Von Jinjoo Lee

NEW YORK (Dow Jones)--Die Baumarktkette Home Depot hatte sich von dem Dienstleistungsgeschäft HD Supply getrennt, als beide Unternehmen zu kämpfen hatten. Jetzt, da sie wieder zusammengefunden haben, ist das größte Risiko für die beiden Firmen, dass sie aus dem Blick verlieren, warum sie damals getrennte Wege gegangen sind.

Home Depot kündigte am Montag an, HD Supply für 56 Dollar je Aktie zu übernehmen, was einer Prämie von 25 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag entspricht. Die Aktie von HD Supply zog nach der Ankündigung in etwa um diesen Betrag an, während jene von Home Depot kaum zuckte.

Der Deal, der Anfang kommenden Jahres abgeschlossen werden soll, bewertet HD Supply mit rund 8 Milliarden US-Dollar inklusive Schulden. Damit wird HD Supply mit etwa dem 15-fachen des erwarteten EBITDA ohne Berücksichtigung von Einsparungen durch den Zusammenschluss bewertet, wie die Analysten von Evercore ISI feststellen. Das entspricht in etwa der Bewertung von Home Depot. Der Konzern geht davon aus, dass die Akquisition ab dem kommenden Geschäftsjahr zum Ergebnis beiträgt.

Die Ankündigung der Übernahme wird von weit weniger Drama begleitet als die Trennung 2007, als Home Depot mit Finanzinvestoren feilschen und letztlich einen niedrigeren Preis akzeptieren musste. Die Schwierigkeiten auf dem Häusermarkt hatten sowohl Home Depot als auch HD Supply geschwächt. Die Baumarktkette musste den Deal zum Abschluss bringen, um den darbenden Aktienkurs mit Rückkäufen zu stützen. Zu der Zeit war das Management der Ansicht, dass man sich ohne HD Supply mit unverstelltem Blick besser auf die Sanierung der Baumärkte konzentrieren könnte.

Die Marktbedingungen sind heute ganz anders: Sowohl Home Depot als auch HD Supply florieren angesichts des ebenso boomenden Häusermarktes. Allerdings stehen sie auch wohl so gut da, weil sie sich eben damals besser fokussiert haben. Home Depot hat seinen Umsatz je Aktie seit 2009 um 140 Prozent gesteigert, und HD Supply hat sich schlanker aufgestellt durch Verkäufe von Unternehmensteilen zum richtigen Zeitpunkt. Es wäre schade, sollte die Disziplin der beiden unter ihrer Wiedervereinigung leiden.

Die Akquisition passt gut mit Home Depots Strategie zusammen, sich stärker in das Profi-Segment vorzuwagen. HD Supply kontrolliert mehr als 4 Prozent des vom Unternehmen identifizierten Marktes für Wartung und Reparaturen im Volumen von 68 Milliarden Dollar. Der Markt ist sehr stark fragmentiert.

Die Wiederheirat scheint deutlich weniger schmerzhaft zu werden als die Scheidung vor 13 Jahren. Jetzt, da die Unternehmen ihre Richtung gefunden haben, wird die größte Herausforderung sein, sie nicht von ihrem Weg abkommen zu lassen.

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November 17, 2020 05:24 ET (10:24 GMT)