Die japanische Wirtschaft ist wegen der Corona-Pandemie erstmals seit viereinhalb Jahren in eine Rezession gerutscht.

Das Bruttoinlandsprodukt fiel von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 3,4 Prozent, wie aus den amtlichen Daten am Montag hervorging. Konsum, Exporte und Investitionen sanken jeweils. Im Vorquartal war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sogar um 7,3 Prozent geschrumpft - vor allem wegen der Anhebung der Mehrwertsteuer, wegen der viele Käufe vorgezogen worden waren. Bei zwei negativen Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer Rezession.

Die Rezession dürfte sich im laufenden zweiten Quartal wegen der Corona-Krise erheblich verschärfen: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte rechnen mit einem Rekordminus von 22,0 Prozent. "Es ist so gut wie sicher, dass die Wirtschaft im laufenden Quartal einen noch tieferen Einbruch erleiden wird", sagte der Chefvolkswirt des Instituts Meiji Yasuda, Yuichi Kodama. "Japan ist in eine ausgewachsene Rezession eingetreten."

"UMSETZUNG SEHR LANGSAM"

Die Regierung hat bereits ein Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet etwa einer Billion Euro angekündigt, während die Notenbank ihre Hilfsprogramme ausgeweitet hat. Ministerpräsident Shinzo Abe plant einen weiteren Nachtragshaushalt, um neue Maßnahmen im Kampf gegen die Krise zu finanzieren. Viele Analysten gehen aber davon, dass die staatliche Unterstützung zu gering ist und zu spät kommen wird. "Wie immer in Japan ist die Umsetzung sehr langsam", sagte Fujitsu-Chefökonom Martin Schulz. "Die Erholung wird langsamer verlaufen, als von vielen erhofft." Es werde mindestens zwei Jahre dauern, bis sich das Land von der Krise erholt habe.

Das Coronavirus, das Ende 2019 erstmals in China auftauchte, hat weltweit bislang mehr als 310.000 Menschen getötet. Die Pandemie hat Lieferketten und Unternehmen massiv gestört, insbesondere in exportabhängigen Nationen wie Japan. So brachen die Ausfuhren im ersten Quartal um 6,0 Prozent ein und damit so stark wie seit rund neun Jahren nicht mehr. "Die Exporte nach China begannen im Februar zu sinken, gefolgt von einer Welle einbrechender Lieferungen nach Europa und in die Vereinigten Staaten", sagte Takeshi Minami, Chefökonom am Norinchukin-Forschungsinstitut.