Von Jinjoo Lee

NEW YORK (Dow Jones)--Für gewöhnlich erzeugt Knappheit letztlich noch mehr Knappheit. Der jüngste Knappheitsgrund stammt aus der Ölfeld-Servicebranche, die nach Jahren der Sparmaßnahmen über relativ wenig Ausrüstung und Mitarbeiter verfügt. Gleichzeitig rangieren die Öl- und Gaspreise in der Nähe von Mehrjahreshöchstständen. Alle drei großen Öl-Dienstleistungsunternehmen - Halliburton, Schlumberger und Baker Hughes - erklärten diese Woche in ihren Gewinnmitteilungen, dass sie deshalb mit ihren Kunden über Preiserhöhungen verhandeln würden. Höhere Lohnkosten, angespannte Lieferketten und die Inflation tragen ebenfalls zu diesen Preiserhöhungen bei.

Für die drei Unternehmen ist das keine schlechte Sache, da sie alle im vergangenen Jahr Preiskürzungen hinnehmen mussten. Aber wie bei vielen Unternehmen gibt es auch hier kurzfristige Probleme. So drückte der Hurrikan Ida, der auf der Produktion im Golf von Mexiko lastete, die Einnahmen aller drei Unternehmen im dritten Quartal. Und alle drei verfehlten die Erwartungen für das Quartal. Vor allem Baker Hughes hatte es schwer. Die Sparte für digitale Lösungen beeinträchtigten zum Beispiel Engpässe bei elektrischen Komponenten wie Halbleitern, Platinen und Displays. Seit Anfang der Vorwoche, als der erste der drei Ölfelddienstleistungsriesen seine Ergebnisse veröffentlichte, haben die Aktien von Halliburton und Baker Hughes jeweils 1,7 Prozent und 8,4 Prozent verloren. Die Aktien von Schlumberger bröckelten um 0,6 Prozent ab.


 
In Branche tobt ein Ansturm auf Öldienstleistungen 
 

Das Angebot an Ausrüstungen ist so knapp und die Erdöl- sowie Erdgaspreise sind dermaßen hoch, dass einige Kunden die Ausschreibungen für Dienstleistungen früher als üblich beginnen. Es ist schwer zu sagen, inwieweit sich der Ansturm auf die Dienstleistungen auf die Energiepreise auswirken wird. In der Tendenz dürfte sich der Mangel an Ausrüstungen jedoch wahrscheinlich nicht so bald bessern. Die Dienstleistungsunternehmen haben den Gürtel früher als ihre Kunden enger geschnallt und planen nun alle, ihre Ausgabendisziplin fortzusetzen. Das Investitionsbudget von Halliburton etwa beträgt heute nur ein Viertel dessen, was es vor sieben Jahren war, als der Rohölpreis der Sorte Brent das vorerst letzte Mal den Stand von 85 US-Dollar markierte.

Das Unternehmen plant, die Investitionsausgaben auf 5 bis 6 Prozent des Umsatzes zu begrenzen. Da der Markt für Dienstleistungen heute schon angespannt ist, während die Produzenten weltweit täglich fünf Millionen Barrel weniger Öl fördern als 2019, dürfte sich die Situation im nächsten Jahr keineswegs verbessern. Dann sollte die Ölproduktion nämlich voraussichtlich das Niveau von vor der Pandemie übersteigen.

Ungeachtet der kurzfristigen Schwierigkeiten ist ein enger Markt mit steigender Nachfrage ein gutes Pflaster für Dienstleistungsunternehmen. Sowohl die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) als auch die Internationale Energieagentur (IEA) gehen davon aus, dass die Ölnachfrage mindestens bis in die 2030er Jahre zulegen wird. Dieses Öl muss irgendwo auf der Welt gefördert werden, selbst wenn die US-Bohrer diszipliniert bleiben. Sofern es nicht zu plötzlichen Unstimmigkeiten zwischen den OPEC+-Mitgliedern oder zu plötzlichen Bohraktivitäten der großen US-Produzenten kommt, werden die Preise wahrscheinlich über dem Niveau vor der Pandemie bleiben.


 
Ölfeld-Dienstleister sind rank und schlank 
 

Die internationalen Dienstleistungsunternehmen sind jedenfalls in einer starken Verhandlungsposition und bereits schlanker und rentabler als vor der Pandemie. Der Schock von 2020 hat sie gezwungen, sich neue Fähigkeiten anzueignen, zum Beispiel die Fernüberwachung bei Bohrungen. Schlumberger hat im dritten Quartal bei einer um 30 Prozent niedrigeren Umsatzbasis einen höheren Nettogewinn erzielt als im zweiten Quartal 2019.

Halliburton verlagert bereits einige seiner Geräte zu lukrativeren Arbeitsplätzen im Ausland. Allerdings bekommt das Unternehmen zu spüren, dass neue Felder kleiner sind und mehr Arbeit erfordern, um mehr Barrel zu produzieren, was sich dann potenziell in mehr Dollar niederschlägt. Darüber hinaus merken die Dienstleister, dass sie für den Verkauf von emissionsarmen Ausrüstungen, die in den kommenden Jahren wahrscheinlich sehr gefragt sein werden, einen erklecklichen Betrag kassieren können. Die Abteilung für digitale Lösungen von Baker Hughes scheint jedenfalls gut positioniert zu sein, um von der Unterstützung der Unternehmen bei Überwachung und Verwaltung von Emissionen zu profitieren. Trotz der rosigen Aussichten sind die Aktien der Dienstleistungsunternehmen günstig. Im Durchschnitt liegt ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis um 28 Prozent unter ihrem 10-Jahres-Durchschnitt. Ihre Aktienkurse haben sich zwar aus einem tiefen Loch befreit, aber es ist immer noch eine gute Gelegenheit, von Anfang an einzusteigen.

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October 25, 2021 05:13 ET (09:13 GMT)