Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Gerresheimer wird angesichts der hohen Nachfrage nach sterilen Verpackungen für injizierfähige Arzneimittel und Impfstoffe seine Produktionskapazitäten noch stärker ausweiten als zuletzt angekündigt. Für Injektionsfläschchen - sogenannten Vials - werde die Kapazität bis zum Jahresende um 1,2 Milliarden Einheiten erhöht, wie Vorstandschef Dietmar Siemssen in der telefonischen Halbjahrespressekonferenz sagte, vielleicht am Ende sogar noch etwas stärker.

Das wären mindestens 200 Millionen Stück mehr als noch im Frühjahr angekündigt. Gerresheimer-Vorstandschef Dietmar Siemssen sagte, der Fläschchenbedarf werde ganz unabhängig von den Covid-19-Impfungen steigen. Ein Rückgang des Bedarfs sei mit dem Impffortschritt zwar wahrscheinlich, kurzfristig dürften Erst- und Auffrischungsimpfungen aber weiter für hohe Nachfrage sorgen. Schon jetzt lägen Gerresheimer Bestellungen für Fläschchenlieferungen im Jahr 2023 vor. Der Konzern betrieb bislang Jahreskapazitäten für die Herstellung von 3 Milliarden Vials.

Die neuen Produktionslinien würden überwiegend so ausgelegt, dass dort auch ohne größeren Aufwand andere, höherwertige Produkte produziert werden könnten, zum Beispiel robustere Gläser, mit denen sich die Befüllgeschwindigkeit bei den Herstellern von Impfstoffen steigern lasse. Dies sei ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsfaktor, sagte Siemssen.

Mitmischen will das Düsseldorfer Unternehmen auch, wenn Covid-Impfstoffe in vorfüllbare Glasspritzen abgefüllt werden dürfen. Der Markt für solche Spritzen wachse ohnehin schon zweistellig, so Siemssen. In diesem Bereich will das Unternehmen am Standort Bünde in Westfalen, in Nordmazedonien, in Mexiko und in Asien aufstocken.

Finanzvorstand Bernd Metzner rechnet angesichts dieser Wachstumsinvestitionen nicht damit, dass der Verschuldungsgrad - bezogen auf das bereinigte EBITDA liegt er derzeit bei 3,3 - innerhalb der nächsten zwölf Monate sinken wird. Perspektivisch wolle man aber wieder bei 2,5 bis 3 landen, sagte Metzner. Allerdings bleibe dank enorm stabiler Cashflows des Unternehmens und der hohen Vorhersagbarkeit der Ergebnisse auch bei höherem Leverage noch ein Investmentgrade-Rating möglich. In den ausstehenden Anleihen sei ein Leverage bis 3,75 erlaubt. Das gebe rund 100 Millionen Euro Spielraum für Investitionen.

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July 13, 2021 06:00 ET (10:00 GMT)