(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz und Aktienkurs)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Heidelberger Druck hat im abgelaufenen Quartal von einer großen Nachfrage aus Nordamerika und Europa profitiert. Während der Umsatz auch dank Preiserhöhungen zulegte, ging der operative Gewinn aufgrund der Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie an die Belegschaft zurück. Zudem hatte das Unternehmen im Vorjahreszeitraum von dem Verkauf einer Liegenschaft in Großbritannien profitiert. Bereinigt etwa um diese Effekte legte das Ergebnis im Jahresvergleich zu.

Die Aktien sackten am Morgen zunächst mit fast zehn Prozent Abschlag ans Ende des Nebenwerte-Index SDax. Zuletzt grenzten die Papiere ihre Verluste aber auf 1,9 Prozent ein und notierten bei 1,90 Euro. Der Kurs hat im neuen Jahr noch immer rund 30 Prozent hinzugewonnen.

"Wir hatten ein positives drittes Quartal und konnten unseren Umsatz und das operative Ergebnis weiter steigern", sagte Unternehmenschef Ludwin Monz am Mittwoch laut Mitteilung. Mit Blick nach vorne würden die nächsten Monate weiterhin im Zeichen zu erwartender Kostensteigerungen bei Material, Energie und Personal stehen. Dem werde das Unternehmen weiter mit Preissteigerungen entgegenwirken und seine Kostendisziplin beibehalten. Ein Arbeitsplatzabbau sei derzeit nicht geplant, sagte Monz in einer Telefonkonferenz. Er sei zuversichtlich, dass der Konzern seine Jahresziele erreichen wird.

Demnach soll der Umsatz weiterhin von 2,18 Milliarden Euro im Vorjahr auf rund 2,3 Milliarden wachsen. Die operative Marge (Ebitda-Marge) soll mindestens 8 Prozent des Umsatzes betragen und damit über dem Vorjahreswert von 7,3 Prozent liegen. Nach Steuern will Heidelberg mindestens leicht zulegen im Vergleich zu den 33 Millionen Euro Gewinn aus dem Vorjahr.

Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank bezeichnete die bestätigten Jahresziele als konservativ, da das laufende vierte Geschäftsquartal typischerweise das umsatz- und margenstärkste des Gesamtjahres sei und der einmalige Personalkosteneffekt nicht mehr auftreten werde. Zudem sei Heidelberger Druck wesentlich krisenfester als in der Vergangenheit. Die konjunkturelle Eintrübung macht dem Experten angesichts eines soliden Auftragseingangs und der ohnehin vollen Orderbücher wenig Sorgen.

Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Dezember kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um rund fünf Prozent auf 609 Millionen Euro. Während sich das Geschäft mit Druckmaschinen für die Verpackungsindustrie deutlich besser entwickelte und auch der Erlös im Bereich Print Solutions stieg, lagen die Erlöse im dritten Geschäftsbereich Technology Solutions deutlich unter dem Vorjahreswert. Hier habe sich unter anderem die Kaufzurückhaltung bei Wallboxen wegen der langen Lieferzeiten für Elektrofahrzeuge und das Auslaufen der Förderprogramme in Deutschland bemerkbar gemacht.

Die Elektromobilität hält Monz trotz des jüngsten Umsatzrückgangs im Geschäft mit Wallboxen für das Konzept der Zukunft. Es gebe einen starken politischen Willen in Deutschland, aber auch auf europäischer Ebene. "Wir werden mit Sicherheit in den nächsten Jahre ein Wachstum im Bereich der Elektromobilität sehen", sagte der Manager. Elektromobilität erfordere Infrastruktur und damit beschäftige sich Heidelberg. Das Unternehmen sei dort in einem interessanten Markt und werde weiter investieren. Man müsse etwas Geduld haben, fügte er hinzu.

Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 28 Prozent auf 41 Millionen Euro zurück. Bereinigt um Sondereffekte wäre das operative Ergebnis von 31 auf 49 Millionen Euro gestiegen. Nach Steuern fiel der Gewinn im dritten Geschäftsquartal von 27 auf 10 Millionen Euro. Der Auftragsbestand betrug zum Quartalsende fast eine Milliarde Euro.

Bezüglich Investitionen in China sagte er: "Ich glaube, wir alle haben gelernt, dass wir gut beraten sind, Abhängigkeiten entweder nicht aufkommen zu lassen oder zu reduzieren." Heidelberg produziere in China für das Land selbst und für einige weitere asiatische Länder, sei aber nicht abhängig von China. Das Unternehmen könne die gleichen Produkte auch in Deutschland produzieren. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten sei es eine gute Strategie, Flexibilität zu behalten./mne/tav/jha/