(Neu: UBS-Analyst im vorletzten Absatz, Kursentwicklung aktualisiert)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Maschinen- und Anlagenbauer Gea traut sich angesichts der Fortschritte bei der Restrukturierung mittelfristig eine etwas höhere Profitabilität zu. Auch kurzfristig zeigt sich das Unternehmen trotz der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zuversichtlich und kündigte am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr für 2021 ein Wachstum für Umsatz und Ergebnis an. Die Aktien legten am Donnerstag kräftig zu.

Das Unternehmen hatte lange Zeit vor allem unter hausgemachten Problemen gelitten. Auch auf Druck aktivistischer Investoren war der ehemalige Konzernchef Jürg Oleas vor zwei Jahren gegangen. Seit Februar 2019 versucht nun der vormalige Chef des Pressenherstellers Schuler, Stefan Klebert, Gea wieder auf Kurs bringen. Er startete eine Restrukturierung, verkaufte Unternehmensteile, um die Komplexität zu verringern. Das beginnt sich nun auszahlen. Erst jüngst wurde sein Vertrag denn auch bis Ende Dezember 2026 verlängert.

Mittelfristig peilt der Manager nun eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Restrukturierungsaufwand von 12,5 bis 13,5 Prozent an nach bisher für 2022 in Aussicht gestellten 11,5 bis 13,5 Prozent, wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteilte. 2020 blieben 11,5 Prozent des Umsatzes als operatives Ergebnis hängen, nach knapp 10 Prozent ein Jahr zuvor.

Der MDax-Konzern profitierte dabei von einer effizienteren Beschaffung, baute aber auch mehr als 800 Vollzeitstellen ab auf rund 19 300 per Ende 2020. Seit August ist zudem bekannt, dass die Produktion teilweise von Deutschland nach Polen verlagert wird und die Fertigung am Standort Bodenheim bei Mainz bis Ende 2024 eingestellt werden soll. Hinzu kommt die Trennung von Unternehmensteilen, wie dem Geschäft mit Stall- und Milchkühltechnik oder dem Kompressorenhersteller Bock.

In absoluten Zahlen erreichte Gea 2020 einen operativen Gewinn von 532,5 Millionen Euro und damit gut elf Prozent mehr als 2019. Der Umsatz fiel 2020 hingegen um fünf Prozent auf gut 4,6 Milliarden Euro. Während der Umsatz leicht hinter der durchschnittlichen Analystenschätzung zurückbleibt, liegt das Ebitda vor Restrukturierungsaufwand etwas darüber. Die Aktionäre sollen nun eine unveränderte Dividende von 0,85 Euro je Aktie erhalten.

Auch wegen der Corona-Pandemie sammelte Gea mit 4,7 Milliarden Euro auch knapp 5 Prozent weniger Aufträge ein als 2019. Dabei erholte sich das Neugeschäft im Schlussquartal deutlich im Vergleich zu den vorangegangen Monaten. Unter Druck stand 2020 vor allem das Projektgeschäft der Bereiche Nahrungsmittel und Getränke, während es mit Blick auf die Pharma- und die Chemieindustrie sowie die Milchverarbeitung besser aussah. Mit den Anlagen des Konzerns melken etwa Bauern ihre Kühe, es werden Lebensmittel verarbeitet, gefrostet und verpackt, aber auch Anlagen für Pharmaunternehmen zum Pressen von Tabletten haben die Düsseldorfer im Programm.

2021 peilt Konzernchef Klebert bei einem leichten Umsatzwachstum aus eigener Kraft ein operatives Ergebnis zwischen 530 und 580 Millionen Euro an. Der Analystenkonsens liegt in etwa in der Mitte der Spanne. Baader Bank-Analyst Peter Rothenaicher sieht den Ausblick indes als eher konservativ an. Zudem verdeutlichte das neue mittelfristige Margenziel das Vertrauen des Managements in die Entwicklung.

Auch Analyst Sven Weier von der schweizerischen Großbank UBS hob den Ausblick positiv hervor. In seinen Augen haben viele Investoren den jüngst deutlichen Anstieg der Preise für Milch und Milcherzeugnisse ebenso ignoriert wie die überraschend gute Nachfrage nach Molkereiprodukten in China. Das könnte sich positiv auf die Auftragslage von Gea auswirken.

Die Aktien der Gea Group näherten sich am Donnerstag mit einem Sprung bis auf 31,80 Euro dem oberen Rand der Spanne von rund 28 bis etwa 32 Euro, in der sie seit August feststecken. Gegen Mittag führte sie den Index der mittelgroßen Werte, MDax, mit einem Plus von noch gut drei Prozent auf 31,24 Euro an. Seit Klebert die Konzernspitze 2019 übernommen hat, ging es um fast 30 Prozent nach oben./mis/nas/stk