Die Leasingfirma Grenke hat die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Warth & Klein Grant Thornton für eine Sonderprüfung engagiert.

Die Prüfer sollen sich das Franchise-Geschäft des Unternehmens genauer anschauen, das im Fokus der Vorwürfe des britischen Investors Fraser Perring steht, wie Grenke am Donnerstag mitteilte. Unter anderem werde die Marktüblichkeit der Bewertungen der Franchisefirmen, die Vorteilhaftigkeit für Grenke und die Validierung der Kaufverträge untersucht.

Fraser Perring veröffentlichte vergangene Woche einen 64-seitigen Bericht, in dem er dem Unternehmen aus Baden-Baden unter anderem Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vorwarf und die Vorgänge im Franchise-Geschäft kritisierte. Grenke verdient sein Geld vor allem mit dem Verleih von IT und anderen Technologie-Produkten an kleine und mittlere Firmen sowie mit verwandten Dienstleistungen. Zur Strategie des MDax-Konzerns gehört es, neue Regionen mit Franchisenehmern aufzubauen und diesen die neuen Unternehmen nach einigen Jahren abzukaufen.

Die Finanzaufsicht BaFin, unter deren Kontrolle Grenke als Leasingfirma steht, prüft den Vorgang und will wegen des milliardenschweren Bilanzskandals beim insolventen Zahlungsabwickler Wirecard sehr genau hinschauen.

AKTIE ERNEUT IM MINUS

Um die Anschuldigungen des britischen Investors zu den Barmitteln der Firma zu widerlegen, veröffentlichte Grenke auf seiner Internetseite zwei Kontoauszüge der Bundesbank. Auf zwei Konten befanden sich demnach Anfang Juli mehr als 930 Millionen Euro. Vergangene Woche hatte der Vorstand gesagt, per Mitte September habe sich das Guthaben bei der Bundesbank auf 761 Millionen Euro belaufen. Die Bundesbank erklärte, sie äußere sich nicht zu einzelnen Banken oder Finanzdienstleistern, weder in Bezug auf die Bankenaufsicht noch in Bezug auf den Zahlungsverkehr.

An der Börse herrscht nach wie vor Unsicherheit. Die Titel verloren am Donnerstag zwei Prozent auf 32,98 Euro. Bevor Perring seinen Bericht veröffentlichte, waren die Aktien noch rund doppelt so viel wert. Perring wettet nach eigenen Aussagen auf einen Kurssturz der Aktien, er ist ein sogenannter Leerverkäufer. Diese Art der Börsengeschäfte ist erlaubt, manche Experten halte sie sogar für notwendig, um einen reibungslosen Handel zu gewährleisten. Investoren verkaufen dabei Wertpapiere, die sie sich gegen eine Gebühr von anderen Marktteilnehmern geliehen haben. Sinkt der Kurs bis zum Rückgabedatum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs, droht ein Verlust.