesamtumsatz.

Der DAX-Konzern hat nun einen geordneten Prozess eingeleitet, der Rückzug geschehe nicht "über Nacht". Knobel zufolge werden sämtliche Optionen geprüft, sei es das Einstellen bestimmter Geschäfte, der Verkauf oder Teilverkauf sowie ein Management-Buyout. Das habe Auswirkungen auf die Bilanz und gegebenenfalls auch Abschreibungsbedarf. CFO Marco Swoboda zufolge stehe das Russland-Geschäft mit Buchwerten im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich in den Büchern des Konzerns.

Laut Swoboda falle mit dem Aufgeben des Geschäfts knapp 5 Prozent vom Umsatz und auch ein Gewinnbeitrag weg. "Die Profitabilität war gut", sagte Swoboda.

Entsprechend seien etwa ein Drittel bzw. 20 Basispunkte der Senkung der EPS-Prognose für das Gesamtjahr auf die Situation in Russland, Belarus sowie Ukraine zurückzuführen, so Swoboda. In der Ukraine will der Konzern bleiben und das Geschäft aufbauen oder wieder aufbauen. In der Ukraine hat Henkel 4 Produktionsstandorte, die nach früheren Angaben seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar geschlossen sind.

Henkel hatte am Freitagmorgen die Gewinn- und Margenprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Unter dm Strich erwartet Henkel nun einen deutlichen Rückgang beim bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie (EPS) um 35 bis 15 Prozent zum Vorjahr. Zuvor war beim EPS ein Rückgang bis zu 15 Prozent, aber auch ein Anstieg bis zu 5 Prozent erwartet worden. Henkel rechnet nun im Gesamtjahr mit einer deutlich geringeren Marge beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern. Die bereinigte EBIT-Marge sieht der Konzern nun bei 9,0 bis 11,0 Prozent anstatt bei 11,5 bis 13,5 Prozent.

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(END) Dow Jones Newswires

April 29, 2022 08:27 ET (12:27 GMT)