PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Ein Urteilsspruch in den USA zum umstrittenen Medikament Zantac hat am Mittwoch an den Börsen in Paris und London bei den betroffenen Konzernen Kurssprünge ausgelöst. In Paris stieg der Kurs von Sanofi um acht Prozent und in London schnellten die Papiere von GSK gar um fast elf Prozent nach oben.

Eine Richterin in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida hatte entschieden, dass die Pharmakonzerne sich nicht den fast 2000 Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des Medikaments Zantac gegen Sodbrennen stellen müssen. Bezirksrichterin Robin Rosenberg kam zu dem Schluss, dass die Klagen wissenschaftlich nicht fundiert seien. Bei Rosenberg waren für vorprozessuale Erwägungen Klagen von mehr als 1700 ehemaligen Zantac-Nutzern gegen Marken- und Generikahersteller gebündelt.

Betroffen ist von der Gerichtsentscheidung auch das britische Pharmaunternehmen Haleon, in dem GSK und der US-Pharmariese Pfizer ihre Geschäfte mit rezeptfreien Medikamenten gebündelt haben. Haleon-Aktien verteuerten sich am Mittwoch um knapp sechs Prozent.

Experten zufolge hätten den an Zantac direkt oder indirekt beteiligten Unternehmen hohe Entschädigungszahlungen gedroht. Für Sanofi schätzte Pharmaanalyst Peter Welford von der US-Bank Jefferies diese im ungünstigsten Fall auf bis zu 8 Milliarden US-Dollar. Bei GSK lägen diese im düstersten Szenario mit bis zu 17 Milliarden Dollar sogar mehr als doppelt so hoch. Entsprechend groß war am Mittwoch das Aufatmen an den Börsen.

Allerdings haben die Kurse von Sanofi und GSK die im August von den Klagen ausgelösten herben Verluste noch nicht wieder vollständig aufgeholt. Seinerzeit waren die Aktien von Sanofi in nur zwei Börsentagen um bis zu 20 Prozent abgesackt, die Anteile von GSK hatten bis zu 17 Prozent eingebüßt.

Analyst Michael Leuchten von der Investmentbank UBS nannte die Entscheidung des Gerichts in Florida "eindeutig eine positive Entwicklung für die Beschuldigten". Anwälte der Kläger hätten allerdings eine große Zahl von Klagen vor staatlichen Gerichten geltend gemacht, vor allem in den Bundesstaaten Kalifornien und Delaware. Anhörungen in Kalifornien sollen demnach Ende Januar beginnen. Ob die Entscheidung in Florida quasi als Blaupause auch für Kalifornien angesehen werden kann, sei unklar, weil die rechtlichen Standards unterschiedlich seien./bek/ag/jha/