DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Konsumgüterkonzern Henkel ist vor allem für sein Persil-Waschmittel bekannt. Den größten Anteil am Umsatz macht jedoch die Klebstoffsparte aus. Nach einem ernüchternden Jahr 2018 will Henkel mit neuen Produkten in der Pflegesparte punkten. Die Lage des Unternehmens, was die Analysten sagen, und wie es für die Aktie läuft:

LAGE DES UNTERNEHMENS:

Der Konsumgüterkonzern aus Düsseldorf hat sich auf drei Standbeine aufgestellt: Klebstoffe, Waschmittel und Kosmetikprodukte. Bei Letzterem ging es zuletzt nur schleppend voran, die Umsätze waren rückläufig. Beim dem Zugpferd Klebstoffe lässt zudem das Wachstum nach. Henkel-Chef Hans Van Bylen will daher Marken neu auflegen und das Unternehmen stärker digital ausrichten. Dafür sollen jährlich rund 300 Millionen Euro zusätzlich anfallen.

Neu ist zum Beispiel die vegane Ausführung der Shampoo-Marke Schauma. Ein Teil der Produkte soll etwa keine Milch oder Honig mehr enthalten. Bei der neuen Marke OnlyLove wirbt das Unternehmen damit, ohne Alkohol, Ammoniak und Silikone auszukommen. Insgesamt verschreibt sich Henkel eine Öko-Kur: Auch für die Geschirrspülmarke Pril sind neue, ökologisch-zertifizierte Produkte mit nachhaltigen Kunststoffverpackungen geplant.

Der weit wichtigere Markt ist für Henkel jedoch das Klebstoffgeschäft. Marken wie Loctite, Teroson oder Technomelt erwirtschaften rund 40 Prozent des Konzernumsatzes. Die Industrieklebstoffe kommen etwa bei der Autoreparatur oder auf dem Bau zum Abdichten von Fenstern und Fassaden zum Einsatz. Im vergangenen Geschäftsjahr wuchs die Sparte aus eigener Kraft um vier Prozent. Experten rechnen für 2019 aber mit einem langsameren Wachstum.

Im Waschmittelbereich muss sich Henkel im wichtigen US-Markt gegen den Rivalen Procter & Gamble durchsetzen. In Nordamerika wollen die Düsseldorfer mit Waschmittelkapseln und -tabs punkten. Die größte US-Marke All wurde zudem neu aufgelegt. Die Kernmarke Persil soll umfassend erneuert werden.

Wegen der hohen Investitionen ist der Dax-Konzern in seinem Ausblick für 2019 zurückhaltend. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Vorzugsaktie dürfte um einen mittleren einstelligen Prozentsatz sinken, wenn man Schwankungen der Währungskurse herausrechnet. Der Umsatz soll aus eigener Kraft um zwei bis vier Prozent steigen. Die um einmalige Aufwendungen und Erträge sowie Umbaukosten bereinigte Gewinnspanne (Ebit-Marge) soll 16 bis 17 Prozent erreichen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Mit 13 von 20 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten rät die Mehrheit zum Halten der Aktie, nur drei empfehlen den Kauf sowie vier den Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 96,20 Euro. Am optimistischsten sind die Analysten der Commerzbank. Sie sprechen sich für Kaufen aus und sehen ein Aufwärtspotenzial von rund 44 Prozent bei einem Kursziel von 128 Euro. Am pessimistischsten ist die US-Investmentbank Morgan Stanley, die mit einem Abwärtspotenzial von 13 Prozent rechnet und bei einem Kursziel von 77 Euro den Verkauf empfiehlt.

Analyst Jörg Philipp Frey vom Analysehaus Warburg weist auf die Bedeutung der Konjunktur für die Wettbewerbsfähigkeit des weltgrößten Klebstoffherstellers hin. Das Geschäft hänge stark von der weltweiten Industrieproduktion ab. Das Wachstum der Sparte habe sich im vierten Quartal aufgrund einer sehr starken Vergleichsbasis verlangsamt. Der Anstieg der Preise solle sich jedoch auch im ersten Quartal 2019 noch positiv auswirken. Zudem habe Henkel den Umsatzanteil der wichtigsten Marken deutlich erhöht. Zu den Pluspunkten zähle auch, dass das Unternehmen im Kosmetikbereich innovativ sei. In Rezessionen habe Henkel durch Produkteinführungen im Einstiegspreissegment Einbußen im professionellen Salongeschäft kompensiert.

Analyst Lars Lusebrink vom Analysehaus Independent Research, der zum Verkauf der Aktie rät, begründet dies hingegen mit dem schwierigen Marktumfeld. Hinzu komme eine ausgeprägte Wachstumsschwäche im Körperpflegesegment sowie ein schwacher Margen-Ausblick für 2019.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Im den vergangenen zwölf Monaten hatten die Anleger wenig Freude mit der Henkel-Aktie: Seit Anfang März 2018 verlor das Papier rund 30 Prozent an Wert bis zu einem Tief bei 82,86 Euro Ende Januar 2019. Zuletzt erholte sich der Aktienkurs wieder leicht.

Damit entwickelte sich die Henkel-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten deutlich schlechter als der Dax. Der deutsche Leitindex verzeichnete in diesem Zeitraum einen Rückgang um 2,5 Prozent, Henkel kommt trotz der Erholung vom Januar-Tief auf rund Minus 17 Prozent.

Auf längere Sicht ist die Aktie seit Juni 2017, als sie ihr Rekordhoch bei 129,90 Euro erreicht hatte, auf einem Abwärtskurs. Für langfristige Anleger hatte sich das Halten des Papiers bis dahin jedoch gelohnt: Wer bereits Ende 2009 eingestiegen war, konnte den Wert bis zum Rekordhoch mehr als verdreifachen. Und selbst aktuell hätte er seinen Einsatz noch mehr als verdoppelt./elm/tav