St.Gallen (awp) - Die Helvetia macht am spanischen Markt einen grossen Schritt nach vorne: Der Versicherer kauft eine Mehrheit am spanischen Versicherer Caser und wird so zum siebtgrössten Schadenversicherer in Spanien. Im Lebengeschäft erschliesst sich Helvetia darüber hinaus neue Vertriebskanäle.

Helvetia habe sich mit verschiedenen Aktionären des spanischen Versicherers über den Verkauf ihrer Aktienpakete geeinigt, teilte die Gruppe am Freitag mit. Die Schweizer kommen so in den Besitz von knapp 70 Prozent an Caser und bezahlen dafür rund 780 Millionen Euro. Die restlichen 30 Prozent behalten bisherige Vertriebspartner von Caser.

Die Übernahme kommt nicht überraschend: Bereits Ende 2019 war bekannt geworden, dass Helvetia an Caser Interesse hat. Gerüchten zufolge buhlten auch ein niederländischer und ein belgischer Versicherer sowie ein Konkurrent aus Spanien um Caser.

Sprung im Schadengeschäft

Mit Caser werde Helvetia das Europa-Geschäft als zweites Standbein nebst dem Heimmarkt Schweiz weiter stärken. Die Akquisition passe "hervorragend" zur Strategie von Helvetia, wird Konzernchef Philipp Gmür in der Mitteilung zitiert. In Europa sind die ST. Galler auch noch in Deutschland, Italien und Österreich präsent.

In erster Linie wächst Helvetia durch den Zusammenschluss in der Schadenversicherung. Von den im Jahr 2018 von Caser eingenommenen Prämien im Umfang von 1,64 Milliarden Euro entfallen zwei Drittel auf das Nichtlebengeschäft. Im gleichen Jahr hatte Helvetia in Spanien ein Prämienvolumen von 485 Millionen Franken erwirtschaftet, über 70 Prozent davon in der Schadensparte.

Damit werde Helvetia gemeinsam mit Caser am spanischen Nichtlebenmarkt zum siebtgrössten Anbieter aufsteigen.

Auch im Lebengeschäft würden mit Caser neue Absatzkanäle erschlossen. Denn Caser verfüge über Vertriebsabkommen mit den Finanzhäusern Ibercaja, Unicaja und Liberbank sowie weiteren Banken. Diese Kooperationen würden fortgeführt, so die Mitteilung. Allein Ibercaja, Unicaja und Liberbank seien mit rund 3'100 Filialen in ganz Spanien präsent und betreuten mehr als 7 Millionen Kunden.

Die Versicherer führen ihr Geschäft mit den beiden am Markt etablierten Marken fort. Auch die Managementteams bleiben bestehen. Das Ziel des Zusammenschlusses sei es aber auch, Synergien zu nutzen. Damit werde sich nach Abschluss der Transaktion ein gemeinsames Komitee auseinandersetzen.

Ausgabe neuer Aktien

Finanzieren will Helvetia den Zukauf zu zwei Dritteln mit der Ausgabe von Hybridanleihen und zu einem Drittel mit neuen Aktien. Über die Schaffung der Aktien werden die Helvetia-Aktionäre an der Generalversammlung von Ende April abstimmen. Bis dies geregelt ist, finanziert Helvetia den Kauf mit bestehender Liquidität.

Die Pläne zur Finanzierung sollen sicherstellen, dass Helvetia auch nach der Übernahme "solide" kapitalisiert bleibt. Die Gruppe hält im Kapitalregime "Swiss Solvency Test" nach wie vor an der Zielvorgabe von 180 bis 240 Prozent fest.

Helvetia geht davon aus, dass die Übernahme im ersten Halbjahr 2020 zu einem Abschluss gebracht werden kann. Noch ausstehend ist dabei die Zustimmung der zuständigen Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden.

An der Börse fällt die Reaktion auf die Pläne von Helvetia in Spanien verhalten aus. Die Aktie gewinnt im frühen Handel wie der Gesamtmarkt 0,4 Prozent hinzu. Helvetia bezahle für Caser einen "vernünftigen" Preis und die Übernahme sei insgesamt positiv zu werten, schreibt ein Analyst.

mk/ra