Zürich (awp) - GAM führt ein straffes Sparprogramm durch und hat sich ein ambitioniertes Gewinnziel verpasst. Ein Verkauf des Vermögensverwalters steht aber nicht mehr zur Debatte. "Wir haben diese Optionen angeschaut, glauben momentan aber, dass die vorgelegte Strategie die beste ist, um Mehrwert zu schaffen", sagte CEO Peter Sanderson im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Ausgabe vom 10.06.2020).

Darüber hinaus hätten der Verwaltungsrat und er selbst aber "natürlich die Pflicht, zusammen mit den Aktionären ernst gemeinte Vorschläge zu prüfen, die langfristigen Mehrwert schaffen könnten." Zur Zukunft der margenschwachen Division Private Labelling sagte er: "Diese Division liefert gute Ergebnisse. Sie ist diversifiziert und hat starke Kundenbeziehungen. Das hilft uns über die ganze Gesellschaft hinweg."

Zurzeit beabsichtige er daher nicht, substanzielle Teile des Geschäfts - auch nicht diese Division - zu verkaufen. Im Gegenteil könne er sich vorstellen, wo sinnvoll, punktuell Teams hinzuzufügen, sagte Sanderson. Gespart werden muss allerdings. Daher sollen konzernweit 20 Prozent der Jobs wegfallen. "Der Stellenabbau konzentriert sich nicht auf bestimmte Teile im Unternehmen. Es geht grundsätzlich darum, Doppelspurigkeiten abzubauen und Funktionen zu zentralisieren."

Ziele für 2023 bestätigt

Dank der Einsparungen - so sei er überzeugt - werde GAM am Ende aber "stärker aus dieser Restrukturierung hervorgehen". Daher sei auch das aktuelle Ziel eines Vorsteuergewinns von 100 Mio. Fr. für 2023 - trotz Coronakrise - weiterhin erreichbar, betonte er. Im ersten Quartal 2020, besonders im März, seien die Märkte aber sehr turbulent gewesen. "Wir versuchen alle immer noch abzuschätzen, wo es in der Coronakrise hingehen soll", so Sanderson.

Die Krise habe GAM aber "zu einem klareren Denken und Handeln verholfen" - vor allem was das Sparen anbelangt. "Den Plan, den wir vor März vorgelegt hatten, liess sich relativ einfach intensivieren." Natürlich baue GAM Stellen ab und reduziere Kosten. Aber grundsätzlich gehe es darum, die Gesellschaft in eine Position zu bringen, aus der heraus man wieder wachsen könne.

Allgemein sei die Krise des Unternehmens inzwischen grundsätzlich ausgestanden. Die Abflüsse hätten sich sogar schon vor langem normalisiert. Die Liquidation der Fonds des entlassenen Fondsmanagers Tim Haywood habe aber dazu geführt, dass es länger gedauert habe, bis die Zuflüsse wieder die volle Stärke erreicht hatten, betonte der GAM-CEO. "Ein Teil der abgeflossenen Gelder ist bereits zurückgekehrt, und wir konnten auch Neuvermögen anziehen."

Als Meilensteine im 2020 möchte der CEO nun die SimCorp-Migration zum Abschluss bringen und Vertrauen bei den Kunden schaffen. "Wir werden eine starke Performance liefern und jede Gelegenheit ergreifen, die Gesellschaft in die Form zu bringen, die wir erreichen wollen."

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