Vernier (awp) - Givaudan segelt gekonnt durch die rauhe See: Das Geschäftsmodell des Genfer Aromen- und Riechstoffherstellers erweist sich in der Corona-Krise als robust. Gegenüber der Konkurrenz gewann er Marktanteile dazu.

Man habe in fast allen Geschäftsfeldern zugelegt. Und in jenen Segmenten, die unter den Folgen der Pandemie leiden, habe sich das Geschäft im dritten Quartal erholt, sagte Konzernchef Gilles Andrier am Donnerstag im Gespräch mit AWP.

Insgesamt wuchs der Umsatz des Konzern in den Monaten Januar bis September 2020 um 2,7 Prozent auf 4,79 Milliarden Franken. Auf vergleichbarer Basis, also ohne Zu- und Verkäufe sowie um Währungseinflüsse bereinigt, zogen die Verkäufe gar um 3,7 Prozent an.

Fürs dritte Quartal weist Givaudan ein bereinigtes Wachstum von 3,1 Prozent aus, nach einem Anstieg von 4,0 Prozent nach sechs Monaten. Das Wachstum in "krisenresistenten" Geschäftsteilen, die im zweiten Quartal mit zweistelligen Wachstumsraten glänzten, habe sich normalisiert, so Andrier. Erholen können sich derweil die von der Krise gebeutelten Bereiche Luxusparfümerie und Food Service.

Wachstum mit Konsumgütern

In der Sparte Riechstoffe, die neu "Riechstoffe & Schönheit" heisst, zog der Umsatz nach neun Monaten um 5,3 Prozent auf 2,20 Milliarden Franken an respektive um bereinigte 4,5 Prozent. Hier legte das Konsumgütergeschäft dank starker Nachfrage nach Haushalts-, Gesundheits- und Körperpflegeprodukten um knapp 10 Prozent zu. Insbesondere Latein- und Nordamerika lieferten hohe Wachstumsraten.

Die Umsätze der Luxusparfümerie gingen hingegen um 11 Prozent zurück. Während des Lockdowns mussten Läden, vor allem die für die Parfümerie wichtigen Duty-Free-Shops, vorübergehend dicht machen. Und die nur schleppend vorankommende Belebung im Luftverkehr belastet wohl nach wie vor. Etwas besser als in Europa oder Asien erhole sich dieses Geschäft in Nordamerika, heisst es.

Im zweiten wichtigen Standbein, der Aromen-Sparte "Geschmack & Wohlbefinden", weist Givaudan ein Umsatzplus von 0,6 Prozent auf 2,59 Milliarden Franken aus. Organisch wuchs die Sparte um 3,1 Prozent.

Stark zulegen können die Aromen-Bereiche Gesundheit und Naturazeutika, das sind alternative Heilmittel. Zugleich hätten sich Umsätze weg von dem auf Gastrobetriebe ausgelegten Food-Service-Geschäft und alkoholischen Getränken hin zu Gesundheitsprodukten, Saftgetränken oder Snacks bewegt.

Weiteres Wachstum angestrebt

Mit Blick nach vorne strebt Givaudan weiteres profitables Wachstum an. "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die derzeit positiven Tendenzen umkehren", sagte Andrier mit Blick auf die Entwicklung im vierten Quartal.

Langfristig orientiert sich das Management an dem im August neu skizzierten und bis 2025 laufenden Fünfjahresplan. In diesem Zeitraum will Givaudan die Verkäufe organisch und jährlich um 4 bis 5 Prozent steigern.

Nebst organischem Wachstum sucht Givaudan weiterhin nach geeigneten Übernahmezielen, um das bestehende Geschäft zu ergänzen. Seit 2014 hat die Gruppe gemäss eigenen Angaben bereits sechzehn Akquisitionen getätigt.

An der Schweizer Börse zählten Givaudan unter den Blue Chips zu den wenigen Verlierern. Die Titel schlossen am Donnerstag 1,0 Prozent im Minus bei 3991 Franken. Der Leitindex SMI legte gleichzeitig um 0,8 Prozent zu.

Händler und Analysten verwiesen auf Gewinnmitnahmen. Die Papiere haben im Verlauf des Jahres beinahe einen Drittel an Wert gewonnen und seien hoch bewertet. Die Umsatzzahlen lagen in etwa im Rahmen der Markterwartungen.

mk/uh