SCHARM EL SCHEICH (dpa-AFX) - Trotz der alarmierenden Erderhitzung wollen die allermeisten Öl- und Gasunternehmen einem neuen Datenreport zufolge ihre klimaschädliche Produktion stark ausbauen. Dies treffe auf 96 Prozent der knapp 700 erfassten relevanten Firmen in der öffentlichen Datenbank "Global Oil & Gas Exit List" (GOGEL) zu, wie die Naturschutzorganisation Urgewald und weitere 50 NGO-Partner am Donnerstag auf der UN-Klimakonferenz in Scharm el Scheich mitteilten. Seit dem letzten Daten-Update 2021 nahmen demnach die kurzfristigen Expansionspläne der Branche um 20 Prozent zu.

Weiter hieß es, derzeit unternähmen 512 Öl- und Gasunternehmen aktive Schritte, um 230 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent an bislang unerschlossenen Ressourcen in die Produktion zu bringen - und das innerhalb der nächsten ein bis sieben Jahre. Die Förderung und Verbrennung werde etwa 30 Mal so viel Treibhausgase freisetzen wie die jährlichen Emissionen der EU. Die mengenmäßig größten Förderprojekte verfolgen der Mitteilung zufolge die Konzerne Saudi Aramco, Qatar-Energy und Gazprom aus Russland.

Fiona Hauke von Urgewald sagte: "Um das 1,5-Grad-Limit halten zu können, müssen diese Öl- und Gasressourcen unbedingt im Boden bleiben." Gemeint ist das 2015 in Paris vereinbarte Ziel der Staatengemeinschaft, den Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Zuvor am Donnerstag hatte bereits eine Analyse des Climate Action Tracker aufgezeigt, dass in der aktuellen Energiekrise die Staaten weltweit in großer Eile viel Infrastruktur für Flüssiggas aufbauen - aber deutlich mehr als eigentlich benötigt wird. Den Daten zufolge könnte die absehbare Überversorgung an Flüssiggas schon 2030 etwa 500 Megatonnen erreichen. Das entspreche der fast fünffachen Menge dessen, was die EU 2021 an russischem Gas importiert habe. Und es sei das Doppelte der Gesamtmenge, die Russland zurzeit weltweit verkaufe./toz/DP/jha