Berlin (Reuters) - Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd blickt nach einer Geschäftsbelebung zur Jahresmitte optimistisch auf die 2024 noch verbleibenden Monate.
"Ich erwarte auch ein ordentliches letztes Vierteljahr", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Eine überraschend starke Nachfrage und höhere Frachtraten haben Hapag-Lloyd im dritten Quartal einen Umsatz- und Gewinnanstieg beschert. Ein Ende der prekären Sicherheitslage im Roten Meer sei derzeit nicht abzusehen, sagte Habben Jansen. Die Krise lässt nicht nur die Frachtraten für bei den Kunden begehrte Transporte steigen, sondern erhöht durch die längeren Ausweichrouten auch die Kosten für die Reedereien.
"Trotz der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer und der damit verbundenen Umleitungen von Schiffen haben wir unsere Transportmenge gegenüber dem Vorjahr weiter steigern können und blicken insgesamt auf ein gutes Ergebnis", erklärte Habben Jansen. Die Transportmenge sei in den ersten neun Monaten um rund fünf Prozent gestiegen, im vierten Quartal sei hier keine wesentliche Veränderung zu erwarten.
Hapag-Lloyd hat - wie andere Großreedereien auch - nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer seit Mitte Dezember praktisch keine Schiffe mehr durch das Rote Meer geschickt, sondern sie um die Südspitze Afrikas umgeleitet. Hapag-Lloyd ist weltweit die fünftgrößte Reederei. Rund 80 Prozent des internationalen Handels werden über die Schifffahrt abgewickelt. Die Branchengrößen gelten deshalb als Barometer für den Welthandel und die Konjunktur.
HABBEN JANSEN ZEIGT SICH NACH TRUMP-WAHL GELASSEN
Mit Blick auf die bevorstehende Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus zeigte sich Habben Jansen gelassen. Es gelte, die Auswirkungen erst mal abzuwarten. Die positiven Reaktionen der Börsen auf Trumps Wahl könnten auf etwas mehr Wachstum in der Zukunft hindeuten. "Andererseits gibt es natürlich diese Diskussion über Zölle, das könnte natürlich den Welthandel ein bisschen bremsen." Aber auch nach Trumps erster Wahl sei viel spekuliert worden. "Damals hat das eigentlich einen relativ geringen Einfluss auf unser Geschäft gehabt."
Während 2024 der operative Gewinn (Ebit) in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Drittel auf knapp 1,8 Milliarden Euro zusammenschmolz, zeigt sich im dritten Quartal ein anderes Bild: Der Betriebsgewinn stieg in diesem Zeitraum auf 971 Millionen Euro und damit auf mehr als das Vierfache des Vorjahresquartals.
Angesichts dieser Entwicklung hatte Hapag-Lloyd bereits Ende Oktober die Prognose für 2024 angehoben und geht seitdem von einem Konzern-Ebit zwischen 2,2 und 2,6 Milliarden Euro aus. Wegen volatiler Frachtraten und der geopolitischen Lage bleibe die Prognose jedoch mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet, betonte das Management. Zuvor waren höchstens 2,2 Milliarden Euro angepeilt worden - 1,8 Milliarden sind davon allerdings nun schon in die Hapag-Lloyd-Kassen an der Hamburger Außenalster geflossen.
(Bericht von Elke Ahlswede und Vera Eckert, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)