(neu: Schlusskurse, Aroundtown drehen ins Plus)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie treffen auch die Aktionäre der eigentlich als recht krisenresistent geltenden Immobilienbranche. Die Papiere der europäischen Branchenkonzerne sind nicht vom jüngsten Kurssturz am Gesamtmarkt verschont geblieben, im Gegenteil: Der entsprechende Sektorindex hat seit Beginn des Crashs am 24. Februar mehr als 30 Prozent verloren und sich damit sogar schlechter geschlagen als der Gesamtmarkt.

Hierzulande gerät die Immobilienbranche aktuell von mehreren Seiten unter Druck. So dürfte zum einen die Corona-Krise nach Ansicht von Ökonomen den Anstieg der Mieten und Immobilienpreise dämpfen. Angesichts der Ausgangsbeschränkungen und der Unsicherheit über die Folgen der Pandemie dürfte der Wohnungsmarkt in den nächsten beiden Monaten zum Erliegen kommen, sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft. "Besichtigungen finden kaum statt, und viele Käufer halten sich zurück, weil sie um ihre Jobs bangen oder schrumpfende Einkommen erwarten." Selbst ein Ende des zehnjährigen Immobilienbooms in Deutschland ist Experten zufolge denkbar, wenn sich die Krise noch Monate hinzieht und der Alltag der Menschen stark eingeschränkt bleibt.

Zum anderen beschloss der Bundestag, dass Vermieter ihren Mietern nicht mehr kündigen dürfen, wenn sie wegen der Corona-Krise die Miete nicht zahlen können. Das gilt auch für kleine Ladengeschäfte.

In diesem trüben Umfeld haben nun sowohl der Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown als auch der Immobilienkonzern Hamborner Reit ihre jeweiligen Prognosen für das laufende Geschäftsjahr einkassiert. Für den gesamten Sektor verheiße dies nichts Gutes, sagte ein Händler.

Am Aktienmarkt wurden an diesem Donnerstag aber letztlich nur die Papiere von Hamborner Reit abgestraft. Sie schlossen mehr als 5 Prozent tiefer bei 7,822 Euro und gehörten damit zu den schlechtesten Werten im festen Nebenwerte-Index SDax. Am Mittwoch hatten sich die Aktien im Zuge einer Erholung an der Börse noch bis auf 8,50 Euro und damit nahe an die 21-Tage-Durchschnittslinie herangerobbt. Diese beschreibt den kurzfristigen Trend und verläuft aktuell bei 8,625 Euro.

Die Papiere von Aroundtown aber machten zwischenzeitliche Verluste von mehr als 7 Prozent wett und schlossen fast 7 Prozent höher, nachdem sich der Gesamtmarkt am Nachmittag berappelt hatte. Nach Ansicht des Analysten Andre Remke von der Baader Bank haben die Aktien in den letzten Wochen unter anderem wegen der hohen Abhängigkeit vom Hotelsektor überdurchschnittlich stark nachgegeben. Hotels leiden aktuell stark unter der Krise, weil Tagungen ausfallen, Touristen fernbleiben und auch viele Geschäftsreisen nicht mehr stattfinden. Nunmehr aber seien die potenziellen Risiken in puncto geringeres Mietwachstum, höhere Leerstände, Refinanzierung und Wertminderung bei einigen Vermögenswerten bereits über Gebühr in der Bewertung der Aktien berücksichtigt.

Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg schrieb, Aroundtown agiere im aktuellen Umfeld angemessen. Das Unternehmen sei dank seiner breiten Aufstellung gut am Markt positioniert und die Finanzkennziffern des Konzerns seien solide./la/he