Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Die globalen Brauereien erholen sich in unterschiedlichem Tempo von der Pandemie. Zuletzt berichtete Heineken in den drei Monaten bis Ende Dezember 8 Prozent weniger Bier verkauft zu haben als im gleichen Zeitraum 2019. Nach einem besser als erwarteten Absatz im Sommer warfen erneute Einbrüche auf Schlüsselmärkten wie Großbritannien den zweitgrößten Bierbrauer der Welt im vierten Quartal wieder zurück. Derzeit seien weniger als 30 Prozent der Bars und Restaurants in Europa geöffnet, schätzt Heineken.

Der Ausblick für dieses Jahr ist trübe. Obwohl die Nachtlokale in ein paar Monaten wieder öffnen könnten, werden die Bars wohl zunächst keine Biermengen in normalem Umfang ausschenken. Das gilt zumindest solange die Regeln zum Social Distancing gelten. Dadurch wird der Umsatz von Heineken belastet, der typischerweise zu einem Drittel aus dem Bereich aushäusigem Essen und Trinken stammt. Die Brauerei erwartet nicht, dass die operativen Margen bis 2023 wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren werden.


   Carlsberg zog die Reißleine früher 

Die Prognose einer mühsamen dreijährigen Gewinnerholung steht im Gegensatz zu dem, was sich beim kleineren Rivalen Carlsberg abspielt. So hat es die dänische Brauerei tatsächlich geschafft, ihre operativen Margen 2020 im Vergleich zum Vorjahr zu steigern. Nachdem Carlsberg die Auswirkungen des Virus in China, seinem größten Markt, gesehen hatte, zögerte das Management nicht lange: Es zog die Reißleine und trat auf die Kostenbremse.

Heineken dagegen beginnt erst jetzt mit einer groß angelegten Maßnahme, um seine Verwaltungskosten um rund 2 Milliarden Euro zu drücken.

Branchenführer Anheuser-Busch Inbev wird seine Zahlen für 2020 erst später in diesem Monat vorlegen. Barclays-Analyst Laurence Whyatt meint jedoch, dass der Konzern bis 2025 nur langsam Fortschritte machen werde. "Wir erwarten nicht, dass sie innerhalb unseres Prognosezeitraums.... ihre Margen von 2019 wieder erreichen werden. Wir sind besorgt über ihre Preissetzungsmacht", erklärte der Börsen-Fachmann.


   Regionaler Fokus als Grund für unterschiedliches Gewinnbild 

Die uneinheitliche Erholung kann teilweise regional erklärt werden. AB Inbev und Heineken haben ein starkes Standbein in Schwellenländern wie Brasilien, wo die Währungen besonders volatil waren und der Weg zur Impfung gegen Covid-19 weniger klar ist. Die Aktie von Carlsberg wird mit dem 21-Fachen der prognostizierten Gewinne gehandelt, verglichen mit Faktor 25 bei Heineken. Für Anleger könnte dies eine Zeit sein, in der das billigere Bier eine bessere Qualität aufweist.

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DJG/DJN/axw/smh

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February 11, 2021 04:13 ET (09:13 GMT)