Doch die Anleger hatten sich von dem mit großen Hoffnungen gestarteten Manager mehr erwartet und warfen die Papiere des Weltmarktführers am Freitag massenweise auf den Markt. Überschattet wurde die Ankündigung zudem von tiefroten Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr. Überraschende Wertberichtigungen von 3,8 Milliarden Franken auf Geschäfte in Algerien, Ägypten und weiteren Schwellenländern hinterließen 2017 einen Verlust von 1,7 Milliarden Franken. Analysten hatten mit einen Gewinn gerechnet.

Mit dem Großreinemachen ziehen CEO Jenisch und seine ebenfalls neue Finanzchefin Geraldine Picaud einen Schlussstrich unter die ausgedehnte und teure Akquisitionstour insbesondere der Vorgängerfirma Lafarge. Die Franzosen und die Schweizer Holcim schlossen sich 2015 zusammen. Die 40-Milliarden-Euro-Transaktion konnte die Erwartungen bisher allerdings nicht erfüllte. Angesichts von kulturell bedingten Konflikten zwischen den Franzosen und den Schweizern und einer Flaute in Schlüsselmärkten fiel LafargeHolcim bezüglich Wachstum und Profitabilität vorübergehend hinter den Rivalen HeidelbergCement zurück. Als auch noch ein Skandal in Syrien aufflog, musste Konzernchef Eric Olsen seinen Hut nehmen.

Der Wechsel von Sika-Chef Jenisch zu den Zürchern wurde von den Anlegern als Befreiungsschlag gewertet, denn in seinen gut fünf Jahren als CEO verdoppelte der Deutsche den Gewinn des Bauchemiekonzerns. Auch bei LafargeHolcim will er nun den Gewinn steigern und das Wachstum ankurbeln. Bis 2022 peilt das Unternehmen ein jährliches Umsatzplus von drei bis fünf Prozent an, fast doppelt so viel wie die zwei bis drei Prozent des Gesamtmarktes. "Wir wollen zu einem der am schnellsten wachsenden Baustoffunternehmen der Welt werden", erklärte der seit September amtierende Jenisch. 2017 sank der Umsatz wegen Bereichsverkäufen und einer ungünstigen Währungsentwicklung um 2,9 Prozent auf 26,1 Milliarden Franken. Beim operativen Ergebnis hat sich LafargeHolcim einen jährlichen Anstieg von mindestens fünf Prozent vorgenommen. Zudem stellte Jenisch steigenden Dividenden in Aussicht.

Um das Wachstum anzukurbeln, will LafargeHolcim nun in schnell wachsende Märkte etwa in Lateinamerika, Indien oder Nordamerika investieren. "Die USA sind der attraktivste Baustoffmarkt der Welt," erklärte Jenisch. Mögliche US-Strafzölle würden das Unternehmen nicht treffen. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag erklärt, Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen. Alles, was der Konzern in den USA anbiete, werde vor Ort produziert, sagte Jenisch. In dem Land seien die Infrastrukturausgaben in den vergangenen Jahren auf einen Tiefpunkt gefallen. Es gebe viel zu tun, denn Strassen und Brücken würden alle aus Beton gemacht, sagte Jenisch. "Die Infrastrukturausgaben in den USA können nur steigen." Jenisch kündigte zudem eine ganze Reihe von kleineren Zukäufe an.

Die Investitionen sollen durch Verkäufe von Unternehmensteilen im Wert von mindestens zwei Milliarden Franken im Lauf des Jahres 2019 finanziert werden. LafargeHolcim peile einen vollständigen Ausstieg aus zwei oder drei Ländern an. "Es ist klar, dass wir nicht in 40 Märkten in Afrika wachsen können", erklärte Jenisch. Insgesamt ist der Konzern gegenwärtig in rund 80 Ländern präsent. Nach Schätzungen des Brokers Bernstein erwirtschaftet LafargeHolcim rund drei Viertel des bereinigten operativen Ergebnisses in den 15 größten Märkten. Zudem will der Deutsche weiter an der Sparschraube drehen. Die Vertriebsgemeinkosten sollen um 400 Millionen Franken gedrückt werden.

An der Börse sackte LafargeHolcim 6,6 Prozent ab. Besonders bezüglich der Ergebnis-Ziele hatten sich Analysten mehr versprochen. "Die Ziele sind zu bescheiden und zu langfristig, um die Investoren zu begeistern", erklärte ein Händler.

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