HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx hält trotz der heftigen Verwerfungen durch die Coronavirus-Pandemie am Gewinnziel für 2020 fest. "Wie lange die Krise geht, wie tiefgreifend die Effekte sind und wie stark eine Rezession kommt, wissen wir nicht", sagte Vorstandschef Torsten Leue am Montag bei der Bilanzvorlage in Hannover. Die direkten Belastungen für den Versicherer mit seinen Marken wie HDI und dem Rückversicherer Hannover Rück dürften sich jedoch eher in Grenzen halten. Leue stellte für das laufende Geschäftsjahr bereits eine "mindestens stabile" Dividende in Aussicht.

An der Börse konnten die Nachrichten die Verunsicherung der Anleger dennoch nicht stoppen. Für die Talanx-Aktie ging es bis zur Mittagszeit um elf Prozent abwärts. Damit folgte ihr Kurs dem Abwärtstrend im Kleinwerte-Index SDax. Seit dem Jahreswechsel ist der Talanx-Kurs nun mehr als 40 Prozent abgesackt.

Für das laufende Jahr peilt die Talanx-Führung weiter einen Nettogewinn von 900 bis 950 Millionen Euro an. Das Ziel stehe allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Großschäden im Rahmen der Erwartungen blieben und "an den Währungs- und Kapitalmärkten nicht noch größere Verwerfungen auftreten als momentan durch das Corona-Virus". Analysten gingen im Schnitt zuletzt sogar von gut einer Milliarde Euro aus.

Mit Blick auf die jüngsten Börsenturbulenzen verwies der Vorstand darauf, dass der Versicherer weniger als ein Prozent seiner Finanzanlagen in Aktien investiert habe. "Wir wollten die Robustheit in Schockszenarien besser kontrollieren können", begründete Finanzchef Immo Querner die Strategie. Zudem haben die Anleihen, in denen der Konzern Geld angelegt hat, laut Leue zu 95 Prozent ein Investmentgrade-Rating, also eine hohe Bonität.

Im Versicherungsgeschäft rechnet der Vorstand insgesamt mit einer Belastung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. So könnten Krisen-Folgen wie die Absage von Großveranstaltungen und die Betriebsunterbrechungen in Unternehmen die Hannover Rück insgesamt bis zu rund 200 Millionen Euro treffen. Da der Rückversicherer nur gut zur Hälfte zu Talanx gehört, würde davon nur die Hälfte auf das Nettoergebnis des Mutterkonzerns durchschlagen.

Zudem könnten Unternehmen, die sich gegen Betriebsunterbrechung versichert hätten, aber in der Regel nicht mit Leistungen ihres Versicherers rechnen. Denn Pandemien seien als Ursache in den Verträgen meist ausgeschlossen. Im Erstversicherungsgeschäft erwartet Leue nur einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenschaden, wenn viele Großveranstaltungen abgesagt würden.

Im abgelaufenen Jahr verdiente Talanx dank der Sanierung der defizitären Feuer-Industrieversicherung und eines Rekordgewinns der Hannover Rück so viel wie nie zuvor. Der Überschuss stieg im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent auf 923 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen nun eine Dividende von 1,50 Euro erhalten, fünf Cent mehr als im Vorjahr. Analysten hatten jedoch mit einer noch etwas höheren Ausschüttung gerechnet. Für 2020 soll die Dividende nun mindestens stabil bleiben, kündigte Leue an./stw/eas/jha/