Peking/Paris (Reuters) - Renault geht seine lange erwartete Aufspaltung an und produziert Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe künftig mit dem chinesischen Autobauer Geely.

Dazu soll ein Joint Venture gegründet werden, an dem sich beide Partner je zur Hälfte beteiligen, wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten. Der französische Autokonzern kommt damit einen großen Schritt bei seinem Umbau weiter, der auf eine Trennung des Zukunftsfeldes Elektromobilität vom langfristig verschwindenden Verbrennergeschäft zielt. Zu dem Gemeinschaftsunternehmen gehören 17 Fabriken und drei Forschungs- und Entwicklungszentren mit insgesamt 19.000 Beschäftigten. Es soll seinen Sitz in London haben und im kommenden Jahr an den Start gehen.

Die Sparte für Elektroautos, in der Renault mit seinem langjährigen japanischen Partner Nissan weiter zusammenarbeiten will, soll in der zweiten Jahreshälfte 2023 an die Börse gebracht werden. Nissan werde voraussichtlich neben anderen Investoren eine Beteiligung an einem dafür geplanten Gemeinschaftsunternehmen übernehmen, an dem Renault die Mehrheit behalten will. Verhandlungen darüber ziehen sich aber hin. Insidern zufolge meldete Nissan unter anderem Bedenken an, geistiges Eigentum über Verbrennungstechnologie mit Geely zu teilen. Nissan äußerte sich zunächst nicht zu der Vereinbarung zwischen Renault und Geely. Die Gespräche mit Nissan gingen weiter, erklärte Renault.

Die Aktie des französischen Autobauers fiel um mehr als vier Prozent, weil sich Anleger Details zum Stand der Gespräche über die Zukunft der japanisch-französischen Allianz erhofft hatten. Renault-Chef Luca de Meo sagte, der Konzern wolle der Allianz eine neue Chance geben. Er verglich den Bund mit Nissan aber auch mit einer Ehe - "wichtig ist, dass wir unsere eigenen Hobbys und unser eigenes Leben haben", betonte de Meo. Für eine Einigung haben sich die beiden Autobauer eine Frist bis 15. November gesetzt.

Neben der Sparte für Verbrenner und der für E-Autos bündelt Renault sein Geschäft in drei weiteren Bereichen: Die Sportwagenmarke Alpine, Finanzdienstleistungen und neue Mobilitätsdienste sowie Recyclingaktivitäten. "Wir gründen unabhängige Unternehmen, die sich auf strukturell profitablere Aktivitäten konzentrieren", sagte de Meo vor Investoren.

Der frühere VW-Manager war Mitte 2020 an die Spitze von Renault gerückt und hatte eine umfassende Restrukturierung des schwächelnden Autobauers angestoßen. Während sich Hauptkonkurrent Peugeot mit Fiat Chrysler zu Stellantis zusammenschloss, gliedert sich Renault künftig in fünf Geschäftsfelder, an denen sich Partner beteiligen können. So will Renault bis 2025 eine operative Rendite von acht Prozent und fünf Jahre später von zehn Prozent erreichen, wie de Meo sagte. Aktuell verdient der Autobauer vor Steuern und Zinsen fünf Prozent vom Umsatz.

(Bericht von Norihiko Shirouzu, Gilles Guillaume, geschrieben von Ilona Wissenbach und Jan C. Schwartz; redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)