Klarer Kompass

in unsicheren Zeiten

Rede zur ordentlichen Hauptversammlung der HELLA GmbH & Co. KGaA am 16. Mai 2025

Bernard Schäferbarthold, Vorsitzender der Geschäftsführung

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

sehr geehrte Mitglieder des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats,

meine Damen und Herren, verehrte Gäste,

herzlich willkommen zur diesjährigen HELLA Hauptversammlung.

Ich freue mich, Sie begrüßen zu dürfen. Auch wenn wir diese Hauptversammlung nicht physisch durchführen, sondern virtuell. Weil wir die Veranstaltung damit auch für Sie effizienter und nachhaltiger machen. Und gleichzeitig all Ihre Teilnahmerechte unverändert aufrechterhalten.

Virtuelle Hauptversammlungen werden mehr und mehr zum Standard. Rund jedes zweite Unternehmen im MDAX führt seine Hauptversammlung digital durch. Im DAX sind es sogar drei von vier. Wir sind damit nicht die ersten, und wir sind nicht die einzigen. Wir folgen einem Trend. Zumindest in diesem Jahr. Eine Entscheidung für 2026 ist noch nicht getroffen worden.

Als ich vor einem Jahr zu Ihnen gesprochen habe, ging es viel um Transformation. Um Veränderung. Es ging darum, sich anzupassen. Sich schnell und agil auf neue Gegebenheiten einzustellen. Darum geht es noch immer. Mehr noch: All diese Fähigkeiten waren noch nie so wichtig wie in diesen Tagen. In einer Zeit, in der das, wovon wir heute noch ausgehen, morgen schon ganz anders aussehen wird.

Schauen wir zunächst gemeinsam zurück: Auf 2024 - und auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.

Erstens: Wir haben erneut massiv investiert. In Trends und neue Technologien, in unsere globale Aufstellung. Gut 1,5 Milliarden Euro haben wir hierfür in die Hand genommen, mehr als die Hälfte davon für Forschung und Entwicklung.

Für ein neues Scheinwerferkonzept, das wir für Audi entwickelt haben.

Für innovative Heckleuchten, die wir - in China, für China - in Serie gebracht haben. Für ein intelligentes Stromverteilungsmodul, das iPDM - ein zentraler Baustein für modernste Fahrzeugarchitekturen. Und unverzichtbar für das autonome Fahren. Gleich zweimal wurden wir in 2024 dafür ausgezeichnet: mit dem CLEPA-Innovationspreis, und als "PACEpilot Innovation to Watch"

Zweitens: Wir sind bei unseren Kunden gefragt. Unsere Kunden vertrauen uns, unseren Produkten, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das zeigt der Auftragseingang. Und der war erneut stark. Was für uns noch wichtiger ist: Ein Drittel kommt aus Asien, ein Drittel aus Amerika, ein Drittel aus Europa. Mehr als 20 strategisch besonders wichtige Akquisen haben wir in 2024 außerhalb Europas gewonnen. Wir stellen damit unser Geschäft breiter auf, werden globaler und widerstandsfähiger. Drittens: Wir haben viele wichtige Maßnahmen eingeleitet, Veränderungen angestoßen und Entscheidungen getroffen, mit denen wir das Unternehmen zukunftsfest machen.

Wir haben dafür allen voran ein Wettbewerbsprogramm für Europa initiiert. Bis 2028 wollen wir 400 Millionen Euro mit dem Programm einsparen. Mit strukturellen Maßnahmen, aber auch mit mehr Performance, höherer Effizienz und Leistungsfähigkeit. Wir haben damit früh reagiert, vielen unserer Marktbegleiter waren wir einen Schritt voraus.

Ich möchte eines an der Stelle betonen - auch weil mir das persönlich wichtig ist: Strukturmaßnahmen, der Abbau von Stellen, die Schließung von Standorten - all das sind Entscheidungen, die uns nicht leichtfallen. Die wir sorgfältig abwägen. Denn hinter jeder dieser Entscheidung stehen Kolleginnen und Kollegen, die sich für das Unternehmen eingesetzt, die zu unserem Erfolg beigetragen haben. Umso wichtiger ist mir persönlich: fair, verantwortungsbewusst und respektvoll zu handeln.

Um es aber klar zu sagen: Die Maßnahmen sind notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Um mindestens einen Ticken besser zu sein als die Konkurrenz.

Dafür passen wir uns an die neuen Marktbedingungen an. Frühzeitig und vorausschauend. Wir verbessern unsere Kostenstrukturen. Bauen Personal da ab, wo Überkapazitäten bestehen. Und stärken unsere Präsenz dort, wo wir Wachstum sehen.

Wir verändern uns als Organisation, reduzieren Bürokratie, treiben die Nutzung Künstlicher Intelligenz voran. Werden schneller und effizienter. Beschleunigen Entscheidungsprozesse, reduzieren Entwicklungszeiten. Das wird unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen.

2024 war unterm Strich also kein schlechtes Jahr für uns. Ich möchte mich daher an dieser Stelle im Namen der gesamten Geschäftsführung - und ich hoffe auch in Ihrem Namen - sehr herzlich bei allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die maßgeblich zu diesen Erfolgen beigetragen haben. Vielen Dank.

Zum Bild gehört aber auch: 2024 war anspruchsvoll. Nicht nur für uns, sondern für die gesamte Autoindustrie. Die Fahrzeugproduktion hat sich deutlich schlechter entwickelt als angenommen. Vor allem der Automobilmarkt in Europa ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. In keiner anderen Region der Welt hat sich der Markt schlechter entwickelt.

Die Elektrifizierung hat sich deutlich verlangsamt. Kunden haben neue Serienanläufe verschoben oder ganz storniert. Oder rufen weitaus weniger ab als ursprünglich angemeldet.

All das hat auch uns beeinträchtigt.

Aber: Wir haben uns gut behauptet. Unser Umsatz ist leicht gewachsen: auf über 8 Milliarden Euro. Das ist Rekord. Nie war der Wert höher. Auch wenn da ein Sondereffekt eine Rolle gespielt hat: Seit 2024 fließen die Ergebnisse unseres

Gemeinschaftsunternehmens HBBL in unsere Zahlen mit ein. Weil wir uns mit unserem Partner BHAP verständigt haben, die Zusammenarbeit zu vertiefen.

Auch Profitabilität und Cashflow waren robust. Gerade angesichts des hohen Kostendrucks im Markt. Die Operating Income-Marge beläuft sich auf 5,6 Prozent; der Netto Cashflow im Verhältnis zum Umsatz liegt bei 2,4 Prozent. Wir halten damit den Ausblick, den wir im September 24 anpassen mussten, vollständig ein.

Auf dieser Basis schlagen wir Ihnen daher vor, eine Dividende von 95 Cent je Aktie auszuschütten. Die Gesamtsumme läge bei 106 Millionen Euro - und enthält auch den Buchgewinn aus dem Verkauf BHTC-Anteile. Wir schütten also 30 Prozent vom Jahresergebnis aus, wie in den vergangenen Jahren auch. Unsere etablierte Dividendenpolitik setzen wir damit weiter fort.

Die bilanzielle Stärke hierfür haben wir. Unsere Nettoliquidität lag zum Jahresende bei über 200 Millionen Euro. Wir sind finanziell nicht nur stabil und gesund - sondern topfit. Und das ist wichtig - gerade in diesen Zeiten. Denn Transformation muss man sich leisten können. Und das können wir.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

2024 hatte Licht und Schatten. Seine Tiefen, aber auch seine Höhen. Fest steht: Besserung sehen wir nicht, der Gegenwind wird so schnell nicht lassen. Die Unsicherheiten bleiben bestehen. Oder werden sogar noch größer.

Denn es gibt neue Fragezeichen. In Form von Zöllen, die verschärft oder neu verhängt werden. Sie könnten dem Markt rund 1,5 Millionen Fahrzeuge kosten. Um diese Größenordnung zumindest ist eine aktuelle Prognose nach unten korrigiert worden: Statt einer Stagnation sehen wir einen Rückgang um gut 2 Prozent. Das bedeutet: In diesem Jahr würden gerade einmal knapp 88 Millionen Fahrzeuge gefertigt. Der Abwärtstrend des letzten Jahres setzt sich damit wohl weiter fort. Eine Markterholung ist nicht in Sicht.

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Hella GmbH & Co. KGaA published this content on May 16, 2025, and is solely responsible for the information contained herein. Distributed via Public Technologies (PUBT), unedited and unaltered, on May 16, 2025 at 14:33 UTC.