(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement bleibt trotz konjunktureller Risiken wie Brexit und Handelsstreitigkeiten zuversichtlich für das laufende Jahr. "Das globale Wirtschaftswachstum setzt sich fort, auch wenn es sich voraussichtlich etwas abschwächen wird", schrieb Unternehmenschef Bernd Scheifele in einem Aktionärsbrief am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz.

"Wir gehen davon aus, dass wir ein solides erstes Quartal haben", sagte Scheifele in Heidelberg. Im Gesamtjahr will der Konkurrent von LafargeHolcim aus der Schweiz und der mexikanischen Cemex von einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung in den Industriestaaten, vor allem in den USA, Kanada, Australien, Deutschland und Frankreich profitieren. Auch sollen sich die Geschäfte in Großbritannien wieder bessern. Zudem dürften sich die Wachstumsländer wie etwa Indonesien, Thailand, Indien und Marokko weiter wirtschaftlich erholen.

Deshalb rechnet Scheifele, der sein Amt 2020 an seinen Nachfolger Dominik von Achten übergeben wird, im laufenden Jahr mit steigenden Absatzzahlen für Zement, Zuschlagsstoffe und Transportbeton. Zudem will er weitere Preiserhöhungen durchsetzen, um die im vergangenen Jahr verlorenen Margen wieder aufzuholen. Aber auch die Energiekosten dürften das operative Ergebnis in diesem Jahr um 60 Millionen Euro weniger belasten als geplant, sagte der Firmenchef. Den Sparkurs will er fortsetzen und weitere Geschäftsbereiche verkaufen.

Für 2019 peilt HeidelbergCement einen moderaten Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) vor Währung- und Konsolidierungseffekten an. Damit gehen die Heidelberger von einem Anstieg von drei bis neun Prozent aus. Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll ebenfalls in der gleichen Spanne zulegen. Zudem will Scheifele kräftig die Schulden abbauen - in diesem Jahr sind bis zu 750 Millionen Euro geplant. Bis Ende 2020 soll die Nettoverschuldung nach alter Bilanzierungsrichtlinie auf sieben Milliarden Euro fallen, nach knapp 8,4 Milliarden Euro in 2018. Die Aktie verlor im Nachmittagshandel in einem insgesamt schwächeren Markt mehr als zwei Prozent.

Im laufenden Jahr dürften bis zu 53 Millionen Euro an Kosten im Vertrieb und in der Verwaltung eingespart werden, sagte Scheifele. Reduzieren will er etwa die Zahl der Projekte und Treffen, die oft mit Reise- und Hotelkosten verbunden sind. Sparmöglichkeiten sieht er auch bei der Zusammenlegung von Ebenen. Zudem würden offene Stellen in Deutschland nicht neu besetzt. Insgesamt sollen die Kosten im laufenden und kommenden Jahr um insgesamt 100 Millionen Euro sinken. Mehr Details soll es bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal geben.

Zudem will das Management 2019 und 2020 weniger Geld in den Aus- und Neubau von Werken sowie in Zukäufe stecken. Nach gut einer Milliarde Euro 2018 will der Konzern dann im laufenden und kommenden Jahr nur noch insgesamt 700 Millionen Euro in die Hand nehmen. Auch erwägen die Heidelberger den Verkauf weiterer Geschäftsteile.

2019 sollen Geschäfte und Vermögensgegenstände wie eine Flughafenbeteiligung in Bergamo und Apartments, die aus dem Zukauf von Italcementi stammen, im Wert von rund 500 Millionen Euro veräußert werden. "Wir waren ganz erstaunt, als wir bei Italcementi Assets in Höhe von rund einer Milliarde Euro gefunden haben, die wir - salopp gesagt - nicht bezahlt haben", sagte Finanzchef Lorenz Näger. HeidelbergCement hatte den italienischen Konkurrenten Italcementi 2016 für 5,5 Milliarden Euro gekauft.

Auch will Scheifele Anteile an börsennotierten Töchtern verkaufen. Erst vor kurzem reduzierte HeidelbergCement seinen Anteil an Ciments du Maroc. Die Heidelberger halten immer noch die Mehrheit an dem marokkanischen Baustoffkonzern. Insgesamt will HeidelbergCement mit den Verkäufen bis 2020 rund 1,5 Milliarden Euro erlösen.

Nach den milliardenschweren Zukäufen - 2007 kamen der britische Baustoffkonzern Hanson und 2016 Italcementi hinzu - liegt der Fokus von HeidelCement nun auf steigenden Erträgen für die Aktionäre. Dazu sollen die Barmittel in den kommenden Jahren rapide wachsen und die Schulden sinken. Deshalb soll es vorerst keine Übernahmen geben.

2018 kletterte der auf die Aktionäre entfallenden Gewinn dank der Veräußerung von Geschäften und des Sparkurses im Jahresvergleich um ein Viertel auf 1,14 Milliarden Euro. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende soll je Aktie um elf Prozent auf 2,10 Euro erhöht werden.

Bereits im Februar hatte HeidelbergCement Eckdaten veröffentlicht. 2018 verdiente der Konzern etwa aufgrund deutlich höherer Energiekosten, ungünstiger Währungskurse und widriger Wetterverhältnisse vor allem in den USA im Tagesgeschäft weniger. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um fast sieben Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz legte hingegen dank des Baubooms in Deutschland und weltweiten Infrastrukturprogrammen um fünf Prozent auf knapp 18,1 Milliarden Euro zu./mne/men/jha/