Knorr habe dem schwedischen Investmentfonds Carnegie ein Aktienpaket von 3,56 Prozent an Haldex abgekauft und seinen Anteil damit auf knapp 15 Prozent erhöht, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Gezahlt hat Knorr den zur Übernahme gebotenen Preis von 125 Kronen je Aktie. Die Münchner locken die Haldex-Aktionäre außerdem mit einer zusätzlichen Vergütung für den Fall eines Weiterverkaufs der Aktien.

Knorr-Chef Klaus Deller, der im Ringen um Haldex bisher die schlechteren Karten hat, macht damit dem schwäbischen Autozulieferer ZF das Leben schwer. Denn die Friedrichshafener müssten sich mit einem rivalisierenden Minderheitsaktionär arrangieren, falls sie sich in dem Übernahmepoker durchsetzen. Der Stiftungskonzern ZF vom Bodensee bietet zwar nur 120 Kronen je Aktie oder rund 550 Millionen Euro, dennoch hat sich die Haldex-Führung einmütig für die Annahme des Angebots ausgesprochen. Entscheidendes Argument ist, dass es zwischen dem Marktführer für Lkw-Bremsen Knorr und der kleineren Haldex erhebliche Überschneidungen gibt, sodass die Kartellbehörden wahrscheinlich nur unter der Auflage von Firmenteilverkäufen die Übernahme genehmigen würden. ZF erklärte dagegen, schon von allen Behörden grünes Licht zu haben.

Einen Eklat provozierte ZF auf der Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover in dieser Woche: Haldex-Vorstandschef Bo Annvik demonstrierte mit seiner Teilnahme an der ZF-Pressekonferenz den Schulterschluss mit ZF-Chef Stefan Sommer. Und das in Sichtweite des Messestandes von Knorr-Bremse. Deller war nicht selbst auf der IAA, äußerte sich aber einen Tag später im Interview mit dem "Manager Magazin" höchst verärgert. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte er. Das frühe Votum des Haldex-Boards für die ZF-Offerte sei mehr als erstaunlich, das Board müsse im Sinn seiner Aktionäre beide Gebote unvoreingenommen und mit Sorgfalt prüfen. "Ein solches Ausmaß an Parteinahme ist nicht hinzunehmen", sagte Deller. "Von uns nicht, aber auch von den Investoren nicht." Kartellrechtliche Hürden seien überwindbar.

Beide Seiten halten sich offen, noch mehr für den Mittelständler aus Schweden mit seinen rund 2200 Beschäftigten und 500 Millionen Euro Jahresumsatz zu bieten. "Sollte Knorr-Bremse den Angebotspreis erhöhen, erhält Carnegie einen der Erhöhung entsprechenden Betrag als zusätzliche Gegenleistung", erklärte Knorr. Zudem winkt Carnegie wie allen anderen Aktien-Verkäufern eine zusätzliche Vergütung von 100 Prozent des Nettogewinns, sollte Knorr die Haldex-Aktien innerhalb von einem Jahr wieder verkaufen.

Hintergrund des mit harten Bandagen ausgetragenen Übernahmekampfes ist die Positionierung der Unternehmen als Anbieter für die Technik zum autonomen Fahren. Mit Sensorik, Bremsen und Lenkung aus einer Hand würde ZF als einziger großer Zulieferer das gesamte System anbieten. Dieses Ziel verfolgt auch Knorr. Die Münchner kauften im Juni deshalb erst den deutschen Lenksystemshersteller Tedrive. Als Spezialist für Bremsen von Lkw-Anhängern würde Haldex die Zugmaschinen-Bremsen von Knorr ergänzen.