Konkret wird Washington die Einfuhrzölle auf chinesische Produkte von 145 % auf 30 % senken, während Peking seine Gegenzölle von 125 % auf 10 % reduziert – zunächst befristet auf 90 Tage. Diese Entspannung kommt einer angeschlagenen Branche entgegen, die durch den dramatischen Einbruch der transpazifischen Handelsvolumina während des Handelskonflikts massiv unter Druck geraten war.
Rückkehr zur Normalität?
„Es ist eine gute Nachricht, dass die beiden Seiten wieder miteinander sprechen und die Zölle von ihren historischen Höchstständen zurückgehen“, erklärte Gene Seroka, Geschäftsführer des Hafens von Los Angeles – dem wichtigsten maritimen Einfuhrtor für chinesische Waren in die Vereinigten Staaten. Er betonte jedoch, dass selbst ein Zollsatz von 30 % noch deutlich über dem Niveau vor Donald Trumps Amtsantritt liege.
Reedereien wie MSC und Cosco hatten infolge des Nachfrageeinbruchs einzelne Linien ausgesetzt oder die Größe ihrer Schiffe reduziert. Andere, wie Hapag-Lloyd, hielten an ihren Diensten fest, prüften jedoch Kapazitätsanpassungen.
Mit der Zollentspannung hoffen die Carrier nun auf eine rasche Rückkehr der Buchungen – vor allem auf den Routen zwischen China und der US-Westküste. Hapag-Lloyd signalisierte bereits, bei entsprechender Nachfrage wieder größere Schiffe einzusetzen.
Eine Phase mit hoher Bedeutung
Der Mai gilt als strategisch entscheidende Phase, da US-Einzelhandelsriesen wie Walmart, Target oder The Home Depot in dieser Zeit üblicherweise ihre Weihnachtsbestellungen tätigen. Die für Halloween, Thanksgiving und Weihnachten bestimmten Waren erreichen die US-Häfen zwischen August und Oktober.
Doch Gene Seroka warnt: „Ich bin mir nicht sicher, ob Einzelhändler bereit sind, einen Zollsatz von 30 % für ihre wichtigste Verkaufsperiode in Kauf zu nehmen.“ Einige Importeure, wie etwa Abt Electronics aus Chicago, zögen es vor, ihre vorab eingekauften Lagerbestände zuerst abzubauen.
Laut Judah Levine, Forschungsleiter bei Freightos, könnten viele Versender dennoch ihre Lieferungen vorziehen, um möglichen neuen Zollerhöhungen im August zuvorzukommen. Die durchschnittliche Transitzeit auf der transpazifischen Route liegt bei etwa 22 Tagen – die 90-Tage-Frist könnte somit ausreichen, um einen Nachfrageschub zu decken, was wiederum die Frachtpreise in die Höhe treiben würde.
Optimismus auf offener See
Das Analysehaus Drewry, das seine Prognose für das weltweite Containervolumen 2025 aufgrund der US-Handelspolitik von Trump auf -1 % gesenkt hatte, zeigt sich nun bereit, seine Schätzungen wieder anzuheben – vorausgesetzt, die US-chinesischen Verhandlungen verlaufen ohne neue Zwischenfälle.
Maersk hatte kürzlich seine Kapazität auf der Route China–USA um 20 % reduziert, könnte diese Entscheidung aber revidieren, sollte die Nachfrage wieder anziehen.
Auch an der Börse wurde der Entspannungskurs positiv aufgenommen: Der Dow Jones Transportindex stieg am Montag um 7 %. Die Aktien von Hapag-Lloyd und Maersk legten um 13 % bzw. 11 % zu, während die chinesische Cosco ein Plus von 2 % verzeichnete. Ein spürbarer Optimismus – Ausdruck der Hoffnung auf Stabilität in einer Branche, die in den vergangenen Monaten stark unter Druck stand.