München (Reuters) - Die Münchener Rück kann die Milliardenschäden aus dem Hurrikan "Ian" noch verkraften.

Der weltgrößte Rückversicherer schätzt, dass ihn der Wirbelsturm, der Ende September vor allem in Florida verheerende Schäden angerichtet hat, rund 1,6 Milliarden Euro kosten wird - mehr als den Konkurrenten Swiss Re, der mit umgerechnet 1,3 Milliarden Euro rechnet. Trotzdem bleibt im dritten Quartal voraussichtlich ein Gewinn von rund 500 (Vorjahr: 366) Millionen Euro übrig, wie die Münchener Rück am Freitag mitteilte. Anders als Swiss Re muss sie auch ihr Ziel für das Gesamtjahr nicht aufgeben, auch wenn sie einräumt, dass der angepeilte Nettogewinn von 3,3 (2021: 2,9) Milliarden Euro "deutlich schwerer zu erreichen sein" werde.

Die Münchener Rück setzt auf "positive Sondereffekte aus der Kapitalanlage", die das Ergebnis bis zum Jahresende aufbessern sollen. Was sich dahinter verbirgt, wollte ein Sprecher nicht sagen und verwies auf die Veröffentlichung der ausführlichen Quartalszahlen am 8. November. Um das Ziel zu erreichen, müsste der Rückversicherer im vierten Quartal - in dem die Hurrikan-Saison meist erst Fahrt aufnimmt - einen Gewinn von rund 1,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Dazu dürften die Großschäden - etwa aus Naturkatastrophen - nicht mehr über einer Milliarde Euro liegen.

Schon im dritten Quartal habe es in der Leben- und Kranken-Sparte der Düsseldorfer Erstversicherungs-Tochter Ergo einen positiven Einmaleffekt gegeben, der neben den steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz zum unerwarteten Gewinn beigetragen habe. Von der Münchener Rück befragten Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust von 167 Millionen Euro gerechnet. Der Erzrivale Swiss Re schrieb mit rund 500 Millionen Dollar rote Zahlen.

Die Aktie der Münchener Rück drehte ins Plus und legte am Freitagmittag zwei Prozent auf 254,60 Euro zu.

Für die Schäden, die "Ian" angerichtet hat, müssen Erst- und Rückversicherer nach Markterwartungen mit rund 60 Milliarden Dollar einstehen. Die Schätzungen klaffen aber weit auseinander. Swiss Re hatte von bis zu 65 Milliarden Dollar gesprochen. Damit wäre "Ian" einer der teuersten Wirbelstürme der Geschichte. Er hatte vor allem die Region um Fort Myers an der Golfküste Floridas völlig verwüstet. Schon vorher hatten Unternehmen wie Münchener Rück und Hannover Rück davor gewarnt, dass immer weniger Rückversicherer angesichts des Klimawandels bereit seien, Naturkatastrophen gerade in Florida abzusichern - auch wegen einer Flut von Klagen. Das Angebot werde bereits knapp.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)