«Die Teuerung wird sich im nächsten Jahr wieder abschwächen.»

Am letzten Mittwoch wurde der Rekordlauf der Aktienmärkte jäh unterbrochen. Mit der Veröffentlichung der Inflationszahlen aus den USA machten sich nämlich Sorgen über steigende Preise breit. Die hohe Teuerung schlägt auch auf die Stimmung der Konsumenten. Einer von vier US-Amerikanern gibt an, dass die steigenden Preise seinen Lebensstandard negativ beeinflussen. Die Konsumentenstimmung sank in der Folge auf den tiefsten Wert seit 2011.

Wird die vorübergehende Inflation zum permanenten Problem?

Der rasante Preisanstieg im letzten Monat hat die Investoren aufgeschreckt. Im Vergleich zum Vorjahreswert stiegen die US-Preise im Oktober um 6.2 Prozent. Die Jahresteuerung erreichte damit den höchsten Wert seit über 30 Jahren. Die Reaktion der Finanzmärkte war eindeutig: Aktien korrigierten und die Zinsen stiegen an. Angesichts der derzeit sehr hohen Inflationsraten wird es für die Notenbanken immer schwieriger, eine abwartende Haltung einzunehmen. In der Folge rechnen die Finanzmärkte für die USA bereits im nächsten Jahr mit zwei Zinserhöhungen.

Neben den bekannten Basiseffekten und höheren Energiepreisen sind auch steigende Lohnkosten als Grund für den Preisanstieg anzuführen. In einigen Branchen wie Transport und Logistik sowie Gastgewerbe und Freizeit nehmen die Löhne in den USA bereits kräftig zu. Angesichts offener Stellen in Höhe von zehn Millionen kündigen Angestellte in den USA ihren Job derzeit so oft wie noch nie zuvor und stellen höhere Lohnforderungen.

Auch in Europa hat die Inflation in den vergangenen Monaten markant zugenommen. In Deutschland erreichte sie im Oktober mit 4.5 Prozent ebenfalls den höchsten Wert seit fast 30 Jahren und in Grossbritannien rechnet die Bank of England bis im Frühjahr 2022 mit einem Anstieg auf rund 5 Prozent. Anders als in den USA ist der Lohndruck in Europa bisher allerdings weniger ausgeprägt.

Die Inflationsrisiken haben sich zwar erhöht. Allerdings sprechen drei Gründe für eine Abschwächung der Inflation im nächsten Jahr:

  1. Die Nachfrage schwächt sich ab: Das Wirtschaftsumfeld bleibt zwar intakt und die globale Konjunktur wird auch im nächsten Jahr über Potential wachsen. Allerdings lässt die Wachstumsdynamik in einzelnen Regionen bereits nach.
  2. Die Basiseffekte laufen aus: Als Folge der Pandemie ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im Jahr 2020 stärker gefallen als das Angebot. Entsprechend sind die Preise gefallen. Dieser Effekt lässt nun schrittweise nach.
  3. Die pandemiebedingten Effekte auf Lieferengpässe und das Arbeitsangebot werden mit der Zeit nachlassen: Im Vergleich zum Wert vor Ausbruch der Pandemie sind in den USA noch rund 4.2 Millionen Menschen weniger beschäftigt. Die Mehrheit der Personen, die den Arbeitsmarkt in den vergangenen zwei Jahren verlassen hat, wird allmählich wieder zurückkommen. Dies wird den Lohndruck dämpfen.

Die Inflation bleibt das mit Abstand wichtigste Thema an den Finanzmärkten. In unserem Basisszenario gehen wir zwar auch für das nächste Jahr von einer erhöhten Teuerung aus. Allerdings erwarten wir einen nachlassenden Inflationsdruck. Das ist ein gutes Umfeld für Aktien.

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GKB - Graubündner Kantonalbank published this content on 15 November 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 15 November 2021 14:44:06 UTC.