HANNOVER (awp international) - Der Versicherungskonzern Talanx rechnet nach dem Gewinneinbruch durch die Corona-Krise für 2021 wieder mit deutlich besseren Zahlen. Die coronabedingten Schäden dürften im laufenden Jahr höchstens ein Fünftel der Summe von 2020 erreichen, sagte Konzernchef Torsten Leue bei der Vorlage der Jahresbilanz am Montag in Hannover. Für 2022 peilt der Manager für den Konzern weiter den ersten Milliardengewinn an.

An der Börse lösten die Nachrichten keine grössere Kursbewegung aus. Die Talanx-Aktie lag zur Mittagszeit mit 0,77 Prozent im Plus bei 36,48 Euro und entwickelte sich damit etwas besser als der Nebenwerte-Index SDax . Seit dem Jahreswechsel hat das Papier etwa 14 Prozent gewonnen, wird aber immer noch rund ein Viertel billiger gehandelt als vor dem Corona-Crash im Februar 2020. Damals hatte die Aktie mit 48,38 Euro ein Rekordhoch erreicht.

Für das laufende Jahr peilt die Talanx-Führung weiterhin einen Nettogewinn von 800 bis 900 Millionen Euro an. Coronabedingte Versicherungsschäden dürften etwa bei 300 Millionen Euro liegen. Unter dem Strich dürfte sich die Belastung für Talanx dann auf etwa 150 Millionen Euro belaufen, erklärte Finanzvorstand Jan Wicke.

Trotz des Rückschlags von 2020 hält der Vorstand an dem Ziel fest, den Gewinn je Aktie im Zeitraum 2018 bis 2022 im Schnitt um 5 Prozent pro Jahr zu steigern. Als Basis gilt die ursprüngliche Gewinnprognose von 850 Millionen Euro für das Jahr 2018. Im Jahr 2022 komme dann ein Gewinn von gut einer Milliarde Euro heraus, sagte Leue.

Die Talanx-Aktionäre sollen trotz des jüngsten Gewinneinbruchs nicht darben. Sie sollen wie im Vorjahr eine Ausschüttung von 1,50 Euro je Aktie erhalten. Damit zahlt Talanx rund 56 Prozent seines Nettogewinns an die Anteilseigner aus - deutlich mehr als in anderen Jahren üblich.

Im vergangenen Jahr kamen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise die Versicherungsbranche teils teuer zu stehen. Bei Talanx sackte der Nettogewinn - wie bereits bekannt - um 27 Prozent auf 673 Millionen Euro ab. Insgesamt verbuchte der Konzern coronabedingte Schäden von rund 1,5 Milliarden Euro.

Der Löwenanteil der Summe fiel bei der Konzerntochter Hannover Rück an, die im Schaden- und Unfallgeschäft 950 Millionen Euro zu schultern hatte. In der Personen-Rückversicherung liefen wegen der vielen Corona-Toten in den USA Belastungen von rund 260 Millionen Euro auf. Weil Talanx an dem weltweit drittgrössten Rückversicherer nur gut zur Hälfte beteiligt ist, schlugen die Schäden nur teilweise auf den Nettogewinn des Konzerns durch.

Im Gegensatz zu vielen anderen Versicherern hatte die Talanx-Marke HDI ihren betroffenen Kunden wie Gastronomen und Hoteliers hierzulande Schäden ersetzt, die diesen durch die behördlich angeordneten flächendeckenden Schliessungen entstanden waren. Allein in der deutschen Privat- und Firmenkundenversicherung registrierte das Unternehmen den Angaben zufolge rund 2500 Schäden durch Betriebsschliessungen. Dafür legte es 88 Millionen Euro zurück und zahlte 64 Millionen Euro aus.

Der Versicherer habe vielen Betrieben durch die Krise geholfen, sagte Leue. Allerdings hat HDI diese Klauseln inzwischen grossenteils geändert. Mehr als 75 Prozent der Kunden hätten die neuen Bedingungen akzeptiert, erklärte Vorstandsmitglied Christopher Lohmann. Der Versicherer zahlt im Fall von Pandemien künftig nur noch, wenn Behörden einzelne Betriebe etwa wegen eines Infektionsausbruchs vor Ort schliessen, aber nicht mehr im Fall der flächendeckenden Schliessung ganzer Branchen wie im Fall der Corona-Lockdowns./stw/ssc/jha/