General Electric, einst in Schieflage geraten, hatte von 2017 bis 2021 Verluste in Höhe von 36 Milliarden Dollar angehäuft. Geplagt von den Fehlern der Vergangenheit, einer uninspirierten Unternehmensführung und erdrückt von der eigenen Größe, stand das einst stolze, hundertjährige Konglomerat kurz vor dem Kollaps.
Zum Höhepunkt der Pandemie war die Börsenkapitalisierung auf schlappe 50 Milliarden Dollar gefallen und hatte sich nur ein Jahr später, Ende 2021, als Culp die Aufspaltung in drei eigenständige Geschäftsbereiche – Luftfahrt, Energie und Gesundheit – ankündigte, auf gerade einmal 100 Milliarden Dollar erholt.
Die Marktwerte der drei neuen Einheiten – GE Aerospace, GE Vernova und GE Healthcare Technologies – summieren sich mittlerweile auf über 370 Milliarden Dollar, wobei allein GE Aerospace, das Juwel des Konzerns, mit 211 Milliarden Dollar bewertet wird. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Larry Culp, der erfahrene Manager von Danaher, sich entschied, diesen Bereich zu führen, wohl wissend, dass ein guter Jockey ein starkes Pferd benötigt.
Im vergangenen Jahr konnte GE Aerospace einen Anstieg der Aufträge um 32%, einen Umsatzanstieg um 9% und, nach Bereinigung um Restrukturierungskosten und Änderungen im Geschäftsbereich, einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um 56% im Vergleich zu 2023 verbuchen.
Der Aufschwung im Luftverkehr, der zu Vorpandemie-Niveaus zurückkehrte, sowie die Lieferengpässe bei Airbus und Boeing spielten GE in die Karten: Angesichts dieser Herausforderungen entschieden sich viele Fluggesellschaften für eine Remotorisierung ihrer bestehenden Flotten, was zu einem sprunghaften Anstieg der Bestellungen führte.
Culp bezeichnet das Jahr rückblickend als "epochal". Vor allem der Bereich der zivilen Luftfahrt hat das Unternehmen nach oben katapultiert, mit einem Umsatzplus von 13% und einer Betriebsgewinnmarge von 26,2%, die nicht nur weit über dem historischen Durchschnitt liegt, sondern auch die Ergebnisse von Konkurrenten wie Safran, Rolls-Royce oder Pratt & Whitney in den Schatten stellt.
Auch der Verteidigungssektor, der ein Viertel des konsolidierten Umsatzes ausmacht, verzeichnete ein starkes Jahr mit einem Umsatzwachstum von 6% und einer operativen Marge von 11,2%. Der freie Cashflow stieg von 4,7 Milliarden auf 6,1 Milliarden Dollar und wurde großzügig in Form von Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückgegeben.
In der Folge kündigt GE eine Erhöhung der Dividende um 30% an und plant, im Jahr 2025 Aktienrückkäufe in Höhe von 7 Milliarden Dollar zu tätigen. MarketScreener äußert allerdings Bedenken hinsichtlich dieser Strategie, denn bei einem Aktienkurs von 197 Dollar und einem erwarteten Gewinn pro Aktie von 5,25 Dollar im nächsten Jahr liegt die Bewertung beim Achtunddreißigfachen des Gewinns.
Zwar besitzt GE eine herausragende Wettbewerbsposition im Kurzstreckensegment, das früher ein quasi Duopol mit Rolls-Royce bildete, doch hat sich der britische Konkurrent im Zuge seiner eigenen Restrukturierung zurückgezogen. Zudem erschweren strenge Regulierungen und komplexe Zulassungsverfahren den Markteintritt neuer Wettbewerber erheblich.
Trotzdem dürfen die herausragenden Ergebnisse von GE im Jahr 2024 nicht ohne Weiteres in die Zukunft projiziert werden – und die Rechtfertigung für massive Aktienrückkäufe bei den aktuellen Bewertungsmultiplikatoren birgt Risiken für die Aktionäre. Kurzfristig könnten diese Maßnahmen zwar den Aktienkurs stützen und Culps Führungsstärke untermauern, doch bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Entwicklung ist.