2022

HALBJAHRES- FINANZBERICHT

ZWISCHENLAGEBERICHT

GESCHÄFTSVERLAUF

WESENTLICHE VERÄNDERUNGEN

IM BETEILIGUNGSBEREICH

Am 11. April 2022 erwarb die GELSENWASSER AG 100 % der Anteile an der Blitz G22-434 SE, Gelsenkirchen. Diese wurde mit Eintragung in das Handelsregister zum 20. April 2022 in die GELSENWASSER Beteiligungen SE umfirmiert. Die GELSENWASSER AG beabsichtigt, die von ihr ge­ haltenen Anteile­ an der CHEVAK Cheb a.s., der KMS KRASLICKÁ MESTSKÁ SPOLECNOST s.r.o. sowie der TEREA Cheb s.r.o. in die GELSENWASSER Beteiligungen SE auszugliedern­. Ziel ist es, die gesellschaftsrechtliche Struktur im Hinblick auf die tschechischen Beteiligungen zusammenzufassen. Die Hauptversammlung der GELSEN­­ WASSER AG am 15. Juni 2022 hat der Ausgliederung zuge- stimmt. Die Anmeldung zur Eintragung in das Handels­ register Gelsenkirchen erfolgte am 19. Juli 2022, die Eintragung­ in das Handelsregister ist bisher noch nicht er- folgt.

NEUE VERTRAGSABSCHLÜSSE

Im ersten Halbjahr 2022 konnten im Geschäftsbereich Was- ser drei Verträge mit Sonderkunden neu abgeschlossen bzw. verlängert werden. Insgesamt ist mit diesen drei Ver­ trägen eine jährliche Absatzmenge von rund 9,5 Mio. m³ Wasser verbunden.

Im Segment Energievertrieb wurden im ersten Halbjahr 2022 aufgrund des Akquisestopps nur einige wenige Gas- und Stromlieferverträge mit Weiterverteilern und Industriekunden neu abgeschlossen. Im Gasbereich liegt die erwartete Ab- satzmenge aus diesen Verträgen, die sich über die Liefer­ jahre 2022 bis 2025 verteilt, bei rund 7,2 GWh (davon ent­ fallen 4,6 GWh auf das Geschäftsjahr 2022). Im Bereich Strom liegt die erwartete Absatzmenge bei rund 0,6 GWh (für das Geschäftsjahr 2022 wurden keine Verträge ge- schlossen).

ANPASSUNG DER WASSERPREISE FÜR TARIFKUNDEN

Die GELSENWASSER AG legt den Wasserpreis nicht selbst fest. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Wasser­ versorgern erstellt ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungs­ unternehmen jedes Jahr ein Gutachten über die Kosten, die tatsächlich für die Wasserversorgung entstanden sind. Zeigt dieses Gutachten eine wesentliche Differenz zwischen den Kosten und Erlösen, kann eine Anpassung verlangt werden. Im Falle eines Widerspruchs durch die kommunale Seite entscheidet die sogenannte Ständige Schiedsstelle end­ gültig, ob und in welcher Höhe der Wasserpreis angepasst werden darf.

In den hiervon betroffenen Versorgungsgebieten konnte die GELSENWASSER AG den Trinkwasserpreis acht Jahre konstant halten. Das jährliche Kostengutachten zeigte nun, dass eine Anpassung unumgänglich ist, um die Preisstei­ gerungen in mehreren Bereichen wie Material und Tiefbau, Personal und Energie abzufedern. Die Ständige Schieds­ stelle hat über eine Preisanpassung entschieden, sodass sich der Mengenpreis (brutto) für Tarifkunden zum 1. Juli 2022 um 0,2654 € auf 2,0737 € pro m3 Trinkwasser er-­ höht hat.

WASSERABSATZ LEICHT GESUNKEN

Der Wasserverkauf des Gelsenwasser-Konzerns lag im ers- ten Halbjahr 2022 mit 113,3 Mio. m³ um 1,6 Mio. m³ unter der Abgabe des Vorjahresvergleichszeitraums.

Dabei hat die Kundengruppe Wiederverkauf 3,1 Mio. m³ weniger Wasser abgenommen.

Mit Industrie- und Haushaltskunden konnte hingegen ein Absatzplus von insgesamt 1,5 Mio. m³ Wasser erzielt wer- den.

ERDGASABSATZ GESUNKEN

Der Gasabsatz des Gelsenwasser-Konzerns ist im Berichts- zeitraum gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 6,6 TWh auf 43,0 TWh gesunken. Der Absatzrückgang resultiert mit 6,2 TWh hauptsächlich aus der Zentralen Gasbeschaffung der GELSENWASSER AG. Der Rückgang ist auf die stark gesunkene Liquidität des Gasmarkts zurückzuführen. Der Endkundenvertrieb verzeichnete einen Absatzrückgang um insgesamt 0,4 TWh.

STROMABSATZ GESTIEGEN

Der Stromabsatz des Gelsenwasser-Konzerns betrug im ersten Halbjahr 2022 6.470 Mio. kWh und ist damit gegen- über dem Vorjahresvergleichszeitraum (4.013 Mio. kWh) deutlich gestiegen. Die Mehrabgabe in Höhe von 2.457 Mio. kWh entfiel ausschließlich auf die Zentrale Strombeschaffung und betrifft die Handelsmengen.

ZAHL DER MITARBEITENDEN LEICHT GESTIEGEN

Zum 30. Juni 2022 waren im Gelsenwasser-Konzern 1.642 Mitarbeitende tätig und somit vier Mitarbeitende mehr als zum 31. Dezember 2021. Die Erhöhung resultiert aus dem anhaltenden Aufbau des Stromnetzbetriebs, insbesondere der Substitution von Fremdleistungen im Bereich Markt­ service.

ERTRAGSLAGE

UMSATZERLÖSE GESTIEGEN

Die Umsatzerlöse erhöhten sich gegenüber dem Vorjahres- vergleichszeitraum um 4.368,9 Mio. € bzw. 266,8 % auf 6.006,6 Mio. €. Zurückzuführen ist dieser sehr starke Anstieg auf deutlich höhere Marktpreise an den Energiemärkten. Dabei haben sich insbesondere die Erlöse aus dem Gasver- kauf um 3.375,0 Mio. € auf 4.489,4 Mio. € deutlich gestei-­ gert. Die Erlöse aus dem Stromverkauf nahmen um 291,0 % bzw. 998,1 Mio. € zu und belaufen sich auf 1.341,1 Mio. €. Die Erlöse aus dem Wasserverkauf erhöhten sich um 2,0 Mio. € auf 116,1 Mio. €. Die übrigen Umsatzerlöse sanken um 8,6 Mio. € auf 74,1 Mio. €.

JAHRESÜBERSCHUSS GESTIEGEN

Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit ist im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022 gegenüber dem Vor­ jahresvergleichszeitraum um 0,5 Mio. € auf 34,8 Mio. € ge- sunken. Dabei wurde der Wegfall des im Vorjahr das Ergeb- nis erheblich belastenden zinsbedingten Sondereffekts bei der Marktbewertung einer Beteiligung durch fehlende Er­ träge aus Netzabgängen sowie witterungsbedingt geringere Durchleitungsentgelte größtenteils kompensiert. Den im Wesentlichen durch Tariferhöhung gestiegenen Personal- aufwendungen und höheren Abschreibungen standen die deutlich höheren Umsatzerlöse und Erträge aus Terminge- schäften, die die erheblich gestiegenen Materialaufwendun- gen und Aufwendungen aus Termingeschäften mehr als aus- gleichen konnten, gegenüber.

Das Beteiligungsergebnis lag mit 27,8 Mio. € um 7,7 Mio. € über dem Vorjahresvergleichswert und resultiert im Wesent- lichen aus den at Equity bewerteten Beteiligungen.

Insgesamt führten der leichte Rückgang beim Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit und das höhere Beteiligungs- ergebnis zu einem um 7,2 Mio. € auf 62,6 Mio. € verbesser- ten Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT).

Das Zinsergebnis verbesserte sich um 0,4 Mio. € auf -1,6 Mio. €. Die Ertragsteuern verminderten sich um 0,3 Mio. € auf 1,0 Mio. €.

Der Jahresüberschuss beläuft sich dadurch insgesamt auf 60,0 Mio. € und liegt um 7,9 Mio. € über dem Vorjahreswert.

FINANZ- UND VERMÖGENSLAGE

FINANZLAGE

Zum Bilanzstichtag des ersten Halbjahres 2022 hatte die GELSENWASSER AG ihre Kreditlinien mit verschiedenen Kreditinstituten auf insgesamt 290 Mio. € ausgeweitet. Die Kreditlinien wurden zum 30. Juni 2022 in Höhe von 145,4 Mio. € in Anspruch genommen. Von den Kreditlinien waren 240 Mio. € unbefristet gewährt, 50 Mio. € hatten eine Lauf- zeit bis Ende Juli 2022. Zu Beginn des zweiten Halbjahres

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dieses Geschäftsjahres wurde die befristete Kreditlinie ebenfalls in eine unbefristete Kreditlinie umgewandelt und eine weitere Kreditlinie in Höhe von 25 Mio. €, befristet bis Ende Juli 2023, gewährt. Insgesamt verfügt die GEL­ SENWASSER AG damit aktuell über Kreditlinien in Höhe von 315 Mio. €.

Das kurzfristige Gesellschafterdarlehen der Wasser und Gas Westfalen GmbH, Bochum, über 120 Mio. € wurde im Juni 2022 durch langfristige Gesellschafterdarlehen ersetzt. Die Wasser und Gas Westfalen GmbH gewährt der GELSEN- WASSER AG nunmehr Darlehen in Höhe von insgesamt 160,5 Mio. €, mit Laufzeiten zwischen drei Jahren und neun- einhalb Jahren. Zum 30. Juni 2022 waren diese Darlehen, die in Höhe von 145,5 Mio. € festverzinslich sind, vollständig ausgezahlt.

Die GELSENWASSER AG hat darüber hinaus im Juni 2022 festverzinsliche Darlehensverträge mit der NORD/LB, Bremen, und der NRW.BANK, Düsseldorf, über insgesamt 60 Mio. € mit Laufzeiten von 15 bzw. 20 Jahren abgeschlos- sen. Die Auszahlung dieser Darlehen ist im ersten Halbjahr 2022 noch nicht erfolgt.

Einen tieferen Einblick in die Finanzlage geben die Kapital- flussrechnung im Zwischenabschluss sowie die Erläuterun- gen hierzu im Konzernanhang.

VERMÖGENSLAGE

Das Gesamtvermögen des Gelsenwasser-Konzerns beläuft sich zum 30. Juni 2022 auf 11.629,3 Mio. €. Es erhöhte sich gegenüber dem 31. Dezember 2021 um 3.888,3 Mio. €. Der Anstieg betrifft die langfristigen, noch stärker aber die kurzfristigen Vermögenswerte.

Die langfristigen Vermögenswerte erhöhten sich insgesamt um 1.641,6 Mio. €. Dieser Anstieg ist zum größten Teil (mit 1.653,2 Mio. €) auf die Bewertung der offenen Warentermin- geschäfte mit positiven Marktwerten zurückzuführen.

Die kurzfristigen Vermögenswerte liegen mit 7.210,8 Mio. € um 2.223,6 Mio. € über dem Wert zum 31. Dezember 2021. Ursächlich hierfür sind hauptsächlich die um 2.064,6 Mio. € gestiegenen positiven Marktwerte der offenen Warentermin- geschäfte. Diese sehr deutliche Zunahme wurde durch den erneuten Preisanstieg an den Gas- und Strommärkten im ersten Halbjahr 2022 verursacht. Darüber hinaus haben sich auch die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen signifikant um 108,0 Mio. € auf 297,5 Mio. € erhöht.

Die zur Veräußerung bestimmten Vermögenswerte betreffen Beteiligungen an assoziierten und Gemeinschaftsunter­ nehmen, die im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022 veräußert werden sollen.

Das Eigenkapital des Gelsenwasser-Konzerns ist im Ver- gleich zum 31. Dezember 2021 um insgesamt 134,6 Mio. € gestiegen. Diese Entwicklung ist neben der guten Ergebnis- situation vor allem auf die hauptsächlich zinsbedingte Ab- senkung der Pensionsverpflichtungen zurückzuführen, die im ersten Halbjahr 2022 - unter Berücksichtigung latenter Steuern - das Eigenkapital erfolgsneutral um 123,6 Mio. € erhöht hat. Gegenläufig haben ebenfalls zinsbedingte Effekte aus der erfolgsneutralen Marktbewertung einiger Beteiligungen das Eigenkapital um 22,9 Mio. € reduziert.

Die langfristigen Schulden sind um 1.690,5 Mio. € auf 3.392,2 Mio. € gestiegen. Dabei resultiert die mit Abstand größte Veränderung aus den offenen Warenterminge­ schäften mit negativen Marktwerten, deren Wertansatz sich im ersten Halbjahr 2022 um 1.649,5 Mio. € erhöht hat. Deutlich erhöht - um 155,5 Mio. € - haben sich auch die langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Un- ternehmen aufgrund der neuen langfristigen Gesellschafter- darlehen der Wasser und Gas Westfalen GmbH.

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Der Anstieg der kurzfristigen Schulden um 2.063,2 Mio. € wird - korrespondierend zu der Entwicklung bei den kurz­ fristigen Vermögenswerten - maßgeblich durch die Er­ höhung der negativen Marktwerte aus offenen Warentermin- geschäften (+ 2.067,5 Mio. €) verursacht.

Aus heutiger Sicht sind weiterhin keine Einzelrisiken erkenn- bar, die allein den Fortbestand des Unternehmens mittel­ fristig gefährden können. Durch einen gleichzeitigen Eintritt mehrerer wesentlicher Risiken sind jedoch eine erhebliche Ergebnis- und Liquiditätsbelastung denkbar.

RISIKO- UND CHANCENBERICHT

Gegenüber den im Lagebericht für das Geschäftsjahr 2021 dargestellten Risiken und Chancen des Gelsenwasser-­ Konzerns hat sich die Bewertung der Lage in den Monaten Januar bis Juni 2022 - nicht zuletzt wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und der damit verbundenen Tur­ bulenzen - wesentlich verändert. Im Falle eines Embargos von russischem Gas würden sich aufgrund möglicherweise deutlich steigender Preise und höherer Volatilitäten an den Energiemärkten insbesondere die Risiken in der Energie­ beschaffung und im Energievertrieb signifikant erhöhen. Zu diesen Risiken, die in den vergangenen sechs Monaten wertmäßig gestiegen sind und im Falle eines Gas-Embargos noch weiter steigen könnten, gehören vor allem die Risiken aus Energielieferverträgen mit Weiterverteilern, die Men­ genflexibilitäten enthalten, und aus dem Energiehandel resultierende­ Kreditrisiken. In Bezug auf die Kreditrisiken bestehen­ für Gelsenwasser in der gegenwärtigen Markt­ situation­ an den Energiemärkten hauptsächlich Risiken durch den Ausfall von Lieferanten und die damit verbundene Wiedereindeckung zu höheren Preisen. Unter bestimmten Voraussetzungen, insbesondere der Feststellung einer "Gasmangellage", könnten die mit einer Wiedereindeckung verbundenen höheren Kosten jedoch aufgrund der Ände­ rungen des Energiesicherungsgesetzes innerhalb der Liefer- kette oder über eine Umlage an die Kunden weitergegeben werden. Für die Energienetzgesellschaft des Gelsenwasser- Konzerns bestehen im Embargo-Fall Ergebnisrisiken aus höheren Forderungsausfällen, geringeren Durchleitungs- mengen und möglichen Schadensersatzklagen nicht geschützter Kunden. Wesentliche Risikoanstiege konnten darüber hinaus in Bezug auf die Beteiligungserträge und die Zinsaufwendungen festgestellt werden.

PROGNOSEBERICHT

Für das Geschäftsjahr 2022 wird aktuell ein Ergebnis vor Ertragsteuern erwartet, welches bis zu 10 % unter dem Niveau des budgetierten Ergebnisses von rund 90,8 Mio. € liegen wird. Wesentliche Ursache für diese Einschätzung sind steigende Gestehungskosten, insbesondere im Segment Wasser. Diese Ergebnisprognose steht unter der Un­ sicherheit, welche weiteren Auswirkungen sich aus dem Krieg in der Ukraine in den nächsten Monaten, insbesondere auf die Energiemärkte, ergeben werden. Diese können das erwartete Konzernergebnis für das laufende Geschäftsjahr sowohl positiv als auch signifikant negativ beeinflussen.

Gelsenkirchen, 9. August 2022

GELSENWASSER AG

Der Vorstand

Henning R. Deters

Dr.-Ing. Dirk Waider

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Gelsenwasser AG published this content on 12 August 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 12 August 2022 05:38:08 UTC.