Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Das deutsch-russische Konsortium Nord Stream 2 darf ein Teilstück seiner Gaspipeline in deutschen Gewässern weiterbauen. Das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ordnete dazu nach eigenen Angaben "die sofortige Vollziehung" einer zweiten Änderungsgenehmigung vom 14. Januar an. Die Freigabe gilt aber nur für eine zwei Kilometer lange Teilstrecke in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ). Dort darf ein speziell entsandtes russische Schiff seine Verlegungsarbeiten nun fortsetzen.

Gegen die Genehmigung im Januar hatten sowohl die Deutsche Umwelthilfe als auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Klagen eingereicht. Sie hatten nicht nur auf den Vogelschutz, sondern auch auf das jüngste Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichts verwiesen. Deswegen darf Nord Stream 2 seine Bauarbeiten in der deutschen See noch bis Ende Mai grundsätzlich nicht fortsetzen. Allerdings verlegte das deutsch-russische Konsortium auch in dänischen Gewässern Leitungen, weshalb das BSH es als erforderlich ansah, nun auch für das Bundesgebiet zu entscheiden.

"Nach sorgfältiger Abwägung aller zu berücksichtigenden Interessen ist diese Anordnung für eine Verlegung von 2 Kilometern erforderlich, damit die Pipeline, wie von der Vorhabensträgerin beabsichtigt, sicher im Bereich der deutschen AWZ auf dem Meeresboden temporär bis zum Weiterbau abgelegt werden kann", erklärte die Behörde mit Sitz in Hamburg und Rostock. Naturschutzaspekte stünden dieser Anordnung nicht entgegen, da die Rastzeit der Vögel im Mai ende. Auch wegen der Randlage dieses kurzen Abschnitts seien erhebliche Beeinträchtigungen geschützter Vogelarten und der Schutzziele des Vogelschutzgebietes Pommersche Bucht nicht zu erwarten, erläuterte BSH-Präsidentin Karin Kammann-Klippstein.

Nord Stream 2 ist zu 94 Prozent fertiggestellt. Der russische Gazprom-Konzern bringt rund die Hälfte der Finanzierung des 9,5 Milliarden Euro teuren Projekts auf. Zu den deutschen Finanzbeteiligten gehören Wintershall und der Energieversorger Uniper.

Die USA sowie mehrere osteuropäische Länder lehnen das Projekt vehement ab. Sie fürchten, dass dadurch die Abhängigkeit von russischem Gas in Deutschland und Europa steigt.

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May 17, 2021 06:17 ET (10:17 GMT)