Zürich (Reuters) - Der Rückversicherungskonzern Swiss Re peilt im laufenden Jahr eine Vervielfachung seines Gewinns an.

Dank attraktiven Marktbedingungen, des erwarteten Rückgangs der Covid-Schäden und höheren Zinsen solle 2023 ein Gewinn von über drei Milliarden Dollar erzielt werden, teilte Swiss Re am Freitag mit. Im vergangenen Jahr drückten Naturkatastrophen wie Hurrikan "Ian" und Kosten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie den Gewinn auf 472 Millionen Dollar. Swiss Re machte auch die Inflation und den Wertverlust der Aktienanlagen für den Rückgang verantwortlich. Immerhin war das leicht mehr als Analysten erwartet hatten. 2021, ebenfalls von hohen Kosten für Katastrophen geprägt, hatte der weltweit zweitgrößte Rückversicherer noch ein Nettoergebnis von 1,44 Milliarden Dollar eingefahren.

"Das Jahr 2023 hat gut begonnen, und die erfolgreiche Erneuerungsrunde im Januar bestätigt unseren Anspruch, die Profitabilität zu steigern, Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen und gleichzeitig die Kunden weiter zu unterstützen", erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler. In der Januar-Vertragserneuerungsrunde habe Swiss Re Preiserhöhungen von 18 Prozent durchgesetzt. Im Gegensatz zur Nummer drei Hannover Rück weiteten die Schweizer das Geschäft zudem aus. Weltmarktführer Münchener Rück legt den Jahresabschluss am Donnerstag vor.

Swiss Re bekräftigte auch die mittelfristigen Ziele. So peilt das Unternehmen aus Zürich für 2024 eine Eigenkapitalverzinsung (ROE) von 14 Prozent an. 2022 waren es nur 2,6 Prozent. Wegen der milliardenschweren Aufwendungen für die von "Ian" verursachten Schäden hatte Swiss Re im Oktober das Rentabilitätsziel 2022 von zehn Prozent gekippt.

Die Großschäden in Zusammenhang mit Naturkatastrophen kosteten Swiss Re insgesamt 2,7 Milliarden Dollar. Neben Ian schlugen auch Überschwemmungen in Australien und Südafrika, Hagelstürme in Frankreich sowie Winterstürme in Europe und den USA zu Buche. Für eine Schätzung der Schäden des Erdbebens in der Türkei und in Syrien sei es noch zu früh, erklärte Mumenthaler. Ein großer Teil dürfte aber nicht gedeckt sein. "Die Versicherungsdurchdringung in diesen Regionen ist sehr gering." Weltweit klaffe zwischen den wirtschaftlichen Schäden und den versicherten Schäden eine Lücke von mindestens 50 Prozent. "In solchen Regionen ist es sogar noch mehr." Auf Naturkatastrophen spezialisierte Experten hatten die wirtschaftlichen Schäden des Erdbebens in der Türkei und in Syrien kürzlich auf mehr als 20 Milliarden Dollar veranschlagt. Nur ein Bruchteil davon - gut eine Milliarde Dollar - sei aber versichert, hieß es in einer ersten Schätzung der US-Firma Verisk Analytics.

Trotz des Gewinnrückgangs soll eine praktisch unveränderte Dividende ausgezahlt werden. Dank der starken Bilanz will Swiss Re für 2022 eine Dividende von 6,40 Dollar (zuletzt 5,90 Franken) je Aktie an die Eigner ausschütten. An der Börse notierten Swiss Re wenig verändert. Das Jahresergebnis sei etwas besser ausgefallen als befürchtet, erklärte Michael Kunz, Analyst der Luzerner Kantonalbank. "Aufgrund der hohen Schwankungsanfälligkeit des Geschäfts stehen wir Rückversicherungen traditionell eher skeptisch gegenüber." Attraktiv sei aber die hohe und stabile Dividende.

(Bericht von Oliver Hirt, Tom Sims und Paul Arnold. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)