--Fresenius senkt Ergebniserwartung wegen FMC und Vamed

--Bei Fresenius liegt Fokus auf Neuausrichtung des Konzerns

--FMC arbeitet an umfassendem Turnaround-Plan

(NEU: Drittquartalszahlen von Fresenius, Aussagen des Vorstands, weitere Details)

Von Britta Becks

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gesundheitskonzern Fresenius und seine Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) haben ihre Ergebnisziele für das laufende Jahr einmal mehr nach unten angepasst. Die Ende Juli im Zuge der Gewinnwarnungen gesenkten Umsatzziele der beiden Bad Homburger DAX-Konzerne haben dagegen unverändert Bestand. Auf FMC, der größten Tochter des Fresenius-Konzerns, lasten weiterhin der anhaltende Arbeitskräftemangel in den USA, hohe Fluktuationsraten und die damit einhergehenden hohen Lohnkosten. Zudem verzögern sich die Effekte der Verbesserungsmaßnahmen im nordamerikanischen Dienstleistungsgeschäft. Das Dialysedienstleister erwartet nun, dass diese Effekte im kommenden Jahr spürbar werden.

Der stark in den Vereinigten Staaten präsente Dialyse-Konzern rechnet vor diesem Hintergrund im laufenden Jahr nun mit einem Rückgang des Konzernergebnisses im hohen Zehner- bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich. Zuvor hatte die Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA für 2022 einen Rückgang des Konzernergebnisses im hohen Zehner-Prozent-Bereich in Aussicht gestellt. Das Umsatzwachstum erwartet FMC in diesem Jahr weiterhin im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Ursprünglich hatte FMC sich nach der langen Corona-Durststrecke in diesem Jahr vorgenommen, zu Gewinnwachstum zurückkehren und sowohl Umsatz als auch Konzernergebnis im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zu steigern.


Umfassender Turnaround-Plan bei FMC in Arbeit 

"Wir müssen weiterhin in einem schwierigen und hochgradig volatilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld agieren - mit anhaltender Inflation, die unser Ergebnis wie erwartet weiter belastet hat. Wir konnten die Zahl der offenen Stellen in unseren Dialysezentren reduzieren; sie blieb aber auf einem hohen Niveau. Das beeinflusst sowohl unsere Kosten als auch das Wachstum im Dienstleistungsgeschäft", erläuterte FMC-Finanzvorständin Helen Giza. "Bei aller Ernüchterung darüber, dass sich die eingeleiteten Maßnahmen in Nordamerika verzögert auswirken, sind wir zuversichtlich, dass unsere intensivierten Anstrengungen die nötigen Verbesserungen bringen werden."

"Das im FME25-Programm definierte neue Betriebsmodell und die dazugehörigen Einsparungen bilden eine wichtige Grundlage; gleichzeitig ist es aber dringend erforderlich, unsere operative Geschäftsentwicklung durch tiefgreifende Maßnahmen zu verbessern", sagte die seit Anfang des Monats amtierende neue FMC-Vorstandsvorsitzende Carla Kriwet. "Wir haben bereits mit der Ausarbeitung eines umfassenden Turnaround-Plans begonnen, zu dem auch eine Kultur der Leistung und klaren Verantwortlichkeiten gehören wird."

Dieser Turnaround-Plan zielt den weiteren Angaben zufolge vor allem auf die Herausforderungen im Geschäft mit Gesundheitsdienstleistungen in Nordamerika, die strukturelle Kostenbasis im Bereich Gesundheitsprodukte und ein erweitertes Sparprogramm.

Im dritten Quartal legte der Umsatz von FMC um 15 (währungsbereinigt 3) Prozent auf 5,096 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis sackte dagegen um 7 (währungsbereinigt 17) Prozent auf 472 Millionen Euro ab. Zurückzuführen ist dieser Rückgang hauptsächlich auf höhere Personalkosten sowie auf Kostensteigerungen in den Lieferketten. Die finanzielle Unterstützung der US-Regierung zum Ausgleich bestimmter Kosten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in Höhe von 80 Millionen Euro sorgte zumindest für einen teilweisen Ausgleich. Das Konzernergebnis sank um 16 (währungsbereinigt 24) Prozent auf 230 Millionen Euro.


Fresenius senkt Ergebniserwartung wegen FMC und Vamed 

Die Muttergesellschaft Fresenius, in deren Konzernergebnis rund ein Drittel des Ergebnisses der Dialyse-Tochter einfließt, passte ihr Ergebnisziel für das laufende Jahr nicht nur wegen FMC, sondern auch aufgrund der Entwicklung bei der kleinsten Sparte Vamed einmal mehr nach unten an. Die Fresenius SE & Co. KGaA rechnet im laufenden Jahr nun mit einem Rückgang des währungsbereinigten Konzernergebnisses um die 10 Prozent. Seit seiner Gewinnwarnung Ende Juli hatte der DAX-Konzern für dieses Jahr einen Rückgang des währungsbereinigten Konzernergebnisses im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Der währungsbereinigte Konzernumsatz soll im Gesamtjahr 2022 unverändert im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Die im Dienstleistungs- und Projektgeschäft tätige Sparte Vamed leidet unter höher als erwarteten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im Rehabilitationsgeschäft und bekommt im Projektgeschäft das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld zu spüren. Während der auf intravenös zu verabreichende generische Arzneimittel, klinische Ernährung und Infusionstherapien spezialisierte Unternehmensbereich Kabi und die Kliniksparte Helios ihre Jahresprognosen bekräftigten, senkte Vamed sowohl Umsatz- als auch EBIT-Ausblick für das Gesamtjahr.


Für neuen CEO hat Neuausrichtung des Fresenius-Konzerns Priorität 

Im abgelaufenen Quartal setzte die Fresenius SE mit 10,459 Milliarden Euro 12 (währungsbereinigt 5) Prozent mehr um als im dritten Quartal des Vorjahres. Analysten hatten im Mittel etwas geringere Erlöse von 10,194 Milliarden Euro erwartet. Das organische Wachstum betrug 4 Prozent. Das bereinigte EBIT ging um 9 Prozent bzw um währungsbereinigt 17 Prozent auf 949 Millionen Euro zurück. Hier hatte die Konsensschätzung lediglich auf 634 Millionen Euro gelautet.

Der bereinigte Gewinn nach Steuern und Dritten sackte auf 371 von 435 Millionen Euro ab. Analysten hatten einen etwas weniger starken Gewinnrückgang auf 388 Millionen Euro prognostiziert. Belastet wurde das Ergebnis vor allem von den gestiegenen Personalkosten bei Fresenius Medical Care in den USA sowie von Kosteninflation und der Neubewertung von Vermögenswerten im internationalen Projekt- und Servicegeschäft bei Fresenius Vamed.

"Wir bei Fresenius wissen, dass wir uns weiter verbessern müssen", sagte der seit Anfang Oktober amtierende Konzernchef Michael Sen. "Meine Prioritäten sind klar: Den Konzern neu auszurichten, Fresenius zu neuer Stärke zu verhelfen und Wert für unsere Aktionärinnen und Aktionäre zu schaffen. Unser Geschäft wächst, jedoch in einem schwierigeren Umfeld. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Produktivität durch strukturelle Anpassungen zu erhöhen. Wir haben begonnen, alle Geschäftsaktivitäten auf den Prüfstand zu stellen und schauen uns dabei das gesamte Portfolio an. Der Schwerpunkt liegt auf Rentabilität."

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October 30, 2022 15:10 ET (19:10 GMT)