BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der mit Manipulationsvorwürfen konfrontierte Leasingspezialist Grenke hat seine Ziele im Leasing-Neugeschäft Ende 2020 nicht ganz erreicht. Im vierten Quartal lag das Volumen mit 426,7 Millionen Euro bei gut 56 Prozent des Vorjahreswerts, wie das im SDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Baden-Baden mitteilte. Im Oktober hatte der Vorstand rund 60 Prozent angepeilt. Im gesamten Jahr 2020 erzielte Grenke damit ein Neugeschäft von 2,03 Milliarden Euro, rund 29 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Grenke-Chefin Antje Leminsky sagte mit Blick auf das vierte Quartal jedoch, dass das Unternehmen seine Prognose trotz des zweiten harten Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie getroffen habe. Zudem legte die Deckungsbeitragsmarge zum Jahresende zu. Im vierten Quartal lag sie mit 19,5 Prozent über dem Vorjahreswert von 17,8 Prozent. "Die beginnenden Covid-19-Impfungen geben uns die Zuversicht auf ein baldiges Ende der Restriktionen", sagte Leminsky.

Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten zunächst leicht positiv aufgenommen. Auf der Plattform Tradegate legte die Grenke-Aktie am Morgen im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag um rund ein halbes Prozent zu. Allerdings hatte der Kurs am Montag - dem ersten Handelstag des neuen Jahres - fast vier Prozent eingebüßt. 2020 hatte die Aktie infolge der Corona-Pandemie und heftiger Manipulationsvorwürfe eines Leerverkäufers mehr als 40 Prozent verloren.

Im vierten Quartal traf die Corona-Krise Grenke in den einzelnen Geschäftsregionen unterschiedlich schwer. So fiel das Leasing-Neugeschäft in der für das Unternehmen wichtigsten Region Deutschland, Österreich und der Schweiz nur rund ein Viertel schwächer aus als ein Jahr zuvor. In Nord-, Ost- und Südeuropa brach es hingegen um mehr als die Hälfte ein.

Aus Sicht von Finanzchef Sebastian Hirsch hat die jüngste Entwicklung die Strategie des Vorstands bestätigt. "In der Covid-19-Krise haben wir unseren Fokus ganz klar auf profitables Neugeschäft gesetzt." Solange die Corona-Krise dauere, werde Grenke daher an dieser Ausrichtung des Geschäfts festhalten.

Unterdessen hält der Konzern sein Geld zusammen. Zwar sei Grenke mit ausreichend Liquidität versorgt, um in das neue Jahr zu starten, sagte Hirsch. Dennoch will der Leasingspezialist eine unbefristete Hybridanleihe über 50 Millionen Euro weiterlaufen lassen, die er zum 31. März dieses Jahres erstmals hätte kündigen können. Damit schaffe das Unternehmen die Basis für eine nachhaltig solide Kapitalausstattung, sagte der Finanzchef.

Grenke steht seit einigen Monaten im Fokus der Öffentlichkeit, nachdem das Unternehmen an der Börse wochenlang von Leerverkäufern attackiert worden war. Der Shortseller Viceroy hatte Grenke Mitte September angegriffen. Hinter dem Investor steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy wirft Grenke unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell vor.

Grenke hatte daraufhin selbst eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Mitte Dezember zeigte sich das Unternehmen von Untersuchungsergebnissen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) entlastet. Auch die Sonderprüfung durch den regulären Wirtschaftsprüfer KPMG habe bislang keine Anhaltspunkte gebracht, die vermuten ließen, dass das Leasing-Geschäft des Konzerns nicht existiere, hieß es. Allerdings weise KMPG ausdrücklich darauf hin, dass weitere umfassende Analysen und Arbeiten erforderlich seien, "die auf alle Gebiete der Prüfung ausstrahlen können"./stw/ngu/jha/