FRANKFURT (Dow Jones)--Zins- und Konjunkturängste haben am Freitag die europäischen Aktienmärkte unter Abgabedruck gebracht. Während an der Börse bisher damit gerechnet wurde, dass die Europäische Zentralbank im September die Leitzinsen um 50 Basispunkte nach oben nehmen werde, lieferte ein Reuters-Bericht Hinweise für eine Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte. Einige Ratsmitglieder sollen eine entsprechende Diskussion in Gang setzen wollen, um der Inflation Herr zu werden. In der Folge kamen Aktien und Anleihen unter Druck. Der DAX verlor 2,3 Prozent auf 12.971 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,9 Prozent auf 3.604 Zähler nach unten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen steigt um 7 BP auf knapp 1,40 Prozent.

Aber auch US-Notenbankgouverneur Jerome Powell belastete mit seinen Aussagen die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks. In seiner Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole machte er sehr deutlich, dass der Kampf gegen die viel zu hohe Inflation der Konjunktur einige "Schmerzen" bringen werde. Das Wachstum werde schwach ausfallen, die Arbeitslosigkeit steigen. "Dies sind die unangenehmen Kosten der Inflationsbekämpfung. Aber ein Scheitern bei der Wiederherstellung der Preisstabilität bedeutete weitaus größere Schmerzen", sagte Powell. Im Handel interpretierte man die Daten als falkenhaft. Zur Inflationsbekämpfung sei die Fed bereit, Wachstum und Konsumnachfrage zu opfern.

Alle Sektoren schlossen mit den falkenhaften Hinweisen von EZB und Fed im Minus. Selbst der Bankensektor, eigentlich ein Profiteur steigender Zinsen, gab 1,6 Prozent ab. Hier sprachen Händler von Rezessionssorgen angesichts der klaren Notenbankhaltungen im Kampf gegen die Inflation.


   Haleon gesucht - Citi sieht Chance in Florida-Urteil 

Die Aktien des Gesundheitsunternehmens Haleon legten gegen den Markt um 1,0 Prozent zu. Stützend wirkte ein Urteil aus Florida. Dadurch könnten mögliche Schadensersatzzahlungen wegen Zantac sinken, falls es in dieser Form umgesetzt werde, hieß es von den Analysten der Citi. Auch die Zahl der Kläger könne um 70 bis 80 Prozent reduziert werden. Dies könnte zu Kosten um die 10 Milliarden Dollar für alle Beteiligten führen, der Markt habe hier aber bereits rund 36 Milliarden Dollar diskontiert. Sanofi legten um 1,8 Prozent, GSK um 0,3 Prozent zu.

Unter Abgabedruck standen mit Rezessionssorgen die Aktien der Containerreedereien. Moeller-Maersk fielen 3,2 Prozent, Hapag-Lloyd um 5,2 Prozent. Unter anderem belastete die Absage des Verkaufs von Maersk Container Industry (MCI) an die chinesische CIMC. Dies war am Einspruch der US-Behörden gescheitert.


   Metzler halbiert Kursziel für Continental 

Für die Aktie von Continental ging es um 5,6 Prozent nach unten, nachdem die Analysten von Metzler die Einstufung auf "Verkaufen" gesenkt und das Kursziel mehr als halbiert hatten. Für die Analysten ist der Ausblick von Continental dem Risiko einer abkühlenden Reifennachfrage ausgesetzt. Bereits das zweite Quartal sei aufgrund der Autozuliefersparte bei der Profitabilität am unteren Rand der Werte aller börsennotierten Autozulieferer in Deutschland geblieben.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut   +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.652,52        -0,6%        -22,02      -15,0% 
Stoxx-50                3.641,97        -0,5%        -18,18       -4,6% 
DAX                    13.190,98        -0,6%        -80,98      -17,0% 
MDAX                   25.957,00        -0,4%       -113,64      -26,1% 
TecDAX                  3.018,75        -1,3%        -39,03      -23,0% 
SDAX                   12.153,60        -0,9%       -113,13      -26,0% 
FTSE                    7.471,11        -0,1%         -8,63       +1,3% 
CAC                     6.340,81        -0,6%        -40,75      -11,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,40                      +0,08       +1,58 
US-Zehnjahresrendite        3,05                      +0,03       +1,54 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:09 Uhr  Do, 17:30h    % YTD 
EUR/USD                   1,0065        +0,9%        0,9963      0,9969   -11,5% 
EUR/JPY                   137,65        +1,1%        136,35      136,26    +5,2% 
EUR/CHF                   0,9663        +0,6%        0,9605      1,0370    -6,9% 
EUR/GBP                   0,8478        +0,6%        0,8440      0,8435    +0,9% 
USD/JPY                   136,77        +0,2%        136,86      136,71   +18,8% 
GBP/USD                   1,1874        +0,3%        1,1805      1,1816   -12,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,8613        +0,1%        6,8677      6,8528    +8,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.662,50        +0,4%     21.405,44   21.524,55   -53,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %     +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  91,90        92,52         -0,7%       -0,62   +29,5% 
Brent/ICE                  98,93        99,34         -0,4%       -0,41   +32,8% 
GAS                               VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF                 324,00       321,41         +0,8%       +2,59  +412,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %     +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.751,11     1.758,94         -0,4%       -7,84    -4,3% 
Silber (Spot)              19,32        19,31         +0,0%       +0,01   -17,1% 
Platin (Spot)             883,58       886,50         -0,3%       -2,93    -9,0% 
Kupfer-Future               3,76         3,70         +1,6%       +0,06   -15,2% 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 26, 2022 12:17 ET (16:17 GMT)