(Berichtigt Tippfehler in der Überschrift)

- von Ludwig Burger

Frankfurt (Reuters) - Europas Arzneimittelhersteller warnen davor, wegen steigender Energiekosten einige billige Nachahmer-Präparate nicht mehr anbieten zu können.

In einem offenen Brief an die Energie- und Gesundheitsminister der Mitgliedstaaten der Europäischen Union forderte die Lobbygruppe der Generika-Industrie, Medicines for Europe, Unterstützung. Die Verfasser machen sich dafür stark, den Sektor patentfreier Arzneimittel in gelockerte Regeln für staatliche Beihilfen einzubeziehen. Dem Schreiben zufolge sind die Strompreise für einige Arzneimittelfabriken in Europa um das Zehnfache gestiegen, und die Rohstoffkosten zwischen 50 und 160 Prozent.

Adrian Van Den Hoven, Generaldirektor von Medicines for Europe, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die steigenden Kosten für Energie träfen einen Sektor, der aufgrund des Preisdrucks zu Konsolidierung gezwungen war, was den Markt anfälliger für Lieferausfälle und Engpässe mache. "Höhere Energiekosten fressen einfach alle Margen vieler Hersteller von unentbehrlichen Arzneimitteln in dem Festpreissystem auf, mit dem wir in Europa arbeiten", sagte er.

Der Verband vertritt Unternehmen wie Teva, die Novartis-Generika-Tochter Sandoz und die Fresenius-Tochter Kabi. Derweil ersuchen auch Generika-Verbände in den Mitgliedsstaaten die nationalen Gesundheitsbehörden um mehr Flexibilität bei den Arzneimittelpreisen, so Medicines for Europe.

Die 27 EU-Energieminister treffen sich am Freitag, um eine Einigung über Maßnahmen zur Linderung der Energiekrise in Europa zu erzielen. Dabei liegen Vorschläge zur Abgabe von Zufallsgewinnen auf dem Tisch wie auch eine Gaspreisobergrenze.

Ein Sprecher der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft - verantwortlich für die Vorbereitung und Leitung des Treffens - bestätigte den Erhalt des Schreibens. Er erklärte aber, dass die Gespräche am Freitag dazu gedacht seien, Vorschläge der Europäischen Kommission des Blocks zu genehmigen. Spezielle Lösungen für Arzneimittelhersteller seien nicht vorgesehen.

GENERIKA MAßGEBLICH BEI SCHWEREN KRANKHEITEN

"Aufgrund der direkten und indirekten Auswirkungen steigender Energiekosten werden wir vielleicht drei, vielleicht fünf Produkte einstellen", warnte Elisabeth Stampa, Geschäftsführerin des südspanischen Generika-Unternehmens Medichem. Kunden hätten etwa sechs bis zwölf Monate Zeit, um einen neuen Lieferanten zu finden, wenn ein Produkt ausläuft, erklärte sie. Die in Privatbesitz befindliche Gruppe setzte 2021 110 Millionen Euro um mit patentfreien Produkten wie Antibiotika-Tropfen, Blutverdünnern und Schizophrenie-Medikamenten. Zu den Kunden gehören Generikahersteller wie Teva und Viatris.

Generika machen etwa 70 Prozent aller in Europa abgegebenen Medikamente aus, viele davon zur Behandlung schwerer Krankheiten wie Infektionen oder Krebs. Laut der Lobbygruppe entfallen auf Generika aber nur 29 Prozent der Arzneimittelrechnungen.

(Unter Mitarbeit von Emilio Parodi in Maiöand und GabrielaBaczynska in Brüssel, geschrieben von Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)