(neu: Details zur Risikochefin, Analystenstimme, Aussagen aus Zeitungsinterview, Aktienkurs)

BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der mit Manipulationsvorwürfen konfrontierte Leasingspezialist Grenke erweitert seinen Vorstand wie geplant um die Position des Chief Risk Officer (CRO). Der Aufsichtsrat habe dazu Isabel Rösler ab 1. Januar 2021 zum Vorstandsmitglied bestellt, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Baden-Baden mit. In dem neugeschaffenen Ressort werde Rösler wesentliche Funktionen wie Risikocontrolling, Compliance, Geldwäscheprävention und Datenschutz verantworten. Am 5. Januar 2021 will Grenke zudem Zahlen zum Neugeschäft aus dem vierten Quartal veröffentlichen.

Die Grenke-Aktie legte am Morgen um gut ein halbes Prozent zu und gehörte damit zu den stärkeren Werten im SDax. Branchenexperte Philipp Häßler vom Analysehaus Pareto Securities begrüßte die Personalentscheidung. Risikomanagement sei für Grenke sehr wichtig, und Isabel Rösler scheine aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds die nötigen Qualifikationen für diese Aufgabe zu besitzen.

Rösler hat den Angaben zufolge Betriebswirtschaft studiert, bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers gearbeitet und eine Ausbildung zur Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin absolviert. Zuletzt sei sie mit der Prüfung von Leasinggesellschaften und Banken befasst gewesen und habe anschließend Leitungspositionen bei der Landesbank Baden-Württemberg, der SüdLeasing und der SüdFactoring GmbH übernommen.

Grenke hatte das neue Vorstandsressort Ende Oktober angekündigt, nachdem das Unternehmen wochenlang von Leerverkäufern attackiert worden war. Viceroy hatte Grenke Mitte September angegriffen. Hinter dem Shortseller steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy wirft Grenke unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell vor.

Grenke hatte daraufhin selbst eine Überprüfung durch Wirtschaftsprüfer in Auftrag gegeben. Erst Mitte Dezember veröffentlichte Grenke weitere Ergebnisse der Untersuchungen, durch die sich Unternehmen entlastet sieht. Demnach kommt die mit der Untersuchung der Franchise-Geschäfte beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) zu dem Schluss, "dass die bisherigen 17 Franchise-Übernahmen gesamthaft für die Grenke AG als positiv bezeichnet werden können".

Unterdessen habe auch die Sonderprüfung durch den regulären Wirtschaftsprüfer KPMG bislang keine Anhaltspunkte gebracht, die vermuten ließen, dass das Leasinggeschäft des Konzerns nicht existiere. Auch für die Behauptung, Grenke sei systematisch an Geldwäsche beteiligt gewesen oder habe diese ermöglicht, hätten die Wirtschaftsprüfer bisher keine Hinweise gefunden, hieß es. Einen Verstoß gegen eine Bafin-Anordnung bei der Überprüfung eines in den Vorwürfen genannten Einzelfalls habe KPMG nicht erkennen können.

KMPG weise allerdings ausdrücklich darauf hin, dass weitere umfassende Analysen und Arbeiten erforderlich seien, "die auf alle Gebiete der Prüfung ausstrahlen können". KPMG setze die gesonderte Prüfung fort, die Bestandteil der normalen Jahresabschlussprüfung ist.

In einem Rechtsstreit gegen die Investorengruppe Viceroy Research und den Briten Fraser Perring rechnet sich Grenke aber wenig Chancen aus. "Ich persönlich glaube nicht, dass es in Delaware etwas zu holen gibt. Man würde nur gutem Geld schlechtes hinterherwerfen", sagte der Baden-Badener Unternehmer und Firmengründer Wolfgang Grenke der "Stuttgarter Zeitung" (Mittwoch). Dennoch behalte sich der Vorstand rechtliche Schritte vor.

Trotz der öffentlichen Angriffe und des deutlichen Absturzes des Aktienkurses habe das Unternehmen noch keine gravierenden Folgen erlitten, sagte Grenke. "Ich habe persönlich keinen finanziellen Schaden. Ich will ja keine Aktien verkaufen, deshalb muss ich auch keine Verluste realisieren." Das Geschäftsmodell der Grenke AG laufe weiterhin gut./mne/stw/mis