Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erwartet angesichts der Coronakrise auch in den nächsten Jahren steigende Preise.

"Wir sehen die Covid-19-Pandemie als Katalysator für fundamentale Preis- und Konditions-Anpassungen bei Erst- und Rückversicherern", sagte Vorstand Sven Althoff am Montag in einer Telefonkonferenz. Der Einschnitt sei mit den Anschlägen in den USA 2001 oder mit der Hurrikan-Serie 2005 zu vergleichen. "Das wahre Ausmaß der durch die Pandemie entstandenen Schäden wird erst langfristig erkennbar sein."

Für die Vertragsrunde in der Schaden-Rückversicherung mit den Erstversicherern sei mit deutlichen Preissteigerungen zu rechnen, erklärte Hannover Rück. Das gelte vor allem für Japan, wo sich in den vergangenen Jahren Taifune häufen. Weltmarktführer Münchener Rück hatte zuletzt von Preissteigerungen von zwei bis vier Prozent pro Jahr gesprochen, nachdem die Prämien jahrelang abgebröckelt waren.

Im laufenden dritten Quartal lägen die Ergebnisbelastungen bei Hannover Rück trotz einer steigenden Zahl von Wirbelstürmen und Waldbränden im Rahmen der Erwartungen, sagte Althoff. Auch Corona-Schäden schlügen noch zu Buche, aber in weit geringerem Ausmaß als im ersten Halbjahr. Die Hannover Rück zahlt vor allem für Betriebsschließungen aufgrund der Pandemie, in geringerem Maß auch für die Absage von Veranstaltungen. Die verheerende Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut werde die Versicherer und Rückversicherer nach ersten Schätzungen rund eine Milliarden Dollar kosten. Wie viel davon auf die Hannover Rück entfällt, sei kaum abzuschätzen.

Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr traut sich der Rückversicherer aus Hannover nicht zu. Die Szenarien lägen noch zu weit auseinander.

Normalerweise trifft sich die Branche Anfang September in Monte Carlo zum Auftakt der Vertragsverhandlungen mit den Erstversicherern. Das "Rendezvous de Septembre" wurde allerdings wegen der Coronakrise abgesagt, die Gespräche finden stattdessen online statt.

"Die niedrigen Zinsen werden uns noch lange Zeit begleiten", sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz. "Deshalb sind Preiserhöhungen auf der Erst- und Rückversicherungsseite im Januar und darüber hinaus unumgänglich." In den vorangegangenen Erneuerungsrunden im Frühjahr seien Preiserhöhungen durchgesetzt worden - bei Verträgen, die von Schäden betroffen waren, sogar um mehr als zehn Prozent. Doch das reiche noch nicht aus.