Erneut hat ein Leerverkäufer an der Börse eine Attacke gegen einen deutschen Finanzdienstleister gestartet.

Der britische Investor Fraser Perring erhob in einem 64-seitigen Report Vorwürfe gegen die Leasingfirma Grenke. Die Aktien des im Nebenwerteindex MDax gelisteten Unternehmens brachen am Dienstag um 19 Prozent ein. Perring hatte bereits 2016 für Trubel am deutschen Aktienmarkt gesorgt, als er dem inzwischen kollabierten Zahlungsabwickler Wirecard Bilanzfälschung vorwarf und gleichzeitig auf fallende Kurse wettete.

Auch bei Grenke setzt Perring nun mit geliehenen Aktien auf einen Kurssturz. Das erklärte er selbst in dem veröffentlichten Dokument, das seine Firma "Viceroy Research" verfasst hat. Bei Wirecard war Perring damals noch unter dem Pseudonym "Zatarra" aufgetreten. Der Investor sagte Reuters, er habe im Juli und im September jeweils eine Kopie des Reports an die Finanzaufsicht BaFin geschickt. "Wir sind bereit, mit der Aufsichtsbehörde zusammenzuarbeiten und wollen aufzeigen, wo die Unregelmäßigkeiten liegen."

Die Bonner Behörde erklärte, sie habe bisher kein Schreiben oder Email von Perring erhalten. Die in dem Report erhobenen Vorwürfe untersuche sie auf Marktmissbrauch. Dazu analysiere sie mögliche Marktmanipulationsvorwürfe durch die Grenke AG, durch Dritte etwa in Form einer Leerverkaufsattacke sowie mutmaßlicher Insiderhandel vor Erscheinen des Dokuments. Grenke kündigte eine schriftliche Erklärung an. Gegenüber dem "Spiegel", der zuerst über die Attacke des britischen Investors berichtet hatte, wies das Unternehmen aus Baden-Baden die Vorwürfe zurück.

LEERVERKÄUFE SIND NICHT UNGEWÖHNLICH

Konkret wirft Viceroy Research dem Anbieter von Leasing und anderen Finanzdienstleistungen vor, die Bilanz aufgebläht und zu hohe Gewinne und Kassenbestände ausgewiesen zu haben. Grenke habe Unternehmen überteuert von verbundenen Firmen gekauft. Der Konzern setze für zugekaufte Firmen in der Bilanz zu hohe Werte an und halte somit Gewinne künstlich hoch.

Leerverkäufe sind an der Börse ein gängiges Mittel. Experten halten sie sogar für ein wichtiges Instrument, damit die Aktienmärkte besser funktionieren. Bei dieser Art des Handels verkaufen Investoren Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr von anderen Marktteilnehmern geliehen haben. Sinkt der Aktienkurs bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs, droht den Leerverkäufern ein Verlust. Die BaFin hatte Anfang 2019 zeitweise Leerverkäufe für Wirecard-Aktien verboten und sich damit viel Kritik eingehandelt.

Perring hatte vor ein paar Jahren auch den TV-Konzern ProSiebenSat.1 ins Visier genommen und in einem im Internet veröffentlichten Dokument schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben. Damals hatte er sich Ärger mit der BaFin eingehandelt wegen "unerlaubter Anlageempfehlung". Außerdem hatte die Staatsanwaltschaft München ermittelt.