Hamburg/Berlin (Reuters) - Nach dem Rückschlag durch die Pleite der asiatischen Kreuzfahrtgruppe Genting schöpft der Verwalter der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern neue Hoffnung.

Der bisherige Eigner, der malaysische Milliardär Lim Kok Thay, habe Kontakt zu ihm aufgenommen und signalisiert, dass er weiterhin Interesse an der Abnahme des Kreuzfahrtschiffes "Global One" habe, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Offen sei, ob das Schiff dann in Wismar oder anderswo auf der Welt fertiggestellt werden solle. Morgen wirbt dafür, das bereits zu drei Viertel fertige Kreuzfahrtschiff in der Ostsee-Werft zu Ende zu bauen, da die Beschäftigten dort das Schiff kennen. Morgen hatte die Belegschaft zuvor über den Stand informiert.

Nach der Insolvenz von Genting ist weiter unklar, ob die zur chinesischen Gruppe gehörende Dream Cruises als Abnehmer für die für 9500 Passagiere ausgelegte "Global One" in Wismar ausfällt. Deshalb hat Morgen die Suche nach anderen Käufern intensiviert. "Wir sind mit mehreren ernsthaften Interessenten für das Schiff in Gesprächen", sagte er. Namen nannte Morgen nicht.

Für die Mitarbeiter läuft unterdessen die Zeit davon. Die Frage ist, wie lange sich die Gespräche mit den Interessenten hinziehen. "Das wird nicht bis zum ersten März klappen können", sagte Morgen. "Selbst wenn wir einen neuen Abnehmer haben, bräuchte wir einen neuen Bauvertrag und eine neue Bauzeitfinanzierung. Das geht nicht innerhalb von wenigen Wochen." Voraussichtlich Anfang März wird das Insolvenzverfahren eröffnet.

Die IG Metall fordert deshalb eine Überbrückung für die rund 2000 von der Insolvenz betroffenen Beschäftigten. In Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter will die Gewerkschaft erreichen, dass möglichst vielen Mitarbeitern an den Standorten in Rostock, Stralsund und Wismar der Wechsel in Transfergesellschaften ermöglicht wird. "In Wismar geht es zunächst darum, eine ausreichend große Mannschaft zu halten", sagte Bezirkschef Daniel Friedrich. "Ohne Arbeiter und Konstrukteure lässt sich das Kreuzfahrtschiff Global 1 weder für Genting noch einen anderen Interessenten fertigbauen." Dafür müsse zunächst die Finanzierung aus der Insolvenzmasse geklärt werden. Auch mit der Landesregierung würden Gespräche geführt, sagte Friedrich.

Die Bundesregierung hofft auf einen Neufanfang für den Ostsee-Werftenkonzern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte im Bundestag, die MV-Insolvenz sei nicht das Ende, sondern hoffentlich eine Chance für einen Neuanfang. Das Ausfallrisiko für den Bund hänge von der weiteren wirtschaftlichen Tätigkeit des Konzerns ab. Es gehe um knapp 100 Millionen Euro ausgegebene Gelder sowie Bürgschaften, die aber nicht abgerufen worden seien.

Die MV Werften hatten Anfang Januar Insolvenz angemeldet, nachdem in Verhandlungen zwischen dem Genting-Konzern sowie dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern keine Lösung für die weitere Finanzierung gefunden worden war. Vergangene Woche hatte Genting Hongkong selbst juristische Schritte für die Abwicklung eingeleitet. Die Kreuzfahrtgruppe hatte zuvor erklärt, wegen der MV-Werften-Pleite in Deutschland Kredite über 2,8 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen zu können.