SOFIA (dpa-AFX) - Um unabhängig von russischem Atombrennstoff zu werden, kauft Bulgarien Brennstoff für sein Kernkraftwerk Kosloduj bei westlichen Partnern. Vertreter von Westinghouse Electric Sweden, einer Tochterfirma des US-Konzerns Westinghouse Electric Company, und des bulgarischen AKW Kosloduj aus Sowjetzeiten unterzeichneten am Donnerstag in Sofia einen entsprechenden Vertrag. Auch mit dem französischen Unternehmen Framatome werde demnächst ein ähnlicher Vertrag unterschrieben werden, sagte Bulgariens geschäftsführende Energieminister Rossen Hristow.

In Bulgariens einzigem Atomkraftwerk Kosloduj an der Donau sind seit dem EU-Beitritt 2007 nur noch zwei 1000-Megawatt-Reaktoren in Betrieb. Der von Westinghouse vorerst in den nächsten zehn Jahren gelieferte Brennstoff ist Medienangaben zufolge für den einen der beiden Reaktoren bestimmt. Framatome werde den Brennstoff für den anderen Atomreaktor liefern. In beiden Fällen soll der verbrauchte Brennstoff in einer Anlage des Kernkraftwerks gelagert werden.

Angesichts der Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist Bulgarien auf den Atomstrom aus Kosloduj angewiesen. Auf das Kernkraftwerk entfällt gut ein Drittel der gesamten Stromerzeugung des EU-Landes, das Strom in andere Balkanländer exportiert.

Bei Gas hat sich Bulgarien schon unabhängig von direkten Lieferungen aus Russland gemacht. Da die Regierung in Sofia die vom russischen Gaskonzern Gazprom geforderten Zahlungen in Rubel ablehnte, stellte Gazprom Ende April alle Lieferungen für Bulgarien ein./el/DP/stw