Die Leasingfirma Grenke will die massiven Vorwürfe des britischen Investors Fraser Perring mit einer Sonderprüfung aus dem Weg räumen.

"Unser Ziel ist eine 100-prozentige Aufklärung", sagte Vorstandschefin Antje Leminsky am Freitag. "Hier ist völlig grundlos ganz viel Porzellan zerschlagen worden und Vertrauen verloren gegangen. Dieses Vertrauen wollen wir zurück." Die Anschuldigungen des Investors entbehrten jeder Grundlage. Perring, der mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall der Grenke-Aktie setzt, wirft dem Unternehmen in einem 64 Seiten umfassenden Report Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vor. Seit Dienstag haben die im Nebenwerteindex MDax Aktien rund 40 Prozent an Wert verloren.

Damit das Sondergutachten schnell vorliege, habe der Aufsichtsrat um den ehemaligen Dresdner-Bank-Vorstand Ernst-Moritz Lipp den Wirtschaftsprüfer KPMG damit beauftragt, sagte Leminsky. Sobald die Ergebnisse vorlägen, werde Grenke diese veröffentlichen. Das Management werde auch über eine zusätzliche neutrale Prüfung beratschlagen, da KPMG bereits seit drei Jahren die Bilanz regulär prüfe. KPMG wollte sich dazu nicht äußern. Bereits am Dienstag, nachdem Perring über seine Analysefirma Viceroy die Vorwürfe öffentlich gemacht hat, habe Grenke die Aufsichtsbehörden BaFin und Bundesbank eingeschaltet.

Grenke geht auch in die Offensive, weil Börsianern noch der Schock des Bilanzskandals bei Wirecard in den Knochen steckt. "Wir sind ehrbare Kaufleute", betonte Leminsky. "Wir verwehren uns gegen jegliche Vergleiche mit Wirecard." Grenke habe nichts zu verheimlichen. Perring hatte 2016 ähnliche Vorwürfe gegen den inzwischen kollabierten Zahlungsdienstleister erhoben. Wirecard musste im Juni Insolvenz anmelden, nachdem Bilanzfälschung in großem Stil von Wirtschaftsprüfern - unter anderem von KPMG - aufgedeckt wurde. Der britische Investor tat sich auch bei der Aufdeckung der Bilanzbetrügereien beim Möbelkonzern Steinhoff hervor. Der Leerverkaufs-Angriff gegen ProSiebenSat.1 verpuffte dagegen.

RATINGAGENTUR PRÜFT HERABSTUFUNG

Grenke verdient sein Geld vor allem mit dem Verleih von IT und anderen Technologie-Produkten an kleine und mittlere Firmen sowie mit verwandten Dienstleistungen. Einer der Kernvorwürfe von Perring bezieht sich auf die Gepflogenheit von Grenke, neue Regionen erst mit Franchisenehmern aufzubauen und diesen die neuen Unternehmen nach einigen Jahren abzukaufen. Der Investor stört sich daran, dass Firmengründer Wolfgang Grenke seit Anfang 2020 an der Firma CTP beteiligt ist, die diese Unternehmen aufkauft. Wolfgang Grenke habe keine persönlichen finanziellen Vorteile davon und sei nicht an Gesprächen beteiligt, die zum Aufkauf führten, sagte Vorstand Sebastian Hirsch. Falsch sei auch die Darstellung Perrings, dass die jungen Firmen wenig zum Ergebnis beitrügen. Grenke habe seit 2011 rund 100 Millionen Euro für die Übernahmen bezahlt - 2019 hätten diese einen Gewinn von 112 Millionen Euro beigesteuert.

Das 1978 gegündete Unternehmen will rechtlich gegen Perring vorgehen. Ein Imageschaden ist aber bereits entstanden: Die Ratingagentur S&P prüft die Bonitätsnote von Grenke ("BBB+") auf eine Herabstufung. "Wir suchen Klarheit, was die Substanz der Vorwürfe betrifft." Auch Großinvestor Union Investment schaut sich die Vorgänge genau an. Man habe Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen, erklärte die Fondsgesellschaft. "Sobald wir hierzu einen tieferen Einblick haben, werden wir unsere Einschätzung zu Grenke überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen in den Fonds vornehmen."